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5200 Euro brutto für den Detektiv

Patrick hat Europäische Literatur studiert. Nach dem Bachelor machte er eine Ausbildung an der Sicherheitsakademie in Berlin.
Foto: Maya Grünschloß; Grafik: SZ Jetzt

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Was Detektiv:innen machen

Die meisten Detektiv:innen führen Observationen durch; manche konzentrieren sich aber auch auf Recherchen wie Adress- oder Eigentumsermittlungen. Häufig beobachten wir Partner:innen, die im Verdacht stehen, eine Affäre zu haben. Für Unternehmen überwachen wir Angestellte, die vorgeben, krank zu sein, Spesen zu ihren Gunsten abrechnen, oder während ihrer Arbeitszeit privaten Tätigkeiten nachgehen. Als Inhaber der Detektei kümmere ich mich außerdem um die Verwaltung, lerne Neulinge an, prüfe Ermittlungsberichte und berate meine Mitarbeiter.

Wie der Arbeitsalltag aussieht

Bevor wir Aufträge annehmen, wägen wir immer ab, ob wir weiterhelfen können. Manchmal wollen uns Student:innen engagieren, die noch nicht lange in einer Beziehung sind und vermuten, dass ihr:e Partner:in fremdgeht. In dem Fall raten wir, das lieber selbst zu klären. Bei Ehepartner:innen mit gemeinsamem Vermögen oder Kindern unterstützen wir dagegen. In der Regel beobachten dann mehrere Detektiv:innen die verdächtige Person vom Auto aus, verfolgen sie unauffällig, machen mit einer Kamera Beweisfotos und notieren, was passiert ist. Wenn man das Gefühl hat, dass die Person einen gesehen haben könnte, wechselt man die Kleidung. 

Vieles, was wir Detektiv:innen machen, liegt in einer rechtlichen Grauzone. Schließlich sammeln wir sensible Personendaten. Zugleich gibt es aber auch keine klaren rechtlichen Regeln für unsere Branche. Selten ist ein Fall in wenigen Stunden gelöst. Manchmal dauert es Monate, zum Beispiel, wenn wir einen Detektiv verdeckt in einen Betrieb einschleusen.

Wie ich Detektiv geworden bin

Nach dem Zivildienst habe ich erst Europäische Literatur studiert. Zwischen dem Bachelor und dem Master musste ich ein Jahr überbrücken. Da ich schon immer großer Fan von Sherlock Holmes war, habe ich mich online für ein sehr gut vergütetes Praktikum als Detektiv beworben. Daraus wurde nichts, aber mein Interesse war geweckt und ich habe daraufhin an der Sicherheitsakademie in Berlin eine Ausbildung begonnen. Drei Monate wurde ich als Sicherheitskraft ausgebildet, drei weitere als Detektiv. Bezahlt habe ich dafür mehr als 6 000 Euro. 

Die Ausbildung war nützlich, da ich die rechtlichen Grundlagen gelernt und Observationen geübt habe. Zudem hatten wir viele andere Themengebiete wie Waffensachkunde, IT-Sicherheit und Lauschabwehr. Zum Teil haben uns sogar ehemalige Stasi-Mitarbeiter unterrichtet, die im Kalten Krieg für die Sicherheit der DDR-Auslandsbüros verantwortlich waren. Ich habe nicht nur die Grundlagen für den Beruf gelernt, sondern konnte auch viele Kontakte knüpfen. Manche Lehrer arbeiten heute sogar für mich.

Nach der Ausbildung habe ich Germanistik im Master studiert, weil ich eigentlich Schriftsteller werden wollte. Parallel habe ich meine Detektei angemeldet und eine eigene Website online gestellt. Am nächsten Tag klingelte mein Handy für den ersten Auftrag. Rund ein Vierteljahr später hatte ich acht Aufträge in einem Monat und bin nach und nach expandiert.

Welche Eigenschaften man als Detektiv braucht

Bei Observationen, bei denen längere Zeit nichts passiert, sollte man sich selbst unterhalten können. Gleichzeitig muss man konzentriert bleiben und darf keine schwache Blase haben. Wenn man auf die Toilette muss oder kurz abgelenkt ist und die zu beobachtende Person in dem Moment beispielsweise das Haus verlässt, wartet man anschließend vergeblich stundenlang. Das kommt zum Glück aber nur selten vor.

