- • Startseite
- • Jobkolumne
-
•
Gehalt: Was verdient eine Hochzeitsplanerin
Was Hochzeitsplaner:innen machen
Im Prinzip bin ich wie eine Bauleitung, nur für Hochzeiten. Ich recherchiere für das Brautpaar und organisiere ihre Hochzeit nach ihren Vorstellungen: angefangen bei der Location bis hin zur passenden Dekoration, dem DJ und Fotograf:innen. Am Tag der Hochzeit übernehme ich die Aufgaben der Trauzeug:innen und Familienangehörigen, sodass sie entspannt mit dem Brautpaar feiern können. Außerdem kümmere ich mich um alles, was schief geht. Zum Beispiel überbrücke ich das Programm, wenn die Hochzeitstorte zu spät geliefert wird, oder habe Ersatzringe dabei, falls die Hochzeitsringe vergessen werden.
Wie der Arbeitsalltag aussieht
Für eine Hochzeitsplanung habe ich im Schnitt zwölf Monate Zeit. Ich arbeite viel am PC, stelle Anfragen und vergleiche Angebote. Für jedes Brautpaar kreiere ich ein individuelles Hochzeitskonzept. Das beginnt bei den Farben und dem Stil des Hochzeitsfests und endet bei der Tischdeko. Natürlich muss ich auch viele Termine wahrnehmen. Zum Beispiel besichtige ich Locations oder treffe Florist:innen. Je näher die Hochzeit rückt, desto öfter telefoniere ich mit dem Brautpaar. Parallel baue ich stetig mein Netzwerk an Dienstleister:innen aus. Denn eine Hochzeit wird nur so gut wie die Dienstleister:innen, die ich dafür ausgesucht habe.
Wie ich Hochzeitsplanerin geworden bin
In der Oberstufe habe ich Kunst als Leistungskurs belegt. Parallel hat mir meine Tante das Nähen beigebracht. Weil ich Spaß daran hatte, habe ich Textil- und Modedesign studiert. Währenddessen habe ich für ein großes Modeunternehmen gearbeitet und geholfen, Betriebsversammlungen zu organisieren. Anschließend war ich eineinhalb Jahre im Einzelhandel sowie für verschiedene Firmen im Design tätig.
2018 hat mich eine befreundete Arbeitskollegin gefragt: „Hättest du Lust, uns bei der Planung unserer Hochzeit zu unterstützen?“ Ich habe zugesagt, weil mich Hochzeiten schon immer fasziniert haben. Während der Planung habe ich gemerkt, dass ich ein Händchen dafür habe. Und mir kam die Idee, die Hochzeitsplanung zu meinem Beruf zu machen. Zwei Jahre später habe ich meine Firma als Hochzeitsplanerin gegründet, weil ich immer schon selbständig arbeiten wollte. Da mein Job kein offizieller Ausbildungsberuf ist, habe ich parallel einen dreimonatigen Hochzeitsplaner:innen-Kurs der Industriellen Handelskammer in Baden-Baden absolviert. So wollte ich meinen Brautpaaren zeigen, dass ich wirklich Ahnung von dem habe, was ich mache. In dem Kurs habe ich gelernt, um was sich Hochzeitsplaner:innen kümmern. Ich bin zu Rechtsvorlesungen gegangen und habe eine Konditorin, einen Floristen und ein Brautmodegeschäft besucht. Das hat sehr geholfen, weil ich viele nützliche Tipps bekommen habe. Als Abschlussarbeit musste ich eine fiktive Hochzeit planen. Gekostet hat der Kurs etwa 1850 Euro. Durch meine Firmengründung habe ich einen staatlichen Zuschuss von 555 Euro erhalten.
Um Fotos für meine Homepage und Social Media zu bekommen, habe ich ein Styleshoot geplant, also ein Fotoshooting, bei dem eine Hochzeit nachgestellt wird. Aus dem Einzelhandel kannte ich viele Inhaber:innen von Modegeschäften, die mir dafür Kleidung gestellt und mich danach als Hochzeitsplanerin empfohlen haben. So habe ich meine ersten Aufträge erhalten.
Was der Job mit dem Privatleben macht
Emotional beeinflusst mich mein Job sehr. Denn die Probleme meiner Brautpaare nehme ich oft mit in mein Privatleben; sei es ein Streit oder aber Unverständnis in den Familien von gleichgeschlechtlichen Paaren. Das belastet. Um alles zu verarbeiten, rede ich viel mit Freund:innen darüber, besuche Fortbildungen und lese Bücher dazu. Anfangs hat sich mein Freundeskreis aber sehr verkleinert, weil viele nicht verstanden haben, dass ich als Selbständige weniger Zeit habe als zuvor. In der Hochphase, von April bis Oktober, arbeite ich meist sechs Tage die Woche von acht bis 20 Uhr.
