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Was erwartet die Generation Z auf dem Arbeitsmarkt?
Die Generation Z steht für Fridays for Future, für Aufbruch, für Kompromisslosigkeit. Wie gut passt das in eine Arbeitswelt, in der vor allem Ältere arbeiten und andere Konventionen gelten? Martin Klaffke ist Professor für Betriebswirtschaftslehre an der HTW Berlin und forscht dazu, wie Generationen im Arbeitsleben miteinander zurecht kommen.
jetzt: Die Babyboomer gehen in Rente. 1,3 Millionen Menschen wurden allein im Jahr 1960 geboren. Die Generation, die nachrückt, ist nur noch halb so groß. Hört man das, müssten die Unternehmen den wenigen Jungen nun den roten Teppich ausrollen.
Martin Klaffke: So ist es doch schon seit einigen Jahren. Große Firmen haben unglaubliche Kampagnen aufgelegt, um schon die Vorgänger, die Generation der Millennials, für sich zu gewinnen. Die Bundeswehr hat Youtube-Formate wie „Die Rekrutinnen“ gestartet. Aldi wirbt mit großflächigen Plakaten um Hochschulabsolventen.
Ob nun eine Lehre zum Zimmermann, ein Studium der Informatik oder der Germanistik – einen guten Job bekommt künftig also jede und jeder?
Dieser Eindruck drängt sich zumindest auf, und viele junge Menschen sind dadurch selbstsicherer geworden. Das liegt vor allem an den Botschaften, die beim Personalmarketing gesendet werden, wie „Azubi mit Übernahmegarantie“ oder Gamification-Ansätze, die den Bewerbungsprozess spielerisch machen. Mitunter reicht es, sich durch ein paar Fragen zu klicken, ein Video zu senden, schon hat man sich beworben. Fertig. Dennoch gilt es zu differenzieren: Viele Germanistik-Studierende mit Bachelorabschluss werden auch künftig keine Garantie auf ihren Traum-Job haben.
Wie wird die Generation Z die Arbeitswelt verändern?
Vielleicht nimmt die Genügsamkeit zu. Es wird mehr darum gehen, ein faires Einkommen zu erzielen und gleichzeitig Spaß und Selbsterfüllung zu erleben. Lieber zieht man den gestrickten Second-Hand-Pullover an als unter Druck für den teuren von Ralph Lauren zu arbeiten. „Mehr Sein als Schein“, das könnte ein Kennzeichen dieser Generation sein. Außerdem bringt die Generation Z noch andere Dinge mit: neben oftmals höheren Bildungsabschlüssen mehr Vielfalt, stärkerer Fokus auf Lebensqualität, mehr Miteinander als aggressiv die Ellenbogen rauszufahren – das sind Trends, die sich auch gesamtgesellschaftlich zeigen. Die werden durch die junge Generation weiter nach vorne getrieben. Die Generation ist mit einer großen kulturellen Vielfalt aufgewachsen. Mehr Diversity führt auch zu einer Weitung der Perspektiven bei LGBTQI- oder Migrationsfragen.
„Sollen die Älteren die Arbeitszeiten übernehmen, die den Jungen weniger Spaß bringen? Das kann zu Konflikten führen“
Gleichzeitig haben die Jungen ganz neue Ansprüche. Schauen die Arbeitgeber auf diese Generation eher mit Hoffnung oder mit Sorge?
Sicher mit beidem. Mit Sorge deshalb, weil einige Maßstäbe, die von den Älteren geprägt worden sind, nicht mehr unbedingt gelten. Zum Beispiel der Leitsatz: „Ich sage Ja zur Mehrarbeit.“ Die Bereitschaft zu Überstunden und Wochenendarbeit ist bei Jüngeren weniger stark ausgeprägt.
Das könnte die Arbeitswelt ja auch angenehmer und sozialer machen.
