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Gehalt: Was verdient eine Hundefriseurin?
Wie ich Hundefriseurin geworden bin
Ehrlich gesagt mochte ich Tiere schon immer ein wenig mehr als Menschen. Für mich war daher klar, dass ich beruflich etwas mit Tieren machen werde. Nach der Schule habe ich eine Ausbildung zur Tierarzthelferin absolviert. In dem Beruf habe ich zehn Jahre gearbeitet. In der Zeit habe ich mir einen Malteser geholt. Das ist eine Hunderasse, die regelmäßig geschoren werden muss. Durch die Fellpflege bei meiner Hündin habe ich gemerkt, wie viel Spass mir das Scheren und Frisieren macht. Gleichzeitig ist die Arbeit in einer Tierarztpraxis mit viel Leid verbunden. Und als rechte Hand vom Tierarzt konnte ich selbst nur wenig am Tier arbeiten. Bei der Fellpflege ist das anders: Ich kann den Tieren direkt helfen. Und ich verdiene mehr Geld. Nach der Schulung zum „Pet Groomer“ (englische Bezeichnung für Hundefriseur:in, Anm. d. Red.) habe ich zwei Jahre als Hundefriseurin in einem Salon gearbeitet, bevor ich mich mit meinem eigenen Laden selbständig gemacht habe. Jetzt, drei Jahre später, habe ich zwei Mitarbeiter:innen und der nächste Monat ist bereits ausgebucht.
Was die Schulung zum Pet Groomer bringt
Die Berufsbezeichnungen „Hundefriseur:in“ und „Pet Groomer“ sind nicht geschützt. Dementsprechend groß ist das Angebot an Schulungen und Kursen. Die Kosten dafür muss man selbst tragen. Die dreimonatigen Kurse kosten mindestens 3000 bis 4000 Euro. Doch es nützt nichts, die Schulung zu machen und dafür so viel Geld auszugeben, wenn man anschließend nicht mit einem aggressiven Hund umgehen kann. Während der Schulung übt man nur an perfekt trainierten Tieren, aggressives Verhalten behandelt man ausschließlich in der Theorie. Für solche Situationen hat mir meine Zeit beim Tierarzt sehr geholfen. Katzen und Hunde kann ich seitdem gut lesen. Wer damit Schwierigkeiten hat, wird häufiger gebissen – und wer gebissen wird, fällt schnell mal aus. Für den Job muss man mehr können als nur die Schnitttechnik.
Welche Eigenschaften man sonst noch braucht
Für unsere Kund:innen sind die Tiere wie ihre Kinder. Während der Behandlung müssen die Besitzer:innen den Salon verlassen. Das fällt vielen schwer. In solchen Situationen muss man sich als Hundefriseur:in in die Menschen einfühlen können. Genauso wichtig ist es aber, sich im Umgang mit den Tieren nicht stressen zu lassen.
Warum die Fellpflege oft unterschätzt wird
Die Modehunderassen werden immer komplizierter. Sogenannte Pomeranians oder Labradoodles sind felltechnisch vom Hunde-Urtyp weit entfernt. Das Fell dieser Rassen ist anspruchsvoll. Dazu kommt, dass die Hunde fluffig aussehen sollen: Sie haben also schwieriges Fell und dann noch sehr viel davon. Ist die Fellpflege darauf nicht angepasst, verfilzen die Haare und es drohen Hautentzündungen oder Pilze. Doch die richtige Pflege ist zeitintensiv. Bei langhaarigen Tieren reicht es nicht, alle paar Tage einmal schnell zu bürsten. Außerdem machen nur die wenigsten Hunde gerne beim Bürsten, Baden oder Scheren mit. Oft fällt es den Besitzer:innen daher schwer, sich durchzusetzen und das Fell zu entknoten.
Vorstellung vs. Realität
Viele denken, ich würde den ganzen Tag mit den Tieren kuscheln. Das fände ich auch toll. Aber mit der Realität hat das nichts zu tun: Oft haben die Hunde Angst und schnappen nach uns. Es gibt auch Tiere, die uns auf den Frisiertisch kacken oder sich vor Aufregung übergeben.
Wie der Arbeitsalltag aussieht
Wenn ich morgens in den Laden komme, bereite ich erstmal alles für den Tag vor. Dann haben wir eine kurze Teambesprechung, in der jede:r erzählt, was ansteht. Wir sind ein kleines Team von drei Leuten, daher geht das schnell. Im Anschluss beantworte ich alle Anfragen, die via Whatsapp auf dem Arbeitshandy eingegangen sind. Das ist mir lieber, als ständig in der Arbeitszeit telefonieren zu müssen.
