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Gehalt: Wie viel verdient ein Pflegeassistent
Was man als Pflegeassistent macht
Ich betreue einen Rollstuhlfahrer. Er hat Multiple Sklerose im fortgeschrittenen Stadium. Multiple Sklerose ist eine chronische Erkrankung des Zentralen Nervensystems. Mein Klient ist von den Füßen bis zum Hals gelähmt. Ich helfe ihm bei allem, was er möchte und nicht allein schafft. Unter anderem übernehme ich Aufgaben wie Zähneputzen, Duschen und Waschen für ihn. Oft mache ich Nachtschichten, die gehen von 22 Uhr bis acht Uhr morgens. In der Zeit bringe ich ihn ins Bett, ziehe ihn um, lege ihn ins Bett und creme seinen Körper ein.
Wenn mein Klient schläft, kann ich mich auch hinlegen. Er hat eine Klingel neben sich liegen und kann mich wachklingeln, falls er meine Hilfe benötigt. Neben den pflegerischen Tätigkeiten leiste ich meinem Klienten auch viel Gesellschaft. Wenn ich ihn ins Bett gebracht habe, quatschen wir oft noch eine Weile. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu ihm. Er ist zwar schon 61 Jahre alt, aber trotzdem würde ich ihn als Kumpel bezeichnen.
Wie ich Pflegeassistent geworden bin
Ich brauchte einen Nebenjob neben der Uni. Ein Freund, der im Rollstuhl sitzt, hat mich auf die „Assistenz Genossenschaft Bremen“ gebracht, wo ich jetzt arbeite. Das Prinzip der Genossenschaft ist es, den Assistenznehmenden durch die Assisten:innen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Dazu ist keine Ausbildung nötig, aber natürlich hilfreich.
Die zu betreuenden Personen sollen ihr Personal selbst schulen. Sie wissen am besten, was wie gemacht werden muss. So ist jede Tätigkeit genau auf die Hilfe empfangende Person abgestimmt. Ich arbeite 16 Stunden in der Woche. Das bedeutet, dass sich auch andere Pfleger:innen um meinen Klienten kümmern. Jede:r Assistenznehmer:in hat ein eigenes Team von ca. neun bis zwölf Assisten:innen um sich.
So sieht mein Arbeitsalltag aus
Jeder Tag sieht anders aus. Die pflegerischen Tätigkeiten wie Waschen und Zähneputzen wiederholen sich natürlich in jeder Schicht, aber ansonsten spielen wir auch manchmal etwas oder schauen einen Film zusammen. Ich muss mich jeden Tag aufs Neue nach den Bedürfnissen meines Klienten richten.
Diese Eigenschaften sollte man mitbringen
Am wichtigsten sind menschliche Fähigkeiten wie Empathie und Geduld. Außerdem ist es gut, wenn man gut kommunizieren kann. Als Pflegeassisten:in muss man Lust auf den Kontakt mit Menschen haben und ihnen auf Augenhöhe begegnen. Wichtig ist auch, dass man sich auf die Wünsche und Vorstellungen des:der Klient:in einlassen kann. Er oder sie ist der:die Chef:in.
Assistenznehmer:innen können für sich entscheiden, wie viel Hilfe sie haben möchten und wo sie Grenzen haben, die ich dann einzuhalten habe. Natürlich darf man auch keine Scham davor haben, Menschen zu waschen oder nackt zu sehen. Auch für mich war das am Anfang etwas ungewohnt, fremde Verdauung zu riechen und zu sehen. Ich musste dann erst einmal durchatmen. Ich habe mich aber schnell daran gewöhnt und es einfach als einen Teil meiner Arbeit gesehen.
Was der Job mit meinem Privatleben macht
Ich achte jetzt viel mehr auf Barrierefreiheit im Alltag. Wenn ich in eine Kneipe gehe und da sind zwei Stufen am Eingang, aber keine Rampe, fällt mir das sofort auf. Zudem sehe ich andere Rollstuhlfahrer:innen nicht direkt als hilfsbedürftig an. Ich weiß jetzt, dass die Menschen ziemlich selbständig leben können und selbst nach Hilfe fragen, wenn sie welche brauchen.
Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird
Alle wollen wissen, an was für einer Krankheit mein zu betreuender Rollstuhlfahrer leidet. Viele gehen außerdem erst einmal davon aus, dass ich in einem Pflegeheim arbeite, dabei findet meine Arbeit ja bei meinem Klienten zu Hause statt. Den meisten versuche ich dann noch den Job als Pfleger:in schmackhaft zu machen, weil das Unterstützen von anderen Menschen in mir ein sehr erfüllendes Gefühl auslöst.
Das gefällt mir besonders
Das Zwischenmenschliche mag ich an meinem Job besonders gern. Ich genieße unseren Austausch auf Augenhöhe sehr. Mein Klient zeigt mir gegenüber großes Interesse an meinem Leben, sodass sich unsere Gespräche nicht wie Arbeitsgespräche anfühlen. Ich finde es außerdem sehr schön zu sehen, wie mein Klient seinen Alltag selbst gestaltet. Er kann seine Wohnung kaum mehr verlassen und schon gar nicht alleine. Er hat trotzdem selten schlechte Laune und nimmt das Leben, wie es kommt. Das finde ich beeindruckend. Ich glaube, von dieser Einstellung kann ich persönlich noch viel lernen.
Vorstellung vs. Realität
Die Leute denken, um mit Menschen mit Behinderung arbeiten zu können, muss man eine Ausbildung haben. Das stimmt nicht. In meinem Job geht es gerade darum, kein Vorwissen zu haben, sondern auf einer menschlichen Ebene zu arbeiten. Wenn man Menschen vorurteilsfrei und offen entgegentreten kann, kann man den Job als Pflegeassistent:in machen.
Das verdient man als Pflegeassistent
Ich bekomme 15 Euro pro Stunde. Da ich nur 16 Stunden die Woche als Pflegeassistent arbeite, weil ich nebenher noch studiere, verdiene ich mit Nacht-und Wochenendzuschlag um die 1200 Euro brutto. Das variiert natürlich, je nachdem, wie oft ich Nachtschichten mache.