Vielleicht. Das Problem ist aber: Bestimmte Arbeiten müssen ja weiterhin erledigt werden, auch nach 17 Uhr oder am Wochenende. Und: Sollen die Älteren diese Arbeitszeiten übernehmen, die den Jungen weniger Spaß bringen? Das kann zu Konflikten am Arbeitsplatz führen. Es ist wahrscheinlich, dass sich manche Erwartung an das Arbeitsleben zurecht rütteln wird, sobald die Jüngeren tatsächlich in Betrieben arbeiten und sich kollegial ein Stück weit an die Realität anpassen müssen.
Dann wird die idealistische Friday-for-Future-Generation also zu Pragmatiker*innen?
Pragmatismus, das glaube ich schon. Allein die verbreitete Annahme, dass diese Generation unglaublich idealistisch sei, würde ich hinterfragen. Das mag auf Vertreter der gehobenen Mittelschicht und des Bildungsbürgertums zutreffen. Was die Jungen erleben, ist aber eine massive Unsicherheit. Die Unwägbarkeiten erscheinen größer als bei den Generationen davor. Globale Krisen, unendlich viele Optionen, auch bei der Berufs- und Studienwahl sind das Kennzeichen der Lebenswirklichkeit. Deshalb sucht diese Generation nach Orientierung und Stabilität – auch im Arbeitsleben. Man spricht mitunter vom Re-Grounding. Zurück zu mehr Bodenständigkeit. Das Credo der Generation Y war vielfach: „Work hard, play hard“. Das scheint bei der Generation Z nicht so sehr im Vordergrund zu stehen.
„Zu zeigen, dass man anpacken kann, wenn es darauf ankommt, das verschafft einen Vorteil gegenüber anderen“
Wie kann man sich als heute 22-Jähriger in Bewerbungsgesprächen und im Arbeitsmarkt hervorheben, um Erfolg zu haben?
Indem man anschlussfähig ist gegenüber etablierten Generationen. Indem man Bereitschaft signalisiert, Verantwortung für seine Aufgaben zu übernehmen und auch die extra Meile zu gehen. Man sollte also dem Bild entgegen treten, nur chillen zu wollen. Ich erinnere mich, wie ich auf einer Exkursion nach Hongkong einen Studierenden gefragt habe, warum er nicht dieses und jenes Praktikum machen würde, das ja gut für seinen Lebenslauf sein könnte. Da sagte der nur: „Naja, ich weiß ja nicht. Ich muss noch lange genug arbeiten in meinem Leben.“ Zu zeigen, dass man anpacken kann, wenn es darauf ankommt, das verschafft einen Vorteil gegenüber anderen.
Also muss man seine Wünsche über Bord werfen, um Erfolg zu haben?
Auf keinen Fall. Forderungen soll man stellen. Aber es wirkt befremdlich, wenn man im Vorstellungsgespräch sitzt und erst einmal einen ganzen Katalog an Wünschen herunter betet. Ebenfalls hilfreich ist es, weiterhin Förmlichkeiten zu beherrschen. Emails mit „Hallöchen“ zu beginnen – das geht nicht.
Muss eine jüngere Generation denn immer die Konventionen der Älteren beherrschen?
Viele sind wohlbehütet aufgewachsen. Ihre Eltern kommen in die Schule, wenn Noten in schlecht ausfallen. Manchmal kommen sie sogar in die Uni zum Professor, um sich für das Kind einzusetzen. Dabei ist es durchaus hilfreich, sich auch als junger Mensch einmal in jene hineinzuversetzen, die schon länger im Arbeitsleben stehen. Wie sah es in Unternehmen aus, als dort die Älteren losgelegt haben? Unter welchen Vorzeichen sind diese Menschen aufgewachsen? Tut man das, kommt es in der Organisation zu viel weniger Reibereien und man kann seine eigenen Überzeugungen ja trotzdem verfolgen. Nur eben mit Feingefühl. Nur weil ich jung bin, kommt mit mir nicht gleich frischer Wind. Das muss behutsam passieren.