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3300 Euro brutto für die Artist Managerin

Foto: Privat / Bearbeitung: SZ Jetzt

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Christine Gerdt, 26, brennt für ihren Job als Artist Managerin. Mit ihren Creator:innen steht sie täglich in Kontakt, nicht selten entstehen daraus Freundschaften. Grenzen zu setzen, ist ihr trotzdem wichtig.

Was eine Artist Managerin macht

„Artist Management ist ganz viel in einem und bei jedem Manager sieht der Job anders aus. Das ist das Tolle daran: Man kann den Job so gestalten, wie es zu einem selbst und den Creatorn, die man betreut, passt. Ich betreue vier Creator, das heißt ich verwalte ihre Postfächer und bearbeite Kooperationsanfragen, zum Beispiel von Marken, aber auch von Schulen oder Ministerien. Spannende Anfragen bespreche ich dann mit den Creatorn. Sobald ich das ‚Go‘ von ihnen habe, gehe ich in Verhandlungen, in denen festgelegt wird, welche Content Pieces von den Creatorn zu welchen Bedingungen gemacht werden. Dann sorge ich dafür, dass alle Vereinbarungen eingehalten werden, die Creator ihre Content Pieces, also zum Beispiel Videos, rechtzeitig einreichen und wir das Feedback von den Kunden anschließend einarbeiten. Einen sehr großen Teil meiner Zeit verbringe ich außerdem mit der Kundenakquise, also damit, neue Kunden für meine Creator zu gewinnen.

Ich berate meine Creator aber auch strategisch. Mir ist es wichtig, nicht nur eine Kooperation nach der nächsten abzuhaken, sondern eine Personal Brand aufzubauen. Gute Creator sind aus meiner Sicht authentisch und nahbar. Die Leute folgen ihnen, weil sie sich für sie interessieren und nicht nur, um Rabattcodes zu finden. Gemeinsam überlegen wir deswegen, auf welche Trends wir aufspringen wollen und wie wir den Content weiterentwickeln können.“

Wie mein Arbeitsalltag aussieht

„Meistens fange ich gegen acht Uhr morgens an zu arbeiten und checke erstmal, ob die Creator sich bei mir gemeldet haben und ob es irgendwelche Probleme oder Fragen gibt. Die beantworte ich dann als allererstes. Mir ist es total wichtig, täglich Kontakt mit meinen Creatorn zu haben und sie zu fragen, wie es ihnen geht, damit wir eine wirkliche Basis aufbauen. Mein restlicher Arbeitstag besteht dann meistens aus sehr vielen E-Mails und vielen Calls mit meinem Team oder mit Kunden, in den wir neue Kampagnen besprechen. Nebenbei achte ich darauf, dass meine Creator wie besprochen ihre Videos einreichen, damit ich sie an die Kunden weiterleiten kann. Es gibt aber auch Phasen, in denen viele Events anstehen. In diesen Phasen bin ich mit meinen Creatorn teilweise mehrmals in der Woche auf Veranstaltungen wie Messen, Filmpremieren oder Marketing-Events, auf denen neue Produkte vorgestellt werden.“

Wie ich zu dem Job gekommen bin

„Ich habe nach dem Abi einen Bachelor in Druck- und Medientechnik gemacht. Im Studium fand ich die Wirtschaftsaspekte und alles rund um Medientechnik total spannend, also zum Beispiel Grafikdesign. Meine erste Hausarbeit war tatsächlich über Influencer-Marketing und auch meine Bachelorarbeit habe ich in dem Bereich geschrieben. Während meines Studiums kam dann Corona, weshalb ich meinen Nebenjob in der Gastronomie verloren habe und lange auf Jobsuche war. Über eine Freundin bin ich an eine Stelle als Werkstudentin im Artist Management gekommen – und seitdem geblieben. Alles in allem gibt es aber nicht den einen klassischen Weg. Man könnte auch aus dem Jurastudium kommen und Artist Manager werden.“

Was der Job mit meinem Privatleben macht

„Ich bin natürlich in meiner Freizeit mit einem ganz anderen Blick auf Social Media als andere Menschen. Wenn ich zum Beispiel sehe, dass ein Creator gerade eine spannende Kampagne hat, schreibe ich mir das direkt auf, damit ich weiß: Ich kann morgen bei der Marke auch für meine Creator die Akquise starten.

