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Wie viel verdient eine Försterin?
Der Alltag im Forstbetrieb
Mein Revier liegt im Hunsrück, in Rheinland-Pfalz. Ich bin verantwortlich für das Revier, bei manchen Aufgaben arbeite ich aber mit unserem Forstamt zusammen. Jeder Förster hat ein Revier mit jeweils ungefähr 1800 Hektar. Im Wald selbst gibt es Hütten, in denen zum Beispiel Arbeitsmittel und Werkzeug gelagert werden. Wenn ich in meinem Revier unterwegs bin, kennzeichne ich abzuholzende Bäume mit Sprühfarbe oder kontrolliere die Wanderwege. Denn der Wald ist nicht nur ein Nutz-, sondern auch ein Erholungsort. Als Försterin gehe ich zur Jagd. Einmal im Jahr überprüfen wir den Rotwildbestand mithilfe von Scheinwerfern. Daraus ergeben sich anschließend die Zahlen, wie viele Tiere erlegt werden dürfen.
Man darf sich meinen Job aber nicht ganz so romantisch vorstellen: Den ganzen Tag einsam im Wald wandern tue ich dann doch nicht. Tatsächlich finden mindestens 60 Prozent meiner Arbeit im Büro vor dem Computer statt. Denn das Forstamt ist auch ein Verwaltungsbetrieb, auch wenn meine Arbeitszeiten nicht ganz die typischen Bürozeiten sind. Vieles hängt natürlich auch vom Wetter ab und kann von mir selbst gestaltet werden. Ich habe auch mal Termine am Wochenende und dafür dann unter der Woche frei.
Eine meiner Hauptaufgaben liegt in der Kontrolle und Organisation der Waldbestände. Mithilfe von Statistiken entscheide ich mit den anderen Förstern im Amt, wie viele Bäume zur Nutzung freigegeben werden dürfen und an welcher Stelle. Früher hat man das noch Abholzung genannt, aber das geht zu sehr in die Richtung Kahlschlag. Heute werden nur einzelne Bäume und keine Flächen mehr gefällt – da passt Nutzung besser. Nachhaltigkeit ist dabei das Grundprinzip. Der Begriff kommt auch aus der Forstwirtschaft und ist der Grundsatz jeglichen Handelns. Außerdem berechnen wir den Ertrag der Holzmasse. Ich muss neben der Holzernte auch planen, welche Baumarten an welcher Stelle nachgepflanzt werden sollen. Zudem achte ich darauf, dass wertvolle Biotope erhalten bleiben: Zum Beispiel kontrolliere ich, dass genügend Totholz übrig bleibt, das für den Lebensraum bestimmter Tierarten wichtig ist. Die neu gepflanzten Bäume werden per GPS in Karten eingemessen, damit man bei so großen Gebieten den Überblick bewahren kann. Andere Kollegen organisieren auch Führungen und Workshops im Wald, um das Bewusstsein für diesen wichtigen Ort zu schärfen.
Mein Weg in den Beruf
Ich bin sehr ländlich in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen und habe mich der Natur schon immer sehr verbunden gefühlt. Nach dem Abitur wusste ich nicht, wie ich weitermache. Erst habe ich mir überlegt, Biologie auf Lehramt zu studieren, aber mein Traumberuf wäre das eher nicht gewesen. Ein Freund meiner Eltern meinte dann: „Werd' doch Försterin!“ Das fand ich erst mal abwegig, weil ich darüber nie nachgedacht hatte. Doch dann hat sich der Gedanke immer weiter ausgeprägt und ich habe den Forstwissenschaftsstudiengang in Göttingen entdeckt. Daran hat mich vor allem die Vielseitigkeit interessiert. Wir hatten Vorlesungen und Seminare in den Bereichen Botanik und Chemie, aber auch in Waldbau und in BWL. Als ich dann noch ein Praktikum im Forstamt gemacht habe, wusste ich: Das ist es. Nach meinem Bachelor habe ich an der Mosel mein Anwärterjahr gemacht. Das ist wie ein extra Ausbildungsjahr, das man machen muss, wenn man bei einer Forstverwaltung arbeiten will. Man läuft ein Jahr mit einem Förster mit und lernt so die praktische Arbeit. Am Ende steht die Laufbahnprüfung, in der man sowohl schriftlich als auch mündlich und praktisch geprüft wird. Danach wurde ich gleich übernommen und bin nun Beamtin.
