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2400 Euro brutto für den Tischler

Foto: Privat /Collage: jetzt.de

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Die Ausbildung

Ich bin seit August 2017 ausgelernter Geselle. Die Lehre dauert drei Jahre. Das erste Jahr ist das Berufsgrundschuljahr. Das verbringt man ausschließlich an der Berufsschule. Man lernt die Grundlagen von Holzverarbeitung und Maschinentechnik. Im zweiten und dritten Lehrjahr geht es dann mit dem sogenannten dualen Ausbildungssystem los: Man arbeitet vier Tage in der Woche in einem Ausbildungsbetrieb, das sind in der Regel Tischlereien. Einen Tag in der Woche ist man in der Berufsschule.

Die drei Lehrjahre schließt man mit der Gesellenprüfung ab. Die besteht aus einem theoretischen, einem praktischen und einem mündlichen Teil. Außerdem muss jeder Gesellenanwärter ein Gesellenstück anfertigen. Man darf also ein Werkstück vollkommen frei gestalten und muss es innerhalb von zwei Wochen fertigstellen. Ich habe ein Sideboard gebaut mit dem Thema „Longboard“. Das heißt, ich habe Teile eines Longboards in dieser niedrigen Anrichte verarbeitet. Bei den jungen Leuten kam es sehr gut an. Die älteren sind mit der Longboard-Szene nicht so vertraut. Denen musste ich erst mal erklären, was das genau ist. Im Nachhinein hat es ihnen aber auch gefallen. 

Das Hobby

Ich baue privat sehr gerne Longboards und Kleinmöbel, auch für Freunde und Verwandte. Zuhause habe ich eine kleine Werkstatt. Da ist eine Hobelbank drin, Handmaschinen, Werkzeuge und alles, was man zum Tischlern braucht. Longboards baue ich besonders gern, weil das ein Objekt ist, das man auch wirklich verwenden kann. Ich fahre selbst sehr gerne damit.

Auch für das Holz an sich interessiere ich mich sehr – seine Verarbeitung, seine verschiedenen Eigenschaften. Mein Vater und mein Großvater besitzen selbst Wälder. Wir sind zwar keine Forstwirtschaft, aber wir bewirtschaften diese Wälder. Vor allem auch, weil wir mit dem Holz heizen. Schon als Kind habe ich meinen Vater beim Holzarbeiten begleitet. Ab und zu ist mal eine schöne Fichte oder eine schöne Tanne dabei. Die geben wir manchmal in ein Sägewerk und lassen Bretter daraus machen. Die kann ich wiederum weiterverarbeiten.

Der typische Arbeitstag

Man glaubt immer, dass Tischlereien relativ klein sind. Aber unsere Firma hat eher Industriecharakter. Wir sind 90 Angestellte. Da gibt es eine strikte Arbeitsteilung. Das Meisterbüro ist ausschließlich fürs Planen der Werkstücke zuständig. Die Lackierer kümmern sich um die Oberflächen der Stücke. Und die Werkstattmeister leiten die Werkstätten. Ich bin ausschließlich für die Fertigung in der Werkstatt zuständig.

Bei uns geht der Arbeitstag schon um 6:45 Uhr los. Als Erstes bekomme ich vom Werkstattmeister einen Auftrag, der schon vom Meisterbüro durchgeplant wurde. Ich muss das passende Holz raussuchen, muss Holzfehler ausschneiden und so lange an dem Stück werkeln, bis es fertig ist. Es gibt natürlich für jede Bestellung eine Deadline. Manchmal bekommen wir auch außergewöhnliche Aufträge: Wir richten viele Flughäfen ein und die Rauchersalons, die es dort oft gibt. Die haben ganz ausgefallene Möbelstücke: Rund, schief, farblackiert. Manchmal sind spannendere Sachen dabei, manchmal weniger spannende. Das ist recht abwechslungsreich.

Ich arbeite aber nicht nur in der Werkstatt. Wenn ich in der Früh zum Werkstattmeister gehe, kann es auch sein, dass er mir sagt, dass ich auf die Baustelle fahren und vor Ort etwas aufbauen muss. 

Die Motivation

Es motiviert mich sehr, wenn ich an einem Auftrag arbeite und am Ende vor mir zum Beispiel ein fertiger Schrank steht. Ich kann dann sagen: Den habe ich selbst gefertigt. Wenn ich mir vorstelle, dass der Schrank bei einem Kunden aufgebaut wird, seinen Zweck erfüllt und in zehn oder 20 Jahren immer noch dort steht, dann macht mich das stolz. Es gibt natürlich auch Tage, an denen nichts vorangeht. Dann habe ich immer noch als Motivation im Hinterkopf, dass ich nach Feierabend für mich selbst etwas tischlern kann. Ich brauche immer eine Kleinigkeit, die ich für mich selbst bauen kann.