Gegen Ende des Jahres rund um Black Friday und das Weihnachtsgeschäft ist es oft schwieriger, die Balance zwischen Privatem und der Arbeit zu behalten, weil extrem viel zu tun ist. Ansonsten habe ich in meinem Job aber ziemlich viele Freiheiten. Das finde ich gerade in einer Branche, in der man auch oft am Wochenende oder abends unterwegs ist, total wichtig. Mittlerweile beeinflusst der Job mein Privatleben dadurch nicht mehr so sehr – das war aber nicht immer so.“

Warum es in meinem Job wichtig ist, Grenzen zu setzen

„Dieser Job kann ganz schön schnell ganz schön viel werden. Als ich neu in der Branche war, wusste ich nicht, wann das Limit erreicht war. Ich war immer erreichbar, egal um welche Uhrzeit, egal auf welcher Familienfeier und habe mein Handy nie aus der Hand gelegt. Irgendwann habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, Grenzen zu setzen. Klar, es ist eigentlich ein 24/7-Job, gerade weil man sich mit der Zeit auch mit den Creatorn anfreundet. Wenn etwas wirklich schiefläuft oder am Wochenende Kampagnen stattfinden, bin ich jederzeit für meine Creator da. Aber gerade deswegen ist es wichtig klarzustellen: Ich bin nicht euer Personal Assistant. Mittlerweile habe ich mit meinen Creatorn zum Beispiel die Regel, dass ich nach 20 Uhr nicht mehr erreichbar bin, es sei denn, es gibt wirklich einen Notfall.“

Welche Fragen mir auf Partys gestellt werden

„Wenn ich sage, ich bin Artist Managerin, denken viele, ich arbeite mit Sängern und Schauspielern. Wenn ich dann sage, dass ich mit Creatorn arbeite, fragen Viele, ob ich es nicht problematisch finde, wie viel die Creator im Gegensatz zu mir verdienen. Das ist aber für mich kein Thema. Ich hätte ja auch selbst Creatorin werden können, das kam aber für mich nie in Frage.

Außerdem gibt es in Gesprächen viele Vorurteile gegenüber Creatorn. Viele denken, dass Creator nichts tun, außer ein paar Videos hochzuladen. Sie verstehen nicht, wie viel harte Arbeit dahintersteckt und warum es ein Management braucht. Wenn ich dann erkläre, was es tatsächlich heißt, Creator zu sein und dass ich als Managerin eben nicht einfach nur Mails abarbeite, sind die Leute ganz erstaunt über den Workload.“

Welche Eigenschaften man als Artist Managerin braucht

„Als Artist Managerin braucht man auf jeden Fall ein dickes Fell. In dem Job wird es sehr schnell sehr stressig und man muss die Wünsche und Bedürfnisse verschiedener Menschen auf dem Schirm haben und zusammenbringen. Man muss kommunikativ und offen sein und Spaß daran haben, zu networken und auf Events neue Kunden zu gewinnen oder sich mit anderen Creatorn zu vernetzen. Man ist immer allein für viele Kampagnen gleichzeitig verantwortlich und muss deswegen sehr strukturiert sein und selbstständig arbeiten können. Man sollte gut mit Zahlen umgehen können und ein Grundverständnis dafür haben, wie Unternehmen funktionieren.

Aber das Wichtigste ist: Man muss Lust auf den Job haben. Gerade bei der Akquise schreibt man oft unzählige Mails, ohne dass etwas zurückkommt. Das schafft man nicht ohne Leidenschaft. Ich liebe den Job, weil man viel rumkommt und man viele coole Menschen kennenlernt. Aber all das ist nicht für jeden was.“

 

Wie viel man als Artist Managerin verdient

„Ich verdiene ungefähr 3300 Euro brutto und liege damit ziemlich im Durchschnitt. Ich finde, das ist ein gutes Gehalt für den Job. Aber klar, es geht immer besser. Gerade in Berlin, wo alles immer teurer wird.“

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