Die Motivation
Es sind nicht nur die Schönheit, das Draußen-Sein und die Ruhe, die ich an der Arbeit im Wald so liebe. Als Försterin habe ich ein Erbe angetreten. Denn schon andere Förster hatten dieses Revier vor mir inne und haben es erhalten, gepflegt und erneuert. Nun ist das meine Aufgabe. Oft kümmert man sich im Forstbetrieb einen Großteil seines Berufslebens um ein Waldstück. Eine zeremonielle Revierübergabe gibt es allerdings nicht. Das ist ein rein bürokratischer Prozess. Viele der Bäume in meinem Revier stehen schon seit Jahrzehnten dort und andere werde ich nie ganz ausgewachsen sehen, da ein Baum schon mal 80 bis 180 Jahre lang wächst. Ich bin ehrfürchtig, wenn ich an das Alter und das Überdauern des Waldes denke und spüre die Verantwortung, die ich dabei trage. Aber es ist auch sehr schön, ein Teil dieses großen, langen Prozesses zu sein und meine Spuren zu hinterlassen. Natürlich ist es toll, etwas Sinnvolles zu tun. Denn ich schütze den Wald und seine Artenvielfalt. Auch ist Holz gerade in Zeiten enormen Plastikkonsums ein wichtiger natürlicher Rohstoff, der bei uns per Gesetz nur nachhaltig gewonnen wird. Somit kann man bei heimischem Holz davon ausgehen, dass es nachhaltig ist.
Der Klimawandel
Der Klimawandel ist auf jeden Fall spürbar im Wald. Vor allem merken wir die Trockenheit. Das ist besorgniserregend. Selbst Eichen und Buchen, die seit Jahrhunderten hier heimisch sind, leiden darunter und sterben ab. Aber auch die immer häufigeren Stürme oder die Borkenkäfer sind ein Problem. Für mich und meine Kollegen wird es immer schwerer, das Jahr im Voraus zu planen. Denn wir können durch die Witterungen und die Trockenheit schlechter einschätzen, welche Bäume wir nutzen oder anpflanzen. In meinen ersten beiden Berufsjahren war kein Jahr wie erwartet. Deswegen gehört es auch immer mehr zu meinen Aufgaben, klimaresistentere Pflanzen auszusuchen und klimastabile Wälder aufzubauen.
Der Stressfaktor
Neben der immer größeren Trockenheit und ihren Folgen stressen mich vor allem die vielen verschiedenen Ansprüche, die an den Wald gestellt werden. Zum einen sind da der Arten- und Prozessschutz, dann noch Erholungssuchende wie Mountainbike-Fahrer und natürlich auch die Waldbesitzer, für die der Wald eine existenzielle Einnahmequelle ist. Indem ich entscheide, was ich pflanze, wo ich es pflanze und wie viel davon, trage ich damit auch finanziell viel Verantwortung.
Das Geld
Als Beamtin bekomme derzeit 2700 Euro brutto*. Das steigt aber auch mit dem Alter oder wenn man in der Forstverwaltung weiter aufsteigt.
Die Frage, die immer wieder gestellt wird
Es gibt zwei Fragen, die ich oft zu hören bekomme: „Wie? Das muss man studieren?“ oder „Aha, dann gehst du also jagen?“. Ich ärgere mich eigentlich nicht darüber. Ich finde es eher witzig und kläre gerne darüber auf. Auch wenn die meisten schon häufiger in ihrem Leben in einem Wald waren, scheint Förster doch ein unbekannterer Beruf zu sein. Und wenn ich es erklärt habe, finden es die meisten richtig cool, dass ich so etwas Sinnvolles und Wichtiges für die Gesellschaft und die Umwelt mache. Denn ich helfe auf eine sehr konkrete Weise. Ich kümmere mich um den Wald, einen sehr wichtigen Teil unserer Umwelt und schütze ihn somit auch. Das kommt schließlich auch unserer Luft und unserer Wasserversorgung zugute – und unserem Wohlbefinden, wenn wir im Wald spazieren gehen.
Dieser Text wurde am 24.06.2019 veröffentlicht und am 19.04.2021 nochmals aktualisiert.
* In einer früheren Version des Textes stand, sie würde gemäß eines Tarifs bezahlt werden. Für Beamt*innen gelten jedoch keine Tarife, sondern Besoldungsgruppen. Danke an den Leser, der uns auf den Fehler hingewiesen hat.