Die Anstrengung

Am Handwerk selbst habe ich nichts auszusetzen. Aber der Beruf ist körperlich sehr anstrengend. Besonders die Schlepperei, wenn man auf der Baustelle ist. Oft muss man die Möbel durch Treppenhäuser ohne Fahrstuhl tragen. Diese Bewegungen sind für den Körper komplett unnatürlich. Wenn man mal drei Wochen auf der Baustelle gearbeitet hat, hat man danach Rückenschmerzen.

Da wir überwiegend Gastronomie und Hotels einrichten, gibt es Zeiträume, die extrem stressig sind, und Phasen, in denen es lockerer zugeht. In den Wintermonaten herrscht zum Beispiel großer Stress, weil die Hotelketten mit ihren Hotels pünktlich zur Skisaison fertig werden wollen. Dann dauert der Arbeitstag auch mal 12 oder 13 Stunden statt acht. Auch am Samstag muss in diesen Phasen ab und zu gearbeitet werden. 

Die Sicherheit

Mir ist zum Glück noch nichts passiert, außer dass man sich mal in den Finger schneidet oder irgendwo reinhobelt. Es gibt auch wirklich viele Sicherheitsvorkehrungen. Die Berufsgenossenschaft, also die Organisation, bei der jeder Schreiner versichert ist, setzt diese Vorkehrungen auch voraus. Das mindeste, was jeder an Eigenschutz braucht, sind Sicherheitsschuhe und enganliegende Kleidung. Besonders an stationären Maschinen sind die Sicherheitsvorkehrungen extrem hoch. Das sind beispielsweise Tischkreissägen, also alles, wo rotierende Werkzeuge eingespannt sind. Von diesen Werkzeugen darf nichts freiliegen. Sonst darf man nicht mal in ihre Nähe kommen.

Schutzbrillen verwenden wir auch, Handschuhe soll man nicht tragen. Man verliert sonst das Feingefühl. Man könnte mit dem Stoff hängen bleiben und sich zum Beispiel den Finger abreißen. Zur Abschreckung werden immer Extremfälle geschildert. Man darf auch keine Kapuzenpullis tragen, weil die Kapuze sich in einem Bohrer verfangen und einen erdrosseln könnte. 

Das Privatleben

Ich habe eigentlich kein Problem, den Job mit meinem Privatleben zu vereinbaren. Ab und zu überschneidet es sich, wenn ich an einem Samstag arbeiten muss und dafür etwa nicht zum Skifahren gehen kann. Aber die Überstunden kann ich mir aufsparen und an einem anderen Tag freinehmen. Da das Tischlern auch mein Hobby ist, gehen Beruf und Privatleben oft auch ineinander über. 

Das Geld

In der Ausbildung verdient man so gut wie nichts. Im ersten Lehrjahr verdient man gar nichts, weil man Vollzeit zur Schule geht. Das zweite und dritte Lehrjahr sind verhältnismäßig schlecht bezahlt. Wirklich verdienen kann man erst, wenn man Geselle ist. Im Schnitt bekomme ich netto ungefähr 1.500 Euro, brutto durchschnittlich 2.400. Das variiert von Monat zu Monat, weil es darauf ankommt, wie viele Überstunden mir im Monat ausbezahlt werden. Denn ich kann selbst bestimmen, wie und wann ich die Überstunden vergütet bekomme: Ich kann sie entweder einlösen, indem ich mir für die geleistete Arbeitszeit frei nehme. Ich kann aber auch über die Firma Material bestellen und mit meinen Überstunden bezahlen. Oder ich lasse sie mir direkt auszahlen. Zu Weihnachten gibt’s natürlich auch Weihnachtsgeld und auch mal einen Sonntagszuschlag. 

Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird

Meistens sage ich den Leuten gar nicht, dass ich Tischler bin. Denn oft kommt sonst direkt die Frage, ob ich nicht irgendwas für sie bauen kann. In der Regel brauchen sie ein Möbelstück oder ich soll ihnen beim Umzug helfen oder sie haben einen Kasten, der vom ersten in den zweiten Stock transportiert werden muss. Aber natürlich sage ich nicht nein, wenn mich jemand mal drum bittet, einen Tisch für ihn zu machen. 

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