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Gehalt: Was verdient ein Uhrmacher
Simon arbeitet seit elf Jahren bei einem Juwelier in Oberstaufen im Allgäu als Uhrmacher. In seinem Job repariert und wartet er Uhren aller Art. Dafür braucht er Fingerspitzengefühl und Konzentration. Bedenken, dass das Handwerk aussterben könnte, hat er nicht.
Vorstellung vs. Realität
„Viele denken wegen der Bezeichnung ‚Uhrmacher‘, dass ich in meinem Job Uhren baue. Ich fokussiere mich aber auf die Reparatur der Uhren. In der Ausbildung habe ich allerdings gelernt, wie ich alle Teile einer Uhr selbstständig anfertige. Denn wenn man ein Ersatzteil nicht beim Hersteller nachbestellen kann, müssen wir es selbständig bauen.“
Wie mein Arbeitsalltag aussieht
„Uhrmacherei ist ein Handwerk, ich arbeite also in einer Werkstatt. Mein Werktisch sieht ein bisschen aus wie ein normaler Schreibtisch. Aber er ist höhenverstellbar, damit der Rücken gerade bleibt, und hat Armauflagen, die vom Ellbogen bis zum Handgelenk reichen, damit ich meine Hände ruhig halten kann. Für Großuhren machen wir auch Hausbesuche, nehmen die Uhr mit und liefern sie wieder zu den Kunden. Kleinere Reparaturen oder Reparaturen an großen Standuhren erledigen wir zum Teil direkt vor Ort.
Pro Tag muss ich normalerweise eine Revision machen. Konkret heißt das: Ich zerlege Werk und Gehäuse einmal komplett, überprüfe die Uhr, finde den Fehler und repariere sie. Dabei tausche ich Teile aus, reinige die Uhr, baue sie wieder zusammen, reguliere sie und ersetze im Gehäuse alle Dichtungen. Die wichtigsten Werkzeuge für die Arbeit sind Lupen, Pinzetten, Schraubendreher und ein Tablet. Das Tablet brauche ich, um die Anleitungen der Uhren zu sehen. Dort steht genau, welche Teile verwendet werden und wie man die Uhr wieder zusammenbaut. Die Kunst ist, das ohne Anleitung zu schaffen, was man mit ein bisschen Erfahrung gut hinbekommt.“
Wie ich zu dem Job gekommen bin
„Ich war schon immer von Technik fasziniert und wollte etwas Handwerkliches machen, bei dem man im Winter aber nicht die ganze Zeit draußen sein muss. Nach einem Praktikum bei einem Uhrmacher habe ich gemerkt, dass es genau das ist, was ich gesucht habe. Nach der Hauptschule habe ich drei Jahre lang die Ausbildung zum Uhrmacher gemacht, mit Blockunterricht in Würzburg. Ein guter Hauptschulabschluss reicht also schon für die Ausbildung. In Mathematik muss man aber wirklich fit sein. Das ist wichtig, zum Beispiel, um die Zahnräder einzustellen.“
Welche Eigenschaften man für den Job braucht
„Als Uhrmacher braucht man eine ruhige Hand, Fingerspitzengefühl, Konzentration, Geduld und viel Ruhe. Man darf nicht hektisch werden, wenn etwas nicht direkt funktioniert. Und man muss damit umgehen können, wie teuer viele der Uhren sind, an denen man arbeitet. Teils hat man ein Vermögen in der Hand. Da darf man sich nicht unter Druck setzen, dass man etwas kaputt machen könnte.“
Was ich an meinem Beruf mag und was nicht
„Die Arbeit mit dem Hochwertigen, die Abwechslung und der Kontakt mit Kunden machen mir am meisten Spaß. Es ist ein cooles Gefühl, wenn die Uhren nach der Reparatur wieder laufen und man das mit seinen eigenen Händen geschafft hat. An meiner allerersten Uhr habe ich ein bis zwei Wochen gearbeitet. Jetzt schaffe ich diese Arbeit normalerweise an einem Tag. Man geht also oft mit einem Erfolgserlebnis nach Hause. Es ist auch toll, die funktionstüchtige Uhr wieder zurückzubringen. Wenn die Kunden etwas zur Uhr fragen und du Antworten auf jede Frage hast, weil du das komplette Innenleben der Uhr kennst und sie in alle Einzelteile zerlegt hast, macht das echt stolz.
Es ist beruhigend, acht Stunden mit der Lupe an einer Uhr zu sitzen, fast meditativ. Aber für den Kopf auch sehr anstrengend. Eine echte Herausforderung ist für mich außerdem die Arbeit an Taschenuhren. Obwohl Uhren von innen fast alle gleich aufgebaut sind, fallen mir diese Reparaturen sehr schwer. Deshalb gebe ich Taschenuhren am liebsten an Kollegen mit mehr Begeisterung dafür ab, wenn ich die Möglichkeit habe.“
Was der Job mit dem Privatleben macht
„Ich bin auch privat Uhren-Fan. Meine Sammlung wächst immer weiter. Ich habe mittlerweile 30 oder 40 Armbanduhren, zum Teil richtige Schätzchen. Das hat mit Sicherheit der Job mit mir gemacht. Außerdem achte ich auch mehr auf die Uhren von anderen. Nach meiner Arbeit kann ich gut abschalten. Nur wenn ich mal an einer Uhr arbeite, an der ich den Fehler nicht finden kann, beschäftigt mich das im Nachhinein. Es gibt immer wieder Uhren, bei denen man irgendwann nicht weiterweiß. Dann beraten wir uns im Team. Irgendjemand hat meistens eine Lösung parat.“
Welche Fragen ich auf Partys gestellt bekomme
„Wenn ich erzähle, dass ich Uhrmacher bin, ist die erste Frage meistens, ob ich eine Rolex habe – ja, habe ich. Freunde und Bekannte fragen oft, ob ich ihre Uhr reparieren kann. Kleinigkeiten kann ich von zu Hause aus instand setzen. Viele sagen außerdem, sie würden bei meiner Arbeit vermutlich zittern und könnten das nie machen. Da bekommt man teilweise schon viel Bewunderung für.“
Wie viel ich verdiene
„Ich verdiene 3800 Euro brutto. Mit dem Gehalt komme ich gut aus und bin zufrieden, für einen Gesellen bei einem Juwelier ist das vergleichsweise viel. In einer Uhrenfabrik kann man deutlich mehr verdienen, weil man andere Tarife hat. Trotzdem wäre das nichts für mich. Die Fabriken sind viel größer, das gleicht eher Fließbandarbeit. Ich bleibe lieber beim traditionellen Handwerk und habe jeden Tag Abwechslung und Kundenkontakt, statt acht Stunden immer das Gleiche zu machen.“
Wie die Zukunft des Handwerks aussieht
„Ich habe keine Bedenken, dass es meinen Job irgendwann nicht mehr gibt. Trotz der Digitalisierung. Smartwatches zum Beispiel sind zwar immer verbreiteter und zum Sport ganz praktisch. Aber ich glaube, digitale Uhren können die hochwertigen mechanischen Uhren nicht ersetzen. Mit diesen Uhren kann man seinen persönlichen Geschmack und Lifestyle ausdrücken. Zum feinen Anzug eine Smartwatch zu tragen, ist eher unüblich. Da entscheiden sich die meisten für eine mechanische Uhr. Sie bleibt einfach ein Status- und Luxussymbol und hat eine hohe Anziehungskraft.“