Außerdem ist körperliche Fitness wichtig, um zu Fuß oder auf dem Rad mit verdächtigen Personen mithalten zu können. Manchmal muss man auch über Mauern klettern, um die beste Beobachtungsposition zu haben. Für die Recherche braucht es eine gute Kombinationsgabe und bei Befragungen sollte man Legenden aufbauen können. Das heißt, man erfindet einen Vorwand und spielt eine fiktive Person, um einerseits Zugang zu Informationen zu bekommen und andererseits nicht enttarnt zu werden. Um an Fingerabdrücke zu kommen, kann man sich zum Beispiel als Techniker verkleiden, Personen an der Tür in ein Gespräch verwickeln und sie dabei bitten ein Dokument zu unterschreiben. Sobald sie das Klemmbrett mit dem Dokument entgegennehmen, hat man ihre Fingerabdrücke. Um solche Vorwände zu erfinden, braucht man Kreativität. 

Was der Job mit dem Privatleben macht

Am Anfang war ich viele Jahre lang ein Workaholic. Ich hatte 12-Stunden-Tage, habe wenig geschlafen und oft sogar nachts gearbeitet. Gemeinsame Zeit mit meiner Partnerin hatte ich kaum noch. Außerdem ist der Job manchmal belastend, da man stets mit dem Leid der Auftraggeber:innen konfrontiert wird. Manchmal hat man das Gefühl, man ist Seelsorger am Telefon. Ich habe aber relativ früh gelernt, glücklich damit zu sein, Leuten helfen zu können. Ab und zu führe ich daher für Familienmitglieder oder Freund:innen auch kleine Recherchen wie Adress- oder Kennzeichenermittlungen durch, vorausgesetzt ich kann das verantworten.

Welche Aufträge ich nie annehmen würde

Es gibt Fälle, bei denen ich das Gefühl habe, dass sie zu gefährlich sind. Dazu zählen Aufträge in Problemvierteln, in mafiösen Strukturen oder in kriminellen Clans. Wenn Freund:innen, Verwandte oder Bekannte mich um Hilfe bitten, gibt es zum Teil auch Interessenskonflikte. Mal sollte ich die Partnerin eines Freundes observieren; aber das würde ich nicht machen. Umgekehrt kann es auch sein, dass Auftraggeber:innen Personen observieren lassen möchten, die ich persönlich kenne. In dem Fall muss ich Aufträge auch ablehnen und darf mit den Betroffenen nicht darüber sprechen.

Was ich auf Partys immer gefragt werde

Wenn ich mich als Detektiv vorstelle, glauben mir das viele zunächst nicht, weil sie denken, dass das kein richtiger Beruf ist. Dann kommen die üblichen Fragen nach dem Arbeitsalltag und ob das Klischee stimmt, dass wir hauptsächlich heimliche Affären aufdecken. Tatsächlich beschäftigt sich etwa jeder zehnte Auftrag von uns damit.

Wie sich Vorstellung und Realität unterscheiden

Es gibt Detektivsendungen in Deutschland, die ein komplett falsches Bild von unserem Beruf vermitteln. Zum Beispiel kann man nicht wenige Meter von einer verdächtigen Person entfernt ein Mikrophon auf sie richten, ohne dass sie dies bemerkt. Außerdem ist unser Berufsalltag nicht so actionreich wie im Fernsehen gezeigt: Theoretisch dürfen wir zwar verdächtige Personen vorläufig festhalten, aber das kommt in der Praxis fast nie vor. Oft haben Auftraggeber:innen dadurch eine falsche Vorstellungen, wie Observationen ablaufen sollten.

Wie viel man als Detektiv:in verdient

Als Detektiv verdiene ich monatlich etwa 5200 Euro brutto. Die großen Player in der Branche sind aber Millionär:innen. Wie ein Auftrag abgerechnet wird, ist von Detektei zu Detektei unterschiedlich. Je nach Standort haben wir eine Mindesteinsatzzeit von vier bis sechs Stunden und einen Stundensatz zwischen 74 und 89 Euro. Hinzu kommt eine Grundgebühr sowie die Kosten für den Observationsbericht und die zurückgelegten Kilometer. In der Regel kostet ein Auftrag dadurch mindestens 550 Euro.

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