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Gehalt: Was verdient eine Auditorin
Dass Alexandra beruflich mit Medizintechnik zu tun haben möchte, wusste sie schon immer. Der Job als Auditorin für Medizinprodukte, also auch das Prüfen von ISO- und MDR-Standards in Unternehmen, hat sich aber zufällig ergeben. Damit hat auch der Umzug ihres Freundes zu tun gehabt.
Was macht ein:e Auditor:in?
„Es gibt Organisationen, die internationale Standards für die Sicherheit von Produkten und Prozessen entwickeln. Ein:e Auditor:in wie ich achtet in jährlichen Abständen darauf, dass die Unternehmen die Vorgaben der angefragten Qualitätsstandards auch erfüllen. Der Auftrag kommt von den Unternehmen selbst, sie zahlen auch dafür. Trotzdem sind meine Prüfungen unabhängig. Ich arbeite nicht für die Unternehmen, sondern für TÜV Süd.
Die Prüfungen sind mit viel Vorarbeit verbunden. Was liegt uns vor? Sind die notwendigen Prozesse dokumentiert? Sind Vertretungen definiert, wenn jemand nicht da ist? Es gibt viele Dinge, die man im Vorfeld im Büro prüft. Wenn wir dann zum Kunden hinfahren, wird’s spezieller. Man kann tiefer in Qualitätsmanagementsysteme und -prozesse eintauchen, mit den Leuten sprechen, wenn was unklar ist. Nach diesem sogenannten Audit wird dann ein Bericht verfasst. In diesem halten wir fest: Was hat man sich genau angesehen. Gab es Abweichungen? Wenn ja, hat der Kunde zirka einen Monat lang Zeit, diese zu beheben. Wenn das dann für uns in Ordnung ist, gibt es das Zertifikat, es wird verlängert oder es wird aufrechterhalten.“
Wie ich Auditorin geworden bin
„Ich wollte schon immer etwas machen, das mit Medizin und Maschinenbau zu tun hat. Nach meinem Studium der Medizintechnik an der FH Aachen habe ich einige Jahre bei einer Medizintechnikfirma in der Produktentwicklung gearbeitet. Dann wurde ich von TÜV Süd angefragt, ob ich nicht Interesse an der Position als Auditorin und an der entsprechenden Ausbildung hätte. Zu diesem Zeitpunkt ist auch mein Partner nach Hamburg gezogen und da kam das Jobangebot sehr gelegen.
Ich habe mich bei TÜV Süd zur Auditorin ausbilden lassen. Im Schnitt dauert die Ausbildung sechs bis neun Monate. Um Lead-Auditor:in zu werden, begleitet man danach noch weitere Audits als Co-Auditor:in. Selbstständig durchführen kann man Audits dann als Lead-Auditor:in. Da steckt also viel Energie drin, bis man mal so weit ist. Aber auch danach noch, weil sich die Technologien, Prozesse und Systeme in Unternehmen immer weiterentwickeln. Da müssen wir natürlich up-to-date bleiben.“
Wie mein Arbeitsalltag aussieht
„Er ist sehr abwechslungsreich. Ich betreue primär Neukund:innen. Das bedeutet, regelmäßig kommen Anfragen rein. Ich kläre ab, ob wir das Produkt überhaupt zertifizieren und ob es auch in unseren Bereich fällt. Wenn das der Fall ist, lege ich intern ein Projekt an und erstelle ein Angebot. Neben den zuvor erwähnten Vorarbeiten, Nacharbeiten und den Audits selbst nehmen wir auch Produktbewertungen vor, wenn das Produkt einer bestimmten Risikoklasse zuzuordnen ist. Ein Beispiel sind Implantate. Dafür braucht es eine zusätzliche technische Dokumentation. Auch darum kümmere ich mich.“
Welche Eigenschaften man als Auditor:in braucht
„Neben den spezifischen fachlichen Qualifikationen: Aufgeschlossenheit. Jede Firma hat ein anderes Qualitätsmanagementsystem. Man muss sich jedes Mal neu darauf einlassen können. Außerdem muss man beharrlich sein können, wenn etwas unklar ist. Immer wieder nachfragen, bis man es wirklich verstanden und die benötigten Informationen und Nachweise erhalten hat. Schlussendlich braucht man das Selbstbewusstsein, um sagen zu können: Das ist nicht anforderungskonform. In so einer Situation reicht es aber nicht, einfach nur zu kritisieren. Man will ja konstruktiv die Qualitätsstandards umgesetzt wissen. Meine Erfahrung: Mit diplomatischem Geschick kommt man eher ans Ziel.
