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LGBTQ: Umfrage zur Situation in der Arbeit
Eines der Probleme, wenn es um die Beseitigung von Diskriminierung geht, ist, dass sie so schwer in Zahlen übersetzbar ist. Man kann nicht sagen, dass man zu 0,3 Prozent mehr benachteiligt wird als seine Kollegen und Kolleginnen. Dazu kommt, dass es unterschiedliche Arten der Diskriminierung gibt, die zwar voneinander abhängig sind, aber nicht immer zusammen auftreten: sprachliche, strukturelle, institutionelle, rechtliche und gesellschaftliche Diskriminierung etwa. Also: Wenn es eine rechtliche Benachteiligung gibt, geht damit normalerweise auch eine sprachliche und strukturelle einher, aber es kann auch strukturell diskriminiert werden, wenn es eine rechtliche Gleichstellung gibt.
Gerade im Arbeitskontext will man, dass es fair zugeht, dass man nach seinen Leistungen beurteilt wird – und nicht danach, wen man liebt oder welches Geschlecht man hat. Einer neuen Umfrage zufolge ist die Situation für LGBTQ-Personen an deutschen Arbeitsplätzen zwar nicht ganz schlecht, aber es gibt auch noch jede Menge Luft nach oben.
An der Umfrage, die LinkedIn bei dem Marktforschungsinstitut YouGov in Auftrag gegeben hatte, nahmen 1032 deutsche Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen teil, die sich als schwul, lesbisch, bisexuell, pansexuell/omnisexuell, transgender, intersexuell oder nicht-binär/genderqueer/genderfluid identifizieren. In dem Fragebogen geht es um die Themen Benachteiligung und Angst in der Arbeit. Wir haben für euch die drei interessantesten und aussagekräftigsten Zahlen herausgesucht:
91 Prozent
Das ist die gute Nachricht: Ganze 91 Prozent der Befragten gaben an, die Entscheidung, an ihrem Arbeitsplatz offen mit ihrer Sexualität oder Identität umzugehen, überhaupt nicht zu bereuen. Nur zwei Prozent bereuten diesen Schritt ganz klar. Dabei waren die beiden Hauptgründe, weshalb Menschen ihr Outing am Arbeitsplatz am Ende bereut haben, einmal, dass sich der Umgang der Kollegen mit ihnen geändert habe (38 Prozent) und zum anderen, dass sie deshalb jetzt berufliche Nachteile hätten (34 Prozent). Dabei ist die Dunkelziffer der Menschen, die negative Folgen durch ein Outing befürchten, höher: Schließlich haben sich der Umfrage zufolge nur etwa zwei Drittel der Befragten am Arbeitsplatz „geoutet“. Nachdem man sich generell eher in einem Umfeld offen zeigt, von dem man erwartet, dass es auf einen solchen Schritt positiv reagiert, ist schwer zu sagen, wie sich die 91 Prozent verändern würden, wenn sich auch das letzte Drittel outen würde. Übrigens: Von denen, die ihre Sexualität oder Identität für sich behalten, sagt mehr als die Hälfte, das liege daran, dass sie „Arbeit und Privatleben“ strikt trennen – das gehe „niemanden etwas an“.
28 Prozent
Die Studie fragt auch nach den Arten der Diskriminierung, die LQBTQ-Personen am Arbeitsplatz erlebt haben. Am häufigsten genannt wurden Witze und sexualisierte Kommentare (46 Prozent). Ganze 28 Prozent derer, die schon Diskriminierung erlebt haben, gaben an, Opfer von physischer Gewalt oder Mobbing geworden zu sein. Und ganze 14 Prozent berichteten, aufgrund ihrer Sexualität oder Identität gekündigt worden zu sein. Allerdings meinten „nur“ 22 Prozent, dass sie überhaupt schon einmal in der Arbeit benachteiligt worden seien. Zwar immer noch kein idealer Wert, es ist aber auch etwas beruhigend zu wissen, dass immerhin 73 Prozent der LGBTQ-Personen keinerlei Benachteiligung an ihrem Arbeitsplatz erlebt haben.
16 Prozent
Das ist das vielleicht traurigste Ergebnis: 16 Prozent, also mehr als jede und jeder sechste Befragte gibt an, aufgrund seiner oder ihrer Sexualität oder Geschlechtsidentität den Arbeitsplatz gewechselt zu haben. Einige auch mehr als einmal. Jeder, der sich schon einmal einen neuen Job und in Folge vielleicht auch einen neuen Wohnort suchen musste, weiß, unter wie viel Stress einen das stellt. Ganz abgesehen von dem Gefühl, eben nicht nach der Leistung bewertet zu werden. Diskriminierung ist der Umfrage zufolge also auf jeden Fall noch ein Problem am Arbeitsplatz.
mpu