Zwischen zehn Uhr vormittags und acht Uhr abends kommen dann die Tiere zur Fellpflege. Weil wir parallel arbeiten, kommt immer halbstündlich ein neuer Hund. Die Besitzer:innen bringen die Tiere in den Salon, wir schauen uns den Zustand vom Fell an und fragen, was sich die Besitzer:innen vorstellen. Meistens werden uns Fotos als Referenz gezeigt. Auch besondere Eigenheiten vom Tier oder aggressives Verhalten klären wir vorher ab.
Manchmal wünschen sich die Menschen Styles, die bei ihrem eigenen Tier nicht möglich sind: Manche Langhaar-Hunderassen kann man nicht kurz rasieren, aus stark verfilztem Fell kann kein Langhaar-Look werden und einem bissigen Hund kann kein präziser Teddylook geschnitten werden. Das müssen wir dann klarstellen und zusammen eine Alternative finden. Wie lange ein Termin dauert, ist auch vom Arbeitsumfang und der Größe des Tiers abhängig. Bei kleinen Hunden kann man mit bis zu eineinhalb Stunden rechnen, bei großen Hunden bis zu zwei. Unser Stundensatz liegt bei ungefähr 70 Euro. Neben dem Frisieren bieten wir auch Zahnreinigungen und Krallenpflege an.
Welche Frisur ich Hunden am liebsten schneide
Mein Lieblings-Style beim Frisieren ist der sogenannte asiatische Doll Style. Für den Puppen-Look werden die Schnauzen der Hunde ganz rund geschnitten. Ich reise demnächst extra nach Tokyo, um an einer Fortbildung für genau diese Schnitttechnik teilzunehmen. In meinem Salon versuchen wir immer, auf dem neuesten Stand zu sein. In den sozialen Netzwerken sieht man momentan viele eingefärbte und getönte Hunde – von einfarbig bis Leopardenmuster ist da alles dabei. Die verwendeten Farben schaden dem Tier nicht, es ist vergleichbar mit Lebensmittelfarbe. Doch in Deutschland ist der Trend noch nicht wirklich angekommen. In meinem Salon wurde erst einmal danach gefragt. Wirklich schädlich für den Hund ist zum Beispiel die altmodische Frisur vom Spitz: Für einen süßen Gesichtsausdruck wurde die gesamte Schnauze - inklusive Tasthaaren - geschoren. Sowas sollte man auf keinen Fall machen.
Was ich auf Partys immer gefragt werde
Ich werde meistens gefragt, wie oft ich schon gebissen wurde. In den fünf Jahren haben mich zwei Hunde erwischt. Zum Glück waren das aber keine schlimmen Wunden. Oft beißen die Hunde auch nicht richtig zu, sondern schnappen nur. Davon bekommt man eher blaue Flecken. Merke ich während der Behandlung, dass ein Hund aggressiv wird, halte ich Rücksprache mit den Besitzer:innen. Meistens ziehe ich dem Tier dann einen Maulkorb an und konzentriere mich auf das Nötigste bei der Fellpflege. Weiß ich, dass ein Hund generell zu aggressivem Verhalten neigt, nehme ich den Termin nur an, wenn das Tier mit Beruhigungsmitteln von der Tierklinik ausgestattet wurde. Da gibt es beispielsweise spezielle Salben, die bei Bedarf verabreicht werden können. Dennoch: Eine Tetanus-Impfung haben in meinem Salon alle.
Was der Job mit dem Privatleben macht
Nach der Arbeit bin ich kaputt. Wobei ich glaube, dass es allen Selbständigen so geht, unabhängig vom Business. Seitdem ich Hundefriseurin bin, habe ich mir mehr Tiere zugelegt. Mittlerweile habe ich einen halben Zoo zuhause: Vier Katzen, einen Hund und einen Fisch. Ich komme jeden Tag mit vielen süßen Tieren und sympathischen Züchter:innen in Kontakt. Manchmal kann ich nicht widerstehen. Jetzt habe ich mir aber selbst ein Limit gesetzt.
Wie viel man als Hundefriseurin verdient
Ich verdiene für die Branche sehr gut. Mein Salon und unsere Behandlungen sind sehr begehrt, ich bin selbständig und ein Workaholic. Aktuell zahle ich mir selbst zwischen 8000 und 10 000 Euro brutto im Monat aus, zuletzt waren es 9300 Euro brutto. Als ich mit dem Job anfing, habe ich ungefähr die Hälfte verdient. Bei uns Hundefriseur:innen schwankt das Einkommen mit der Saison: Im Sommer bekommen mehr Hunde eine Kurzhaarfrisur. Außerdem muss man als Selbständige natürlich generell mehr Geld als Puffer zur Seite legen.