Hilfreich ist es auch, wenn man eine schnelle Auffassungsgabe hat, weil man sehr viele Dokumente in kurzer Zeit vor Ort durchgeht. Das kommt mit der Zeit. Jedes Audit bringt mich weiter für das Verständnis der Technologien und der Produkte.“
Was ich auf Partys gefragt werde
„Als Erstes werde ich gefragt, ob ich beim Auto helfen kann. Weil viele TÜV Süd mit dem Auto in Verbindung bringen. Ich sehe oft enttäuschte Gesichter, wenn ich diese Frage verneine und hinzufüge: Ich mache das Gleiche nur für Medizinprodukte. Sonst fragen mich meine Freunde immer, ob wir nicht die Wohnungen tauschen können, weil ich viel unterwegs bin, da ich auch abhängig von der Kundengröße und den Standorten mehrere Tage oder Wochen bei Kunden Audits durchführe. Glücklicherweise hat mein Partner noch ein Wörtchen mitzureden.“
Was der Job mit dem Privatleben macht
„Manchmal bekomme ich schon zu hören: Da kommt der TÜV wieder durch. Wenn mir irgendetwas auffällt. Wenn ich leere Felder in Dokumenten sehe, dann denke ich mir: Hier müsste eigentlich ein Datum stehen oder hier müsste eine Unterschrift sein. Das gilt auch, wenn eine Checkbox nicht angekreuzt ist. Oder wenn ich merke, dass eine Revisionsnummer nicht passt. Den Dokumentencheck bekommt man einfach nicht mehr weg.“
Vorstellung vs. Realität
„Es hat sich alles bestätigt. Auch die Vielseitigkeit mit den Kund:innen. Mir wurde von Beginn an gesagt, dass es nicht langweilig wird. Das kann ich unterschreiben. Weil jede Kundin bzw. jeder Kunde anders ist. Das bezieht sich mal auf das Qualitätsmanagementsystem, die Menschen oder auf das Produkt. Es bleibt immer spannend.
Noch dazu ist es ein krisensicherer Job. Um Medizinprodukte in der Europäischen Union verkaufen zu können, benötigt man ein MDR-Zertifikat. MDR steht für Medical Device Regulation. Sie ist im Gegensatz zu ISO-Standards für alle Hersteller verpflichtend. Ich betreue deshalb auch Kunden europaweit, beispielsweise in den Benelux-Staaten oder in Anatolien. Theoretisch ist auch Übersee möglich. Je nachdem, wie man’s plant, lässt sich ein Audit auch mit einer kurzen Stadtbesichtigung nach Feierabend verbinden. Das ist aber nicht immer möglich.“
Wie viel man als Auditor:in verdient
„Wir werden nach Tarif bezahlt. Als Lead-Auditorin verdiene ich etwa 6100 Euro brutto im Monat. Bei den Trainees liegt das monatliche Gehalt bei rund 5000 Euro brutto. Auch dieses Gehalt ist überdurchschnittlich gut. Das liegt zum einen daran, dass man einen spezifischen Studienabschluss und schon Berufserfahrung mitbringt. Und zum anderen, dass es nicht so viele qualifizierte Auditor:innen am Markt gibt. Aus meiner Sicht ist es sinnvoll, seine Interessen zu verfolgen, auch wenn es nicht die typischen Berufswege sind.“