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Job-Kolumne: Wie viel verdient ein Klavierbauer
Wie ich Klavierbauer geworden bin
Ich habe schon als Kind und Jugendlicher Klavier gespielt. Mich interessierte, was für Berufsperspektiven es in Verbindung mit diesem Instrument gibt. Darum habe ich nach meinem Abitur und dem anschließenden Besuch einer Handelsschule ein Praktikum bei einem Klavierbauer gemacht. Dort habe ich das Handwerk lieben gelernt. Mir wurde deutlich, dass ich diesen Beruf in all seinen Facetten später ausüben möchte. Denn dabei hat man eine ausgewogene Aufteilung zwischen körperlicher und geistiger Arbeit. Gleichzeitig hat man viel mit Instrumenten und Musik zu tun. In den darauffolgenden drei Jahren habe ich die Ausbildung zum Klavier- und Cembalobauer vor der Handwerkskammer Baden-Württemberg gemacht. Die Berufsschule war für mich dabei ein notwendiges Übel, ist aber natürlich unausweichlich, um die Theorie im Beruf zu erlernen. Nach der Ausbildung habe ich dann zwei weitere Jahre in meinem Lehrbetrieb gearbeitet. Anschließend arbeitete ich ein Jahr in einem Verkaufszentrum, das fertige Klaviere und Flügel anbietet und nur seltener größere Reparaturen durchführt. Vor zweieinhalb Jahren habe ich mich dann selbständig gemacht.
Was ein Klavier- und Cembalobauer macht
Zunächst einmal vorweg: Ich baue keine neuen Instrumente – das machen die großen Firmen. Ich bin stattdessen dafür da, Klaviere und Flügel in Stand zu halten. Am häufigsten mache ich frequenztechnische Bearbeitungen, sprich: Ich stimme Klaviere. Die Arbeit mit historischen Tasteninstrumenten, wie dem Cembalo, findet nahezu ausschließlich in Studiobetrieben statt. Dort werden historische Instrumente regelmäßig für Musikproduktionen verwendet. Meine Arbeitswoche teilt sich in Außendienst-, Werkstatt-, und Verwaltungsarbeiten auf. Im Außendienst habe ich Verträge mit Musikschulen und kulturellen Einrichtungen. Dort ist man als Klavierbauer für die Instandhaltung der Instrumente verantwortlich. Aus dem Außendienst resultieren Bearbeitungen des Spielwerks in der Werkstatt. Natürlich ist es notwendig, für diese Arbeiten mit dem geeigneten Werkzeug ausgestattet zu sein.
Vorstellung vs. Realität
Viele Kunden denken, meine einzige Aufgabe sei es, Klaviere und Flügel zu stimmen. Das ist zwar die häufigste Tätigkeit von mir, jedoch bei weitem nicht das Einzige. Wenn das Klavier gestimmt ist und wieder gut klingt, gebe ich weitere Vorschläge zu klanglicher und spieltechnischer Optimierung. Oft ist es auch ratsam, den Standort des Instruments zu überdenken, da Temperatur und Luftfeuchte den Klang und das Spielverhalten beeinflussen. Die Kunden sind sich häufig gar nicht im Klaren, dass viel mehr Arbeiten durchgeführt werden können als nur routinemäßige Stimmungen.
Was der Job mit dem Privatleben macht
Durch die Selbständigkeit fühle ich mich viel freier als in einem Angestelltenverhältnis. Früher hatte ich ganztägige feste Arbeitszeiten und war unflexibler, was die eigene Tagesgestaltung angeht. Jetzt habe ich die Freiheiten, ganz für mich allein zu entscheiden, wann und wie viel ich arbeite – sofern damit alle anfallenden Kosten gedeckt werden können. Wenn am Tag vier Stimmungen gemacht sind, kann ich mich entscheiden, ob ich schon am frühen Nachmittag zu meiner Familie fahre oder noch an anderen Aufträgen weiterarbeite.
Wie viel man als Klavierbauer verdient
Mein Einkommen schwankt stark je nach Auftragslage. Auch bei mir gibt es ein Sommerloch, in dem ich dann häufiger in der Werkstatt arbeite und nicht noch zusätzlichen Außendienst fahre. Durch die Zusammenarbeit mit Kollegen habe ich aber grundsätzlich keine Probleme, an Kunden zu kommen. Je nach Monat verdiene ich zwischen 3000 und 7000 Euro. Als Selbständiger ist es aber wichtig, die erhöhte Steuerlast und soziale Vorsorgeaufwendungen nicht außer Acht zu lassen. Pro Stimmung verdiene ich 140 Euro brutto, das sind dann etwa 120 Euro ohne Mehrwertsteuer.
Welche Frage auf Partys immer gestellt wird
Meistens kommt auf Partys keine Frage, sondern einfach eine überraschte Reaktion auf meinen Beruf. Weniger junge Menschen entscheiden sich Klavierbauer zu werden. Die Reaktionen sind dann positiv und die Personen freuen sich, dass dieses Handwerk von jungen Leuten noch geschätzt wird.
Wie ich mir meine Zukunft vorstelle
Ich habe das feste Vorhaben, meinen Beruf erstmal weiter auszuüben wie bisher. Im Gegensatz zu vielen Klavierbauern möchte ich keine eigene Verkaufsstelle eröffnen. Das ist zwar ein schöner Gedanke, doch allein die verbundenen Kosten für Mitarbeiter, Miete und die Ausstellungsstücke müssen erstmal gestemmt werden. Ich halte es trotzdem für möglich, dass sich mein Arbeitsalltag zukünftig verändern wird wie zum Beispiel auszubilden oder Vorträge über das Handwerk zu halten. Klar ist für mich aber: Ich werde beruflich immer etwas mit Musik zutun haben.