Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Wie stehst du zum Unistreik?

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Moni, 24, studiert Musik:

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Ich finde es sehr wichtig, dass sich hier eingesetzt wird. Selber möchte ich das auch unterstützen. Jedem steht es frei, sich einzubringen. Ich habe zum Beispiel gestern die Initiative ergriffen und eine abendliche Jam-Session organisiert.“ Evelyn, 23, studiert Ethnologie: „Ich bin ganz schön müde und kaputt, seit Beginn der Proteste bin ich dabei und schlafe hier auch so gut wie jeden Tag. Es ist aber wichtig, dass wir das jetzt durchziehen, auch wenn es manchmal nicht so einfach ist.“ Tobi, 24, studiert Theaterwissenschaften:

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Ich würde nichts lieber tun, als hier aktiv mitzuprotestieren. Es macht mich so wütend, dass ich es mir aber einfach nicht leisten kann. Mir wurde gerade das Bafög gestrichen. Ich muss in jeder freien Minute arbeiten, um Wohnung und Essen zu finanzieren. Wenn ich jetzt auch noch wegen Abwesenheit aus meinem Studium fliege, kann ich alles knicken.“


Sarah, 22, studiert Ethnologie:

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Ich muss sagen, dass ich mich nicht aktiv am Streik beteilige, es aber gut finde, was hier gemacht wird. Ich schaue mich ab und zu mal um und bin erstaunt, dass sich doch mehr Leute beteiligen als erwartet. Da ich nebenher viel arbeite, habe ich leider nicht die Zeit ständig mitzuwirken.“ Kristopher, 22, studiert Politik: „Ich bin schon seit Donnerstag hier und beteilige mich in der Presse-AG. Ich kümmere mich um die Pressebetreuung und gehöre so schon richtig mit zum aktiven Kern des Protests. Dabei betreffen mich die Probleme hier eigentlich gar nicht akut, denn ich studiere noch auf Master und bin sowieso bald fertig. Aber ich will mich mit meiner Generation solidarisieren und dazu beitragen, dass das Bildungssystem sich bessert.“ Felix, 21, studiert Theaterwissenschaften:

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Ich war schon bei der Besetzung der Kunstakademie und mache jetzt hier weiter. Nachts ist es teilweise richtig voll und man muss sich rechtzeitig einen guten Schlafplatz sichern. Die besten sind oben auf der Galerie. Wichtig ist, dass die Leute verstehen: Es geht hier um die gesamte Bildungspolitik, nicht nur um Universitäten sondern auch um Schulen. Und um die gesellschaftliche Lebenseinstellung!“


Eine Gruppe von Doktoranden und Diplomanden die am Lehrstuhl beteiligt sind: „Wir sind hier ja nicht so involviert, finden aber sehr interessant und lobenswert was die Studenten hier machen. Besonders beeindruckt sind wir von dieser digitalen Vernetzung unter den Universitäten. Im Audimax ist die Twitterseite an die Wand geworfen und jeder ist live dabei, wenn es etwas Neues gibt. Wir sind auch gegen das derzeitige System, da zählen die individuellen Interessen der Studenten ja nichts mehr. Vielleicht streiken wir morgen mit.“ Katharina, 20, studiert Lateinische Philologie

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Ich finde das generell schon super, was hier passiert, habe aber auch erst später davon erfahren. Mir erscheint das alles so undurchsichtig, etwas konzeptlos. Ich wäre gerne involviert, weiß aber gar nicht wo ich anfangen soll. Außerdem muss ich mein Studium verfolgen, sonst komme ich nicht mehr hinterher. Das kann ich mir halt nicht leisten. Ich zahle schließlich Studiengebühren.“ Julia, 20, studiert Lehramt: „Die Werbung für die Besetzungsaktion war mau. Eigentlich möchte ich gerne engagiert mitwirken, aber durch Schein- und Anwesenheitspflicht kann auch ich es mir nicht leisten zu fehlen. Da setzt man halt Prioritäten. Das ist zwar traurig, aber so ist das bei den meisten. Die Vorlesungen, die noch stattfinden, sind genauso überfüllt wie immer.“ Martin und Dan, beide 23, aus Mainz, touren mit ihrer Band „Auletta“ in Rahmen eines Myspace-Projekts durch Deutschland:

