Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Wofür wirst du nie zu alt sein?

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Ich habe mir am Samstag eine Playstation 4 gekauft. Ich war zu diesem Zeitpunkt achtundzwanzigeinhalb Jahre alt, daheim lag meine 30-jährige Freundin im Bett und kurierte ihren Kater aus. Ich hatte ebenfalls einen Kater. Ich schleppte mich also ungeduscht in den nächsten Elektromarkt. Ich ging in die Abteilung für Videospiele, griff nach einem der riesigen Kartons mit der Konsole und dem neuen Ego-Shooter, dessen Plakate an der U-Bahnstation mich schon seit Wochen gekitzelt hatten. Ich ging zur Kasse.

Es fühlte sich toll an.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Egal, was die anderen sagen: Boah, wie geil!

Als Jugendlicher war ich besessen von Videospielen. Meine Mutter führte irgendwann eine Zwei-Stunden-Begrenzung ein, vor Mathe-Schulaufgaben versteckte sie das Stromkabel. Als ich von daheim auszog, sortierte ich die alte Konsole aus. Ich war von nun an Student, volljährig sowieso. Wer keinen Schulranzen mehr trägt, fand ich, sollte auch nicht mehr Playstation spielen. So hielt ich es, mit zunehmend bröckelnder Überzeugung, bis vergangenen Samstag.

Es brauchte wochenlang hängende Plakate des Ego-Shooters an meiner U-Bahnstation und einen massiven Alkohol-Kater, um mir einzugestehen: Ich will wieder videospielen können. Und zwar jederzeit, wenn ich will, sechs Stunden am Stück, und sogar dann, wenn ich am nächsten Tag arbeiten muss! Eines der besten Dinge am Erwachsensein ist schließlich, dass man Dinge selbst entscheiden kann.

Und es gibt ihn ja oft im Leben: den Moment, an dem man entscheidet, nun aber zu alt für etwas zu sein. Für den Schnuller. Für Plüschtiere. Für Seilspringen oder Skateboardfahren. Und genauso, glaube ich, gibt es manchmal den Moment, in dem man sich klarmacht, dass diese Entscheidung Unfug war. In dem man erkennt: Es ist nicht erwachsen, sich von etwas vermeintlich Kindischem loszusagen, nur weil man jetzt Gymnasiast ist oder einen Job als Produktmanager antritt. Im Gegenteil: Es ist erwachsen, zu einer Leidenschaft zu stehen, auