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Durchschnittlich 5000 Euro brutto für die Ärztin

Foto: privat / jetzt

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Die Station

Ich bin Internistin in einem kommunalen Krankenhaus in Viechtach im Bayerischen Wald. Da wir nur ein kleines kommunales Krankenhaus sind, kümmern wir uns auf unserer Station um fast alles: Wir bekommen Patienten mit Herzinfarkten oder Schlaganfällen, aber auch mit schweren Bauchkrämpfen oder Grippe. Nur für die ganz großen Notfälle, wie bei schlimmen Unfällen, sind wir nicht ausgerüstet. Die werden direkt in ein anderes Krankenhaus gebracht. Auch operiere ich als Internistin nicht, dafür gibt es Chirurgen.

Mein Tag beginnt in der Regel um halb acht. Vier bis sechs Mal im Monat habe ich aber eine 24-Stunden-Schicht und verbringe den gesamten Tag und auch die Nacht im Krankenhaus. Nachts bin ich dann mit den diensthabenden Pflegern alleine und damit die erste Ärztin vor Ort. Es gibt sehr ruhige Schichten, bei denen ich bis zu sieben Stunden schlafen kann, aber ich hatte auch schon Nächte, ohne mich nur eine Minute hinlegen zu können.

Die Ausbildung

Während der Schule habe ich nie davon geträumt Ärztin zu werden, ich war nach dem Abi auch eher planlos. Ich habe erst zwei Semester BWL studiert, aber dabei ziemlich schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist. Da ich Biologie in der Schule immer spannend fand, aber gleichzeitig Kontakt mit Menschen haben wollte, habe ich ein Praktikum in der stationären Pflege gemacht. Die körperlichen wie auch die seelischen Beschwerden der Menschen und die Behandlungsmöglichkeiten haben mich so sehr interessiert, dass ich daraufhin Medizin studieren wollte. Da ich aber nur einen Abiturschnitt von 1,7 hatte, habe ich erst einmal eine Ausbildung zur Krankenpflegerin angefangen. Ich hatte aber sehr viel Glück. Denn schon nach einem halben Jahr habe ich einen Studienplatz in meiner Heimatstadt Erlangen bekommen. Das lag vermutlich auch daran, dass es damals noch einen Heimvorteil gab und ich somit bei der Vergabe bevorzugt wurde. Das lange Warten, das heute viele ertragen müssen, konnte ich somit umgehen.

Ich habe mich auf die Allgemeinmedizin spezialisiert, da ich während meines Studiums ein Praktikum in einer Hausarztpraxis absolviert habe und ich diese Arbeit schätzen gelernt habe. Ich wollte mich von da an auch in Zukunft um die „alltäglichen“ Krankheiten von Menschen kümmern. Nach dem Studium muss man hier in Bayern als Allgemeinmediziner fünf Weiterbildungsjahre absolvieren – zwei davon in einer Praxis. Gerade mache ich mein drittes Jahr im Krankenhaus.

Die Motivation

Ich liebe es, einen anspruchsvollen Job zu haben. Natürlich gibt es auch im Arztberuf viele routinierte Abläufe, aber kein Patient ist gleich. Auf jeden muss man sich neu einlassen. Ich bin ständig körperlich und mental in Bewegung und immer wieder begegnet mir etwas Neues. Es ist ein Beruf, der mich fordert, der anstrengend, aber auch sehr belohnend ist, wenn ich sehe, dass ich den Menschen helfen kann.

Die Verantwortung

Gerade am Anfang musste ich lernen mir selbst zu vertrauen. Denn ja, man lernt viel im Studium, aber die Praxis sieht anders aus. Schließlich sind Patienten nicht theoretisch, sondern brauchen oft sofort konkrete Behandlungen. Vor allem meine ersten Nachtschichten alleine waren sehr herausfordernd, da ich abwägen musste, ob ich mit einem Fall alleine zurechtkam oder doch einen Kollegen wecken sollte. Um Hilfe bitten zu können, ist aber sehr wichtig. Ich habe hier im Krankenhaus zum Glück ein tolles Team, das mich jederzeit unterstützt. Mittlerweile bekomme ich mehr und mehr Routine und werde mir meiner selbst und meinem Vorgehen immer sicherer. Doch das Gefühl von Verantwortung und der Respekt vor meinen Patienten und meinem Beruf bleibt.

Die Belastung

Mittlerweile geht es mit dem Stress bei der Arbeit. Klar, nur drei Stunden Schlaf sind während einer 24-Stunden-Schicht wenig, doch viel anstrengender finde ich den Tag danach. Da ist dein Körper richtig fertig, und frei habe ich meistens nicht nach einer solchen Schicht. Gerade am Anfang meiner Weiterbildungszeit war auch die psychische Belastung sehr hoch. Ich wollte einfach keinen Fehler machen. Da ich viel Unterstützung durch meine Kollegen erfahre, hat sich das aber bereits gelegt. Wirklich schwierig ist es für mich aber nach wie vor, junge, kranke Menschen zu sehen – vor allem wenn es keine Heilung mehr gibt. Der Satz „Wir können nichts mehr für Sie tun“ stimmt so übrigens nicht. Als Arzt kann man immer etwas tun – wie zum Beispiel Schmerzen lindern – nur heilen kann man eben nicht immer. Das ist auch für mich immer eine Herausforderung. Denn manchmal muss ich diese Situation feststellen und diese dem Patienten und den Angehörigen mitteilen. Das ist immer schwierig, aber ich konzentriere mich dann darauf dennoch eine Möglichkeit zu finden, um die Beschwerden zu lindern.

Geld

Mein monatliches Gehalt variiert oft. Es kommt sehr darauf an, welche Schichten ich übernehme. Bei fünf bis sechs 24-Stunden-Schichten habe ich ungefähr 1000 Euro netto mehr im Monat, was zwar nach viel klingt, aber dafür, dass diese Tage unglaublich anstrengend sind, gar nicht mal so viel ist. Im Jahr verdiene ich in der Weiterbildungszeit 60.000 Euro brutto – also durchschnittlich 5.000 Euro brutto im Monat. Ich arbeite zwar voll und eigenständig, doch bin ich noch in der Ausbildung und lerne noch viel. Deswegen finde ich mein Gehalt trotz der großen Verantwortung angemessen. Später kann ich mit einer eigenen Praxis sehr gut verdienen. Je nachdem, wie viele Patienten ich aufnehme und wie oft ich Sprechstunden abhalte, kann ich mit einem Praxisumsatz von 120.000 bis 350.000 Euro brutto im Jahr rechnen. Davon gehen allerdings dann noch die Praxisausgaben ab.

Was ich auf Partys immer gefragt werde

Irgendwann rücken die meisten Leute mit ihren aktuellen Beschwerden raus und fragen mich nach meiner Einschätzung dazu. Ich gebe diese kleine außerordentliche Sprechstunde dann auch immer, auch wenn ich dem eigentlich behandelnden Arzt nicht hineinreden will.

Die Aussichten

Mein Ziel ist es, eine Hausarztpraxis auf dem Land zu führen. Seitdem ich mein erstes Weiterbildungsjahr in einer solchen Praxis verbracht habe, bin ich begeistert von der Idee. Denn auf dem Land ist der Umgang mit Patienten viel persönlicher. Ich machte oft Hausbesuche und die Menschen freuten sich, dass es noch Ärzte gibt, die aufs Land wollen. Auch mag ich die Nähe zur Natur und die Möglichkeit, hier im Bayerischen Wald Wintersport zu treiben. Das Schöne ist auch, dass mein Partner ebenfalls auf dem Weg zum Allgemeinmediziner ist und wir diese Praxis zusammen aufbauen wollen.

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