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Wozu eigentlich Haustiere?

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Benni hatte einen Hund, Hannah eine Katze, Christiane Meerschweinchen, Marianne zwei weiße Mäuse und Nadja einen bunten Vogel. Die Liste meiner Schulfreunde, die die Nachmittage ihrer Kindheit gemeinsam mit ihren Haustieren verbringen konnten, lässt sich ins Unendliche erweitern. Eigentlich waren ich und meine Schwester die einzigen Kinder weit und breit, die niemals auch nur ein Tierchen besessen hätten. Schuld waren die Allergien meiner Mutter. Einmal durften wir auf den Hasen der Nachbarin aufpassen, der später tot in der Garage lag (es war ein Hase, der nur Zimmerumgebung gewohnt war und über die Begegnung mit der freien Natur und zwei nonstop streichelnden Händen vermutlich einen Herzkasper bekommen hat). Einmal durfen wir Ferien auf dem Reiterhof machen - ein Erlebnis, das zum sofortigen Lesestopp der "Wendy" und einer bis heute andauernden Angst vor Pferden führte (der Haflinger nahm mit mir auf dem Rücken reißaus und kam erst im Feld des benachbarten Bauerm zum Stehen, wo er seelenruhig Salatblätter anfraß).

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

So ein dickes Meerschweinchen hätte ich als Kind auch gerne gehabt.

Ich hatte jedenfalls mein Leben lang kein Haustier in Pflege. Wenn ich das vor Freunden erzähle, gucken sie mich meist mitleidsvoll an. Kein Moppele? Kein Herr Häser? Keine Maunzi? Es scheint dann immer so, als hätte ich etwas verpasst. Einen wichtigen Bestandteil der Kindheit. Eine Lektion, die ich nie habe lernen dürfen. Aber welche denn?

Mir kommt es eher so vor als seien Haustiere für Kinder Spielzeuge auf Zeit. Am Anfang sind sie noch interessant, irgendwann übernehmen Mama oder Papa das tägliche Gassi-Gehen, das nervige Katzenklo-Säubern, das Fressnapf-Auffüllen und den Arztbesuch sowieso. Mein Freund hat mir einmal erzählt, dass der Tod seines schwarzen Kaninchens mit der weißen Pfote seiner Mutter mehr zu Herzen ging als ihm. So sehr, dass sie sich geschworen hat, nie wieder ein Haustier anzuschaffen. Aus Angst, es könne eines Tages sterben.

Blicke ich mich heute in meinem Freundeskreis um, so hat nur noch eine einzige Freundin ein Haustier. Katharina ist Tierärztin und besitzt einen Hund. Letztes Jahr habe ich kurz überlegt, eine Katze aus einem Versuchslabor, in dem sie gearbeitet hat, in meiner Wohnung aufzunehmen. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn ich tatsächlich den Mut zu dieser Entscheidung gehabt hätte. Bereichert das Leben mit einem Haustier den Alltag? Macht es gar das Leben besser und am Ende irgendwie erträglicher? Was meint ihr?

Hattet ihr früher Haustiere? Und hat euch das irgendwie in eurer Entwicklung beeinflusst? Und was ist heute? Würdet ihr euch wieder ein Haustier anschaffen?




Text: anna-kistner - Bild: ddp

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