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Wir sind gerade von unserer Uni in Mainz beurlaubt und daher nicht aktiv am Streiken. Glücklichweise ist es uns durch unser Touren aber möglich, mitzuwirken. Gerade haben wir im Audimax ein Konzert gegeben. Super, dass sich endlich auch mal etwas in Deutschland bewegt. Aus anderen Ländern kennt man das ja.“ Peter, 22, studiert Politikwissenschaft: „Super ist das hier! Endlich engagiert sich mal jemand. Das wurde echt Zeit nach der G8-Einführung vor Jahren und was da sonst gesamtbildungspolitisch noch alles passiert ist! Ich schlafe in der Uni und helfe bei der Besetzung. Wer mich richtig ärgert sind die, die sich von uns Engagierten in ihrem Lernalltag gestört fühlen. Die werfen dann Wasserbomben auf uns, pöbeln und reißen die Plakate ab. Aber Gesicht zeigen tun sie nicht. Und das sind bei weitem nicht nur Erstsemestler. Ich finde das kindisch, traurig und unnötig.“ Daniel, und Martin, beide 20, studieren Geschichte im ersten Semester:

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Als die Aufstände anfingen, waren wir gerade auf dem Ersti-Wochenende und haben gar keine Einzelheiten mitbekommen, das ist nur so durchgesickert. Wir finden, dass wir noch nicht soviel zu dem Thema sagen können, da wir die Missstände am eigenen Leib noch nicht erfahren haben. Wir verstehen die Forderungen aber und solidarisieren uns.“


Andrea, 45, ist Sekretärin an der LMU:

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Ich merke in meinem Arbeitsalltag gar nicht so viel von den Protesten, wenn ich hier aber durchlaufe, bewundere ich die jungen Leute für ihren Mut. Ich finde das toll. Ich komme aus der DDR, in meiner Schulzeit gab es so was nicht.“ Susi, 20, studiert BWL im ersten Semester: „Ich könnte mich echt so über die Streikenden hier aufregen, das ist doch total blöd was die machen! Die sollen mal in die USA schauen, da zahlen die Studenten noch viel höhere Studiengebühren. Irgendwie muss man Bildung ja finanzieren, ich finde das gerechtfertigt. Wir Lernwilligen werden hier behindert, das ist alles. Was die da machen wird ja nichts verändern. Sollen sie halt wenigstens irgendwo hingehen, wo sie niemanden stören!“ Max, 22, studiert Geschichte:

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Ich betrachte diesen Streik als dringend notwendig und bin stolz auf das, was wir hier alles gemeinsam auf die Beine stellen. Berichterstattungen, die uns dann als biertrinkende, linke Splittergruppen darstellen machen mich wütend. Hier sind alle politischen Spektren vertreten, es wird ernsthaft diskutiert und vieles bewegt. Ich erwarte, dass wir ernst genommen werden!“


Robin, 23, studiert Medieninformatik: „Ich schaue immer mal ins Plenum rein und finde gut, was die da machen. Da ich aber mit meinem Studium fertig werden will, hat das Vorrang. Meine Eltern erwarten das auch von mir, sie zahlen die teuren Gebühren schließlich.“ Lorenz, 23, studiert Komparatistik:

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Ich bin anfangs mit meinem Mitbewohner nur hergekommen, um mir das mal anzuschauen. Wir haben die Volksküche entdeckt und dann beschlossen am nächsten Tag gleich selber mitzukochen. Ich habe da so ein super Linseneintopf-Rezept. Ist richtig gut angekommen. Mein Mitbewohner, der sich vorher überhaupt nicht für die Proteste interessiert hat, sitzt jetzt sogar im Plenum. Ich sage mal so: Es kommt gar nicht darauf an, dass jetzt gleich was Konkretes erreicht wird. Entwicklungen brauchen Zeit, wichtig ist, dass der Prozess ins Laufen gekommen ist.“ Markus, 24, studiert Jura: „Geil! Wir gehen in jeder Kaffeepause hier her und setzen uns ein bisschen in den Audimax. Obwohl wir total eingebunden in die Vorbereitungen auf das anstehende Juraexamen sind - und uns das hier alles gar nicht direkt betrifft. Aber wenn jeder jeden Tag fünf Minuten her kommt, ist doch alles geritzt. Wir müssen zusammenhalten!“


Alex und Britta, 23 und 19, studieren Grundschullehramt:

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Wie sollen wir das sagen, ohne dass es sich doof anhört: Ganz ehrlich, wir finden das gut, wenn die anderen sich engagieren. Selber beteiligen tun wir uns aber nicht. Die machen das schon. Für und geht die Uni vor, das ist Pflicht.“ Anna, 22, studiert Pädagogik: „Letzte Woche war mir noch gar nicht klar, was hier passiert. Hut ab, muss ich jetzt sagen, jeder sollte vorbeikommen und mithelfen. Die sind hier echt beeindruckend organisiert. Leider fallen für mich aber weitere Seminare an, so dass ich nicht Vollzeit mitmachen kann.“ Tokyo, 20, ist Tokio Hotel Fan:

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Ich studiere selber nicht. Ich komme aus Hamburg und wollte eigentlich nur zum „Antifa Action Day“. Da habe ich jemanden von der Kunstakademie getroffen und die haben mich überredet mitzustreiken. Jetzt sammle ich Flaschen ein. Die Hälfte des Erlöses behalte ich, die andere Hälfte gebe ich der Volksküche.“ Und was sagen die, die die Macht haben? Auf der nächsten Seite findest du eine kleine Zusammenstellung mit Zitaten derjenigen Menschen, die mit den Protesten gemeint sind.


Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Margret Wintermantel, Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz „Es ist richtig, dass die Studierenden sich zu Wort melden und deutlich machen, dass ihre Studienbedingungen besser werden müssen und mehr für ihre soziale Sicherung getan werden muss. Die Sympathien sind auf Seite der Protestierenden, solange sie vernünftige Formen des Protests wählen und sachlich argumentieren.“ So werde mehr Personal in der Lehre benötigt, um die Qualität des Studiums zu halten und zu verbessern. Dennoch gebe es keinen Anlass, „die Bologna-Reform in Bausch und Bogen abzulehnen“. Der Arbeitsmarkt für Bachelorabsolventen entwickele sich gut, sagte Wintermantel.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) „Verbinden Sie Demonstration mit Dialog in der Hochschule.“ Bundesbildungsministerin Annette Schavan kündigte an, bereits in den nächsten Tagen mit den Wissenschaftsministern der Länder sprechen zu wollen. "Die Studenten haben ein Anrecht zu erfahren, was wir unternehmen, um die Lehre zu verbessern", sagte sie.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Christoph Markschies, Präsident der Berliner Humboldt-Universität. „Ich teile den Protest, sofern er sich gegen die verpatzte Bologna-Reform richtet», sagte Markschies in dem Interview. Kein Verständnis habe er für die Forderung nach einem grundsätzlichen Systemwechsel. „Ich verstehe den Protest nicht, sofern er einen grundsätzlichen Systemwechsel will, also eine ganz andere Form von Bildung."

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Peter Strohschneider , Vorsitzender des Wissenschaftsrats Angesichts anhaltender Proteste an den Hochschulen hat der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Peter Strohschneider, "handwerkliche Fehler" bei der Einführung der Bachelor-Studiengänge eingeräumt. Man habe unterschiedliche Fächer über einen Kamm geschoren. "Während einige Geisteswissenschaften mehr Struktur vertragen können, bräuchten die Ingenieurfächer eher mehr Freiheiten." Zudem kritisierte er die einseitige Ausrichtung der Bachelor-Reform auf die Verkürzung von Studienzeiten. Strohschneider verwies auch auf die schlechte finanzielle Ausstattung der Hochschulen. "Die strukturelle Unterfinanzierung ist noch einmal um 15 Prozent gestiegen." (CDU), amtierender Chef der Kultusministerkonferenz (KMK) "Die konkreten Forderungen der Studierenden, die vor allem darauf gerichtet sind, die Studienbedingungen zu verbessern, sind richtig", sagte der Bildungsminister Mecklenburg-Vorpommerns. Die Unis seien in der Pflicht, auf die Forderungen einzugehen: Immerhin blieben die Studiengebühren zur Verbesserung der Lehre zu 100 Prozent bei den Unis. «Exzellenz-Initiativen und Forschungsförderung spülen Milliarden Euro in die Hochschulen, ohne dass die Länder ihre Bildungsbudgets kürzen.» Auch agierten Hochschulen «mit Mitteln der Steuerzahler wie selbstständige Unternehmen»,

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) "Die Studiengebühren, die bleiben", Jan-Hendrik Olbertz , Kultusminister, Sachsen-Anhalt Jan-Hendrik Olbertz erklärte am Montag, die bundesweiten Studienproteste richteten sich weniger gegen die Politik als vielmehr gegen die Hochschulen selbst. Diese müssten ihre Angebote so planen, dass sie "studierbar" seien und mit den jeweiligen Budgets finanziert werden könnten. Die praktische Umstellung von Diplom- auf Bachelor- und Masterstudiengänge, Studieninhalte oder Prüfungsrhythmen seien nicht Aufgabe der Politik. Ein intelligenter Bachelor-Studiengang müsse völlig neu durchkomponiert werden. Stattdessen habe man versucht, den Lernstoff eines früheren Diplomstudiengangs in einen verkürzten Bachelor-Studiengang unterzubringen. Überlastung, Überforderung und Prüfungsstress seien die Folgen, gegen die die Studenten jetzt demonstrierten.

Text: mercedes-lauenstein - Fotos: Judith Urban

  • teilen
  • schließen