Für meinen Job habe ich mir auch eine größere Wohnung gesucht, damit ich ein Büro habe. Außerdem habe ich eine zweite SIM-Karte, wenn ich in den Urlaub fahre und nicht gestört werden möchte. Und natürlich gehe ich auf Hochzeits-, Brautmode- und Einrichtungsmessen, um neue Dienstleister kennenzulernen, mich inspirieren zu lassen und zu schauen, was die Konkurrenz macht.
Wie sich Vorstellung und Realität unterscheiden
Es überrascht mich immer wieder, warum manche Bräute emotional werden. Ein Beispiel: Wir kommen in eine noch nicht dekorierte Location und die Braut bricht zusammen, weil der Ort ohne Deko nicht so aussieht, wie sie es sich vorgestellt hat. Da darf ich den Humor nicht verlieren. Unterschätzt habe ich auch, wie körperlich anstrengend der Job ist. Denn auf Hochzeiten arbeite ich teilweise bis zu 16 Stunden am Stück und muss manchmal unter Tische kriechen oder auf Leitern kraxeln.
Welche Eigenschaften man braucht
Ruhe und Gelassenheit, gerade wenn etwas nicht so funktioniert, wie es geplant war. Würde man als Hochzeitsplanerin panisch werden, würde es das Brautpaar erst recht. Für jedes Problem muss man eine Lösung parat haben. Aber auch Empathie ist wichtig, denn zwei, drei Monate vor der Hochzeit werden die Bräute in der Regel nervös und man muss sie beruhigen. Die Bräutigame sind meist erst am Abend vor der Hochzeit oder am Hochzeitstag selbst nervös. Dann muss ich ihnen auch mal gut zureden und einen Beruhigungsschnaps reichen. Außerdem muss man stets ehrlich sein, weil es um Geld geht. Für die Budgetplanung ist es sehr wichtig, gut mit Zahlen umgehen zu können. Und wer sich als Hochzeitsplaner:in selbständig machen will, braucht ein gewisses Durchhaltevermögen und Ehrgeiz. Denn es dauert einige Monate, bis man die ersten Aufträge erhält und man sich einen Namen gemacht hat.
Was die größten Herausforderungen sind
Es ist schwierig, seinen Arbeitsalltag zu strukturieren. Ich betreue bis zu 15 Brautpaare gleichzeitig. Daher muss ich unglaublich viel parallel machen, mich immer wieder auf unterschiedliche Charaktere einstellen, aber trotzdem das große Ganze im Blick behalten. Wenn einem Brautpaar eine Rückfrage einfällt, schreibt es direkt per Whatsapp oder ruft spontan an. Da muss ich gucken, dass keine Informationen verloren gehen. Wenn es mir privat mal schlecht geht, weil ich zum Beispiel Stress mit einer Freundin habe, darf sich das nicht auf die Arbeit auswirken. Ich muss immer der Sonnenschein sein, der die Stimmung hochhält.
Was ich auf Partys immer gefragt werde
Wenn ich sage, dass ich Hochzeitsplanerin bin, lautet der erste Satz immer: „Oh, dann hattest du es die vergangenen zwei Jahre nicht leicht.“ Ich lache dann und sage: „Nein, so ist es nicht.“ Im Gegenteil: Corona hat mir in die Karten gespielt. Ich hatte 2020 sehr viele kurzfristige Aufträge, weil viele Paare während des ersten Lockdowns ihre Hochzeitsplanungen unterbrechen mussten. Als dann in den Sommermonaten wieder alles gelockert wurde, sind viele von ihnen unter Zeitdruck geraten und haben Hilfe bei mir gesucht. Dadurch konnte ich innerhalb von einem Jahr in dem Beruf Fuß fassen. Viele sind aber auch fasziniert und fragen, was alles zu meinem Beruf dazugehört. Danach fangen allerdings die Diskussionen an, warum man eine:n Hochzeitsplaner:in überhaupt braucht. Meine Antwort darauf lautet: „Eine:n Hochzeitsplaner:in braucht man nicht, den:die leistet man sich.“
Wie viel man als Hochzeitsplaner:in verdient
Bei Berufseinsteiger:innen beginnt die Gage für eine Hochzeitsplanung bei 2500 Euro; bei mir beginnt sie inzwischen bei 3500 Euro. Je nachdem, wie viele Aufträge ich habe, verdiene ich im Monat etwa 4200 Euro brutto. Davon weg gehen die Steuern, der Krankenkassenbeitrag, die Miete sowie Internet- und Handykosten. Zusätzlich fallen Kosten für die Haftpflicht- und Rechtsschutzversicherung für meine Firma an. Und auch Druckerzubehör, Visitenkarten, Flyer und meine Homepage muss ich bezahlen. Auszahlen kann ich mir aktuell 2200 bis 2700 Euro netto. Was die wenigsten wissen: Nur ein Bruchteil der Hochzeitsplaner:innen kann davon leben. Die meisten haben einen anderen Hauptberuf oder zusätzlich Nebenjobs.