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Kein Gehalt für die Zweite-Liga-Fußballerin

Foto: SV 67 Weinberg Bearbeitung: jetzt

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Die Motivation

Mein älterer Bruder und mein Vater sind sehr fußballaffin, deshalb lief bei uns immer Fußball im Fernsehen. Mein Bruder war schon im Verein und irgendwie bin ich mit vier Jahren da auch reingerutscht. Bei uns im Dorf gab es aber auch nicht viel anderes. Damals habe ich noch mit den Jungs in der Mannschaft gespielt. Mit 13 Jahren bin ich zu den Mädels gewechselt und 2011 habe ich dann im Sturm beim SV 67 Weinberg angefangen, einem kleinen Verein bei Ansbach. Damals war das noch in der Regionalliga. Ab 2013 haben wir dann vier Jahre lang in der zweiten Bundesliga gespielt. Nach einer Saison Regionalliga sind wir letztes Jahr wieder in die zweite aufgestiegen: Damit hat echt keiner von uns gerechnet.

Als Mädchen unter Jungs

Jungs haben untereinander ja auch ein anderes Verhältnis als zu uns Mädels, aber mit den Jungs aus meinem Team hatte ich eigentlich nie Probleme. Nur von anderen Mannschaften kam früher die Aussage „Oh, die haben ein Mädel“. Als ich zehn war, habe ich mal kurz aufgehört und als ich dann zum ersten Mal wieder zum Training kam, hat ein Mitspieler gesagt: „Zum Glück kommt mal wieder jemand Gutes zum Fußball.“ Das hat mich echt gefreut.

Der Alltag

Ich habe dieses Jahr mein Masterstudium in Wirtschaftspädagogik abgeschlossen. Seitdem arbeite ich als Personalreferentin. Mit der Uni war der Sport natürlich leichter zu vereinbaren, da bin ich einfach mal nicht in die Vorlesung gegangen. Jetzt mit der Arbeit ist das schon schwieriger. Von 7 bis 16 Uhr bin ich in der Firma und danach fahre ich direkt zum Training. Das ist dienstags, donnerstags und freitags von 19 bis 21 Uhr und am Sonntag sind die Spiele. Das ist alles ziemlich stressig und ich muss jede Woche planen, damit ich auch noch meine Freunde und Familie sehen kann.

Der Teamgeist

Früher haben viele meiner Freunde nicht ganz verstanden, warum ich das mache. Finanziell springt nichts dabei raus und als ich 18 war, wollten die mich auch zum Feiern mitnehmen. Dann habe ich aber Woche für Woche abgesagt und deshalb wurde ich irgendwann einfach nicht mehr gefragt. Seitdem ich aber so hochklassig spiele, bekomme ich auch mehr Verständnis und Anerkennung aus meinem Freundeskreis und von meiner Familie. Wirklich greifbar ist das aber nur für die, die das genauso intensiv machen wie ich. Mein Team ist auch sowas wie meine zweite Familie.

Ich habe schon mal ans Aufhören gedacht, aber da hängt einfach zu viel Herz und Leidenschaft dran und wir sind auch so ein eingeschworener Haufen: Das würde doppelt schwerfallen.

Das Gehalt

Ich habe weder in der Regionalliga noch in der zweiten Bundesliga ein wirkliches Gehalt bekommen. In meinem kleinen Verein ist es undenkbar, etwas zu verdienen, aber andere Frauen in der Liga kriegen ein bisschen Geld. Selbst bei den Topclubs verdienen die Spielerinnen aber wenig: Genaue Zahlen kenne ich nicht, aber ich schätze höchstens 1000 Euro im Monat plus Ausrüstung. Das finde ich schon ein bisschen unfair.

Wenn wir lange Auswärtsfahrten zu Spielen haben und einen Tag vorher mit dem Bus anreisen müssen, bekommen wir die Fahrt, das Hotel und Frühstück am nächsten Tag gezahlt.

Lohnungleichheit Männer vs. Frauen

In den Ligen, in denen ich gespielt habe, können Männer bereits von ihrem Gehalt leben. Die verdienen schon in der vierten Liga, das ist bei ihnen die Regionalliga, sehr gut Geld. Auch darunter in der Bayernliga bekommen Männer teilweise vierstellige Beträge im Monat. Grundsätzlich ist es der selbe Sport mit den selben Regeln. Insgesamt interessieren sich viel weniger Menschen für Frauenfußball, deshalb gibt es auch weniger Einnahmen. Da kann ich verstehen, dass wir einfach weniger Geld bekommen und außerdem will ich persönlich auch meinem Verein nichts Schlechtes tun. Die können nicht mehr zahlen.

Genauso viel wie die Männern verdienen: Das ist utopisch, glaube ich. Das sind bei denen ja immens hohe Beträge. Aber man muss auf jeden Fall die Voraussetzung schaffen, dass Frauen vom Profi-Sport leben oder zumindest Arbeit und Fußball gut vereinbaren können. Wir wären schon froh, wenn wir nicht 40 Stunden arbeiten und danach noch ins Training hetzen müssten.

Der Spruch, der auf Partys fällt

Es kommt manchmal vor, dass Leute sagen „Du musst ja ziemlich gut verdienen“ oder mich „Großerverdiener“ nennen. Wenn ich dann sage: „Ich verdiene gar nichts“, fallen ihnen schon die Kinnladen runter.

Die Zukunft

Ich will diese Saison erst mal schauen, wie gut Beruf und Sport vereinbar sind. Mit spätestens 35 ist es im Fußball sowieso vorbei. Da werde ich vielleicht etwas hobbymäßig kicken oder einen Trainerschein machen. Oder erst mal das Leben ohne Fußball, meinen Fußball-Ruhestand, genießen, wenn es schon die letzten 25 Jahre nur darum ging.  

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