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3180 Euro brutto für die Standesbeamtin

Foto: Michael Rosenstiel/Bearbeitung: SZ Jetzt

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Bevor Tanja, 27, Standesbeamtin wurde, arbeitete sie als Orthopädietechnikerin. Nach einigen Jahren wollte sie sich beruflich aber neu orientieren. Seit vergangenem Mai arbeitet sie als Standesbeamtin in Offenburg.

Wie mein Arbeitsalltag aussieht 

„Ich beurkunde im Standesamt Personenstandsfälle, von der Geburt über die Eheschließung bis zum Tod. Die erfordern oft eine gründliche Prüfung und die Ausstellung entsprechender Urkunden. Wir sind auch für Kirchenaustritte zuständig, was in letzter Zeit sehr zugenommen hat und somit auch unsere Arbeit ist. Meine Hauptaufgabe liegt in der Betreuung von Eheschließungen, einschließlich der Zeremonie, der Traurede und der Planung im Vorfeld. Ich verbringe viel Zeit damit, Voraussetzungen zu prüfen, Unterlagen zu besprechen und Termine zu koordinieren. Zusätzlich kümmere ich mich um die Einrichtung der Trauzimmer.“

Wie ich zu dem Job gekommen bin 

„Mit 16 Jahren habe ich eine Ausbildung zur Orthopädietechnikerin gemacht.  

Im Laufe der Jahre haben sich meine Interessen aber geändert, daher habe beschlossen, mich noch einmal umzuorientieren. Bei meinem alten Job hatte ich vereinzelt Verwaltungsaufgaben übernommen und dabei gemerkt, dass ich Spaß daran habe. Bei meiner Recherche im Internet über der Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte habe ich entdeckt, dass man auch Standesbeamtin werden kann. Als ich das gelesen habe, war ich direkt Feuer und Flamme und konnte es mir gut vorstellen. Ich habe mich für eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten beim Landratsamt Ortenaukreis entschieden, da ich zunächst in einer größeren Verwaltungseinrichtung Einblicke gewinnen wollte. Schließlich habe ich nun die Stelle beim Standesamt der Stadt Offenburg bekommen. Für diese Position musste ich ein Grundseminar für Standesbeamte absolvieren.“  

Was der Job mit dem Privatleben macht 

„Ab und zu muss ich mal samstags arbeiten, weil viele Trauungen an diesem Tag stattfinden. Eine Freundin hat mich mal gefragt, ob ich ihre freie Trauung halten möchte. Ich glaube, es ist sehr verbreitet, dass man hin und wieder als Freie Traurednerin einspringt, aber das ist natürlich kein Muss.“ 

Welche Eigenschaften man für den Job braucht  

„Es ist sehr wichtig, Einfühlungsvermögen und ein bisschen Sensibilität gegenüber verschiedenen Situationen zu haben – gerade beim Thema Sterbeurkunde. Da haben die Menschen erst kurz vorher einen nahen Angehörigen verloren. Ich habe zudem fast täglich mit ausländischen Staatsbürgern zu tun, die sich über eine Eheschließung informieren. Da ist interkulturelle Kompetenz notwendig, um sich über verschiedene Sprachen und Kulturen hinweg zu verständigen. Viele kommen aus dem Ausland und brauchen das Heiratsvisum, da steckt oft viel Aufwand dahinter und man muss vermitteln, dass eben gewisse Voraussetzungen erfüllt werden müssen. Da ist es besonders relevant, genau und gewissenhaft zu arbeiten, weil wir Nachweise und Beweismittel durch Urkunden schaffen. Viele Vorschriften und Gesetze müssen in Deutschland auch sehr genau genommen werden. Bevor ich also eine Urkunde ausstelle, muss ich immer erst die Voraussetzungen prüfen und viele notwendige Unterlagen einbringen.“ 

Vorstellung vs. Realität  

„Grundsätzlich ist die Vorstellung natürlich, dass man als Standesbeamtin hauptsächlich Eheschließungen durchführt. In der Realität ist der Job aber umfangreicher und man hat auch mit anderen Personenstandsfällen zu tun. Tatsächlich gehört viel mehr dazu, zum Beispiel Geburten und andere Aufgabenbereiche des Standesamts. Das wird oft nicht so wahrgenommen. Viele haben die Vorstellung, dass es auf dem Amt entspannt sei und behaupten, bei uns werde nur Kaffee getrunken. Dabei ist es deutlich mehr Arbeit als das Klischee vermuten lässt.“ 

Welche Fragen ich auf Partys gestellt bekomme 

„Die häufigste Frage, die man mir stellt, ist, ob auch schon mal jemand bei einer Trauung ‚Nein‘ gesagt hat. Meine Antwort lautet immer: ‚Zum Glück nicht‘. Ich hoffe inständig, das bleibt so, denn ich müsste dann die Trauung abbrechen, und das möchte ich ehrlich gesagt nicht erleben.“

Wie viel ich verdiene 

„Das Gehalt hängt auch von der Erfahrungsstufe ab. Wir werden nach Tarifvertrag bezahlt, und je länger man hier ist, desto höher ist das Gehalt. Momentan liegt es bei mir bei 3180 Euro brutto, ab März ändert sich das auf 3566 Euro. Ich bin mit dem Gehalt sehr zufrieden, vor allem damit, dass es regelmäßig aufgrund der Erfahrungsstufe steigt.“ 

 Wie romantisch der Job wirklich ist  

„Es ist immer eine Herausforderung, die Bedürfnisse der Leute zu erfüllen. Schließlich erhoffen viele, dass der Tag der Trauung der schönste Tag in ihrem Leben wird. Wir möchten dem auch so gut wie möglich entgegenkommen. Am Ende sind wir aber noch immer eine Behörde und haben unsere zeitlichen und finanziellen Grenzen, was die Trauungen angeht. Das Gleichgewicht zu finden, ist oft nicht einfach. Gerade vor vielen Leuten eine Rede zu halten, ist mir am Anfang sehr schwergefallen. Aber mittlerweile ist das für mich eigentliche zur Routine geworden. Nur wenn ich ältere Menschen traue, bin ich mir manchmal nicht sicher, ob es authentisch wirkt, wenn ich über Liebe und Ehe spreche, weil ich selbst nicht verheiratet bin und damit noch keine eigene Erfahrung habe. Ich mache mir dann häufig Gedanken, ob ich seriös genug rüberkomme. Aber bisher ist immer etwas eingefallen.“ 

Welche Momente mich besonders berühren  

„Bei einer Trauung hat sich das Brautpaar zum Beispiel ein Trauversprechen gegeben. Das ist sehr selten, aber emotional und sehr persönlich. Das Besondere dabei war, dass die Frau das Trauversprechen am Hochzeitstag morgens beim Friseur noch schnell geschrieben hat. Trotzdem hat sie wirklich schöne Worte gefunden für ihren Mann. Zudem fasziniert mich, wie sehr man die Paare meistens von zwei Seiten kennenlernt. Wir haben immer ein Vorgespräch mit ihnen, wo man die ganzen Formalitäten nochmal erklärt, da sind die Menschen in ihrem Alltag und ganz anders als bei der Trauung selbst. Die stellt dann immer eine Ausnahmesituation dar, wo man die Personen nochmal in ganz unterschiedlichen Facetten und emotionalen Ebenen kennenlernen kann.“ 

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