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Wie viel verdient ein Fotograf?
1500 bis 2000 Euro brutto für den Fotografen
Der Weg
Ich habe schon während des Zivildienstes angefangen, selbständig als Grafiker zu arbeiten. Dadurch kam ich zum Fotografieren – allerdings war das erst mal nur ein Hobby. Dabei habe ich irgendwann gemerkt, dass ich beim Fotografieren viel mehr Spaß hatte. Ich war mehr unterwegs, konnte kreativer sein und vor allem konnte ich mich weiterentwickeln. Beim Grafikdesign gibt der Kunde dagegen viel häufiger vor, was er gerne hätte und schränkt damit meinen kreativen Spielraum ein.
Die Kunden
Ich fotografiere Menschen und arbeite dabei vor allem mit mittelständischen Unternehmen, Privatleuten und Musikern zusammen. Was ich fotografiere, kommt dann auf den jeweiligen Wunsch und Anlass an. Genau dadurch ist mein Beruf auch so abwechslungsreich. Ab und an sind auch mal Events wie Hochzeiten dabei, obwohl ich mich darauf nicht spezialisiert habe. Ich bin eigentlich immer unterwegs und sehr selten in einem Studio. Wenn ich mal eine spezielle Location brauche, miete ich mir die an.
Die Branche
Die Branche ist hart umkämpft. Ohne Spezialisierung geht es eigentlich gar nicht mehr. Mit klassischer Porträtfotografie von Personen, die gerne schöne Bilder von sich hätten, würde ich kaum Geld verdienen. Ich habe mich deswegen auf eine sehr aufwendige Methode spezialisiert - die Brenizer-Methode oder Panoramaportrait. Kurz gesagt: Das funktioniert ähnlich wie bei der Panoramafunktion am Handy, nur habe ich keine Landschaft sondern eine Person im Mittelpunkt und erweitere mit der Technik die Umgebung. Solche Porträts möchten vor allem Leute, die besondere Fotos von sich haben wollen oder Bands und Unternehmen, die auf ihre visuelle Außenwirkung besonders viel Wert legen. Etwas, mit dem man ein einfaches Schnappschussbild niemals vergleichen kann. Andere Fotografen dagegen stellen sich sehr breit auf und liefern zum Beispiel zusätzlich auch noch Videos.
Um Kunden zu bedienen, ist es sinvoll, mehr als nur Fotografie anzubieten. Aus diesem Grund habe ich angefangen viel mehr auf konzeptioneller Ebene zu arbeiten, was mir ermöglicht, die komplette Visualisierung eines Projektes zu übernehmen. Das mache ich vor allem für Bands, die ein neues Album planen. Dann liefere ich nicht nur das Bildmaterial für das Cover und Booklet, sondern kümmere mich auch um alles Visuelle, das sonst noch dazugehört.
Die Motivation
Mit jedem neuen Projekt stehe ich auch vor neuen Herausforderungen. Das ist manchmal riskant und anstrengend. Denn ich muss mich während der Arbeit die ganze Zeit konzentrieren: Ich muss das Licht ständig im Auge behalten und auf Fluchtlinien und Strukturen achten, die das Zusammensetzen der Bilder später erschweren könnten. Der kleinste Fehler kann das ganze Bild ruinieren. Die Technik erfordert viel Erfahrung und Know-how, aber genau dadurch produziere ich auch kein Massenprodukt, sondern übe ein Handwerk aus. Und weil Fotografie ein solches ist, will ich dem Trend hin zu schneller, günstiger, aber uninspirierter Fotografie mit meiner Arbeit entgegenwirken. Gutes Handwerk braucht schließlich seine Zeit. Mir sind die Kunst und die eigenen Akzente bei der Arbeit wichtiger, als schnell viel Geld zu verdienen.
Das Geld
Zurzeit kann ich mich nicht beklagen. Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, mich zu spezialisieren – auch wenn bisher am Ende oft weniger rauskommt, als es vielleicht sollte. Es fließt doch recht viel Zeit in die einzelnen Aufträge. Außerdem lässt die Zahlungsmoral einiger Kunden zu wünschen übrig. Als Freischaffender ist man leider viel zu oft darauf angewiesen, dass die Leute pünktlich zahlen.
Die Arbeitszeiten
Manchmal gibt es Wochen in denen ich kaum zur Ruhe komme und wesentlich mehr Stunden arbeite als in einem 9-to-5-Job. Aber es gibt auch Wochen, die wesentlich entspannter sind. Das ist immer abhängig davon, wie aufwändig die Aufträge sind. Wenn ich mit einer coolen Band zusammenarbeite und ich mich künstlerisch austoben kann, investiere ich auch automatisch mehr, weil viel lieber Zeit. Auf der anderen Seite setzen Deadlines fest, wann was fertig sein muss. Und da viele Änderungen trotz Zeitpuffer oft sehr spontan und knapp vor einer Deadline kommen, bin ich gerade in Endphasen von größeren Projekten häufig sehr gestresst und unter Strom. Das wirkt sich dann natürlich auch negativ auf meine Beziehung und Freundschaften aus.
Die Frustration
Viele Menschen scheinen leider nicht zu verstehen, wie viel Arbeit in einem guten Bild steckt. Sie sehen einfach nicht, dass die Fotografie ein Handwerk ist. Natürlich kann jeder schnell mal ein Bild mit dem Handy oder der eigenen Kamera machen, doch Profis wissen eben, wie sie das Licht richtig einsetzen müssen, welche Kameraeinstellung am besten passt und was sie in der Nachbereitung noch aus dem Bild herausholen können. Es ist in den vergangenen zehn Jahren viel schwerer geworden, sich in der Branche zu behaupten. Es gibt beispielsweise fast immer jemanden, der zu günstigeren Konditionen fotografiert – da muss man sich in gewisser Hinsicht anpassen. Es gibt so viele gute Fotografen, die sich unter Wert verkaufen. Und leider auch viel zu viele Laien, die zu hoch gehandelt werden.
Die Frage, die immer auf Partys gestellt wird
„Kannst du Mal ein Bild machen?“ Meistens mache ich das dann auch. Persönlich finde ich es aber in meiner Freizeit viel schöner, Momente einfach so zu genießen, ohne sie andauernd mit einer Kamera festhalten zu müssen. Denn dann ist der Moment oft schon vorbei. Dem ganzen Wahnsinn um Instagram hänge ich deswegen auch nicht an. Ich habe es trotzdem, um es als Online-Portfolio zu nutzen. Es hilft mir bei der Vermarktung: Ab und zu mache ich für meine Follower auch eine Story, damit sie mich bei der Arbeit begleiten können. Aber private Dinge über Instagram preiszugeben, ist wirklich nicht mein Ding. Außerdem freue ich mich, wenn ich auch mal etwas ohne meine Kamera unternehmen kann und die Welt nicht immer nur durch eine Linse betrachte.