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Etwa 1700 Euro brutto für den Tierfilmer

Foto: privat; Bearbeitung: jetzt

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Der Alltag

Der Großteil der Tierfilmerei ist Geduld. Aber es hängt wirklich davon ab, was man filmt. In der Berliner Innenstadt filme ich etwa gerne Mauersegler. Die Herausforderung dabei ist, mit solch schnellen Vögeln mitzuziehen. Die peitschen einem ja mit 200 km/h über den Kopf. Viele andere Tiere sind verdammt scheu. Wenn man einen Schwarzstorch filmen will, muss man erst einmal jemanden kennen, der weiß, wo ein Schwarzstorch-Horst ist. Dann braucht man ein Tarnzelt und muss etwas tricksen: Man geht zu zweit hinein und eine Person kommt wieder hinaus. So denkt der Vogel, da sei keiner mehr drin – dann erst zeigt er sich. Es gibt aber auch Phasen, in denen ich eine Woche keine vernünftige Szene gefilmt habe und nur mit Schrott-Aufnahmen nach Hause gekommen bin. Das ist dann zwar frustrierend, aber gehört dazu.

Der Weg zum Tierfilmer

Ich habe keinen Kurs gemacht, kein Studium, keine Ausbildung. Fortgebildet habe ich mich nur über Youtube: Da habe ich gelernt, welche Kamera was kann und wann man wie vorgeht. Manchmal hat man auch Aha-Momente, wenn man sich mit anderen Naturfilmern austauscht, die einem erzählen, mit welchen besonderen Objektiven oder Techniken sie arbeiten. Und auch Leute, die das studiert haben, sagen: Es interessiert keinen, was für eine Ausbildung man gemacht hat, wenn man einmal ein Filmprojekt auf die Beine gestellt hat und gezeigt hat, dass man das kann.

Ursprünglich habe ich Fachwirt für Versicherungen gelernt. Ein Bürojob, recht eintönig. Da habe ich zwar gutes Geld verdient, war aber nicht besonders glücklich. Also habe ich mich gefragt, was ich machen kann, dass mir auf Dauer Spaß macht. Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen und war schon immer ein Naturmensch. Wenn ich dort mit meinem Hund spazieren ging, stand ich manchmal einem Reh, einem Hasen oder einen Fuchs gegenüber. Das hat meine Faszination für unsere heimische Natur geweckt.

Die Berufskleidung

Die meiste Zeit laufe ich wie ein Tourist herum. Das funktioniert manchmal überraschend gut. Einmal ist mir etwa ein Wolf auf 15 Meter Nähe vor die Füße gelaufen. Auf der anderen Seite ist eine Aufnahme getarnt und aus der Deckung häufig besser. Ohne Tarnung schaut der Wolf dich zweimal an und ist dann weg. Aber wenn du versteckt bist, können natürliche Situationen entstehen: Der Wolf legt sich vielleicht vor dich und spielt mit seinen Welpen. Dabei braucht man nicht immer ein Tarnzelt, manchmal habe ich auch nur ein Tarnnetz dabei, das ich mir überwerfe. Oder sogar nur eine Kappi, an dem vorne ein Netz herunterhängt – das wirkt vor allem bei Vögeln oft Wunder.

Die Tiere

Ich habe zwei Lieblingsaufnahmen: Einmal habe ich einen Greifvogel, den Schwarzmilan, gefilmt, wie er einen Fisch fängt. Das war meine aufwendigste und technisch beste Aufnahme, weil es in Sekundenbruchteilen passierte. Das andere war die Geburt eines Kranich-Kükens. Ich hatte einen ganzen Tag im Tarnzelt gesessen und darauf gewartet, dass es schlüpft. Der Moment, in dem das Kleine zitternd herauskam, war so emotional für mich. Da habe ich beim Filmen geheult. Da könnte man sich als Außenstehender wundern: Was sitzt der da alleine und weint? Aber es ist einfach so heftig, wenn man es hautnah erlebt.

Die Angst 

Wenn ich Wölfen begegnet bin, habe ich mich absolut Null Komma Null gefürchtet. Die Tiere haben mich schon immer fasziniert, ich habe jahrelang Bücher und Dokumentationen über sie gesuchtet. Wenn man sich mit dem Thema sachlich auseinandersetzt, fühlt man sich zu 99 Prozent sicher. Da ist jeder streunende Hund, jede Zecke und jeder herunterfallende Ast gefährlicher.

Das Geld

Momentan verdiene ich mit der Tierfilmerei brutto um die 20 000 Euro im Jahr – also etwas mehr als 1700 Euro im Monat. Allerdings kommt manchmal mehrere Monate gar kein Geld rein. Ich habe etwa gerade anderthalb Jahre an einem Film über Vögel mitgefilmt. Aber das Geld kam erst vor wenigen Wochen. Davor habe ich keinen Cent für meine Arbeit gesehen. Und die Ausrüstung ist wirklich teuer. Hätte ich vorher nicht viel zurückgelegt, wäre es nicht gegangen. Ich schätze, ich habe Film- und Schnitt-Equipment im Wert von 20 000 Euro. Damit ich das alles finanzieren kann, arbeite ich gerade noch drei Tage die Woche im Büro und berate Versicherungsagenturen. Gerade am Anfang, wenn man nicht weiß, wann die Aufträge kommen, hilft ein regelmäßiges Einkommen. Das Ziel ist aber schon, irgendwann ganz vom Naturfilm zu leben.

Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird

Die Leute sagen immer: „Ah dann bist du ja ganz viel im Ausland unterwegs.“ Die sehen die Natur vor der eigenen Haustür nicht mehr. Da kriege ich Tipps wie: „Wenn du Wölfe filmen willst, da musst du mal in dies oder das Gehege gehen.“ Ich denke mir dann: Schaut doch mal in die Zeitung, habt ihr mitbekommen, dass wir mittlerweile wieder 1000 Wölfe in freier Natur haben? Und ganz erhlich? Was will ich in Afrika? Wenn ich mir etwa die Safaris anschaue, bei denen zwölf Jeeps aufgereiht sind und alle fotografieren dasselbe Löwenrudel, da würde ich nur weg wollen. Das ist nur ein besserer Zoo. Hier in Deutschland ist man eins zu eins mit der Natur, aber muss dafür manchmal auch mit der Lupe nach ihr suchen. Dafür sind einige Menschen vielleicht zu bequem. Es gibt aber auch hier viele Naturverrückte. In Holland gab es neulich einen super seltenen Tannenhäher, der war in einem kleinen Wohngebiet und auf einmal sind da hundert Naturfotografen um ihn herumgesprungen. An dem Punkt frage ich mich allerdings, ob es den Menschen wirklich noch um die Natur geht.

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