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Gehalt: Was verdient ein Kochbuchautor
Warum ich ein Kochbuch schreiben wollte
Hauptberuflich war ich Outdoor-Trainer an verschiedenen Schulen und habe für ein paar Jahre bei einem Geigenbauer gearbeitet. In meiner Freizeit habe ich aber schon immer Kurzgeschichten und Gedichte verfasst. Doch als ich mit 27 meinen leiblichen Vater und den Rest meiner Familie in Trinidad und Tobago kennengelernt habe, konnte ich nicht mehr schreiben. Das war zu emotional für mich. Meine Mutter ist Deutsche, aber mein Vater kommt aus Trinidad. Das wusste ich lange nicht. Ich dachte immer, dass mein Stiefvater – mit indigenen und afroamerikanischen Wurzeln – mein leiblicher Vater sei. Es herrschte eine große Zerrissenheit in mir: „Wer bin ich? Wo gehöre ich hin?“ Ich wollte etwas schaffen, das die Geschichte der afrodeutschen Community und anderer Menschen erzählt, die zwischen mehreren Kulturen leben. Ich finde, ein Kochbuch bietet sich an, da Essen eine Sprache ist, die alle verstehen.
Wie ich Kochbuchautor geworden bin
2019 habe ich begonnen, Rezepte aufzuschreiben. Es hat zwei Jahre gedauert, bis ich alle Texte fertig hatte. Während des Kochens sind mir immer wieder Szenen und Erinnerungen eingefallen, die ich mir notiert habe. Dann habe ich mich jeden Tag mindestens anderthalb Stunden in ein Cafe gesetzt und die Texte zusammengefasst. Für mich ist Ästhetik sehr wichtig. Deshalb haben befreundete Fotograf:innen Bilder von den Gerichten gemacht, die ich gekocht habe. Ich habe insgesamt zwei Jahre gebraucht, bis ich das Kochbuch einem Verlag präsentieren konnte. Dann habe ich eine Zusammenfassung und Fotos an mehrere Verlage geschickt. Und einer hat zugesagt. Im August 2022 wurde das Kochbuch veröffentlicht.
Welche Rezepte in meinem Buch stehen
In meinem Buch stehen 50 vegetarische Rezepte. Neben jedem Gericht beschreibe ich eine Szene aus meiner Heimatreise. Ich habe in meinem Buch karibische Gerichte und Rezepte meiner deutschen Oma festgehalten, weil ich als Kind oft bei ihr zu Besuch war.
Seit zehn Jahren bin ich ein bis zwei Mal pro Jahr bei meiner Familie in der Karibik. Dort habe ich meine Tante so intensiv beim Kochen beobachtet, bis ich alles richtig nachkochen konnte. In der westafrikanischen und karibischen Küche werden Gerichte oft nach Gefühl zubereitet, daher musste ich diese so lange ausprobieren, bis ich die richtigen Maßeinheiten herausgefunden hatte.
Welche Herausforderungen mir begegnen
Viele Menschen haben nicht verstanden, dass ich mir Zeit zum Schreiben nehmen muss. Erst als das Buch veröffentlicht war, habe ich Anerkennung für meine Arbeit bekommen. Eine weitere Herausforderung: Wenn ich nicht im Raum bin, muss jemand die Gerichte genauso gut kochen können, wie wenn ich anwesend wäre. Es war eine Challenge, die Rezepte richtig zusammenzufassen und aufzuschreiben. Und mir fällt es schwer, über mich zu schreiben und meine Geschichten zu erzählen. Das war für das Kochbuch aber wichtig.
Welche Eigenschaften man als Kochbuchautor braucht
Selbstdisziplin ist wichtig. Man muss seinen Tag gut planen. Und noch etwas hat mir sehr geholfen: Ich habe nicht auf Inspiration gewartet, sondern einfach losgelegt. Ich finde auch die Eigenschaft wichtig, sich in andere hineinzuversetzen. Ich will, dass andere etwas riechen, schmecken und spüren können, wenn sie lesen, was ich geschrieben habe. Sie sollen merken, wie ich mich in bestimmten Momenten gefühlt habe.
Was mir an dem Job besonders gefällt
Es gibt nicht viele afrodeutsche Kochbücher, die gemeinsam mit Verlagen herausgebracht wurden. Ich freue mich, mit meinem Buch unsere Community in diesem Bereich sichtbarer zu machen. Ich habe von meiner Familie sehr viel gelernt: Meine Tante Cynthia hat mir gezeigt, wie man richtig gute Pepper Sauce (Anm. d. Red.: karibische Chilisoße) macht. Dazu habe ich mich von einer Soße inspirieren lassen, die mein Vater immer macht, und eine Mischung aus beiden Rezepten entwickelt. Die Soße habe ich Soka Sauce genannt. Man findet sie auch im Buch. Andere Rezepte meiner Familie musste ich gar nicht mehr verändern, sondern nur aufschreiben. So gehen die Gerichte für kommende Generationen nicht verloren.
Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird
„Ich wollte schon immer ein Buch schreiben“, das höre ich oft. Sobald Leute wissen, dass du etwas veröffentlicht und auch einen Verlag gefunden hast, sind viele neugierig. Die meisten finden es besonders spannend, dass ich das Projekt tatsächlich abgeschlossen habe. Danach fragen sie normalerweise, ob ich davon leben kann.
Was ich durch das Kochbuch verdiene
Ich verdiene kein fixes Gehalt pro Monat. Zu Beginn habe ich einen Vorschuss vom Verlag bekommen, sobald ich den Vertrag unterschrieben hatte. Als das Buch veröffentlicht war, habe ich die zweite Hälfte des ausgemachten Betrags bekommen. Ein Teil des Gewinns geht an den Verlag. Einen Prozentsatz des Geldes erhalten die Fotograf:innen. Den Rest bekomme ich. Alle drei bis vier Monate werden mir von meinem Verlag Tantieme für verkaufte Exemplare überwiesen. Wie viele Bücher ich im Monat wirklich verkaufe, weiß ich jedoch nicht genau. Diese Info hat nur der Verlag. Das Einkommen ist von den Verkaufszahlen abhängig.
Insgesamt verdiene ich bis zu 5000 Euro brutto pro Monat, aber nicht nur mit dem Buch. Aus dem Kochbuch haben sich andere Sachen ergeben: Ich trete in Fernsehshows auf, in denen ich zum Beispiel darüber rede, was Heimat bedeutet, nehme an Events teil und vertreibe meine eigene Soka Sauce. Ich hätte Lust, weitere Kochbücher zu schreiben. Außerdem arbeite ich bereits an einem Roman und entwickle eine Doku-Reihe über Essen und Identität aus der Perspektive von Menschen, die zwischen Deutschland und einer anderen Kultur aufgewachsen sind.
Mein Lieblingsgericht
Momentan ist Coconut Bake mein Lieblingsgericht: ein traditionelles, karibisches Brot, das mit Kokosmilch, Mehl, ein wenig Vanille, Rohrzucker und Butter zubereitet wird. Für einen guten Coconut Bake wird sogar die Kokosmilch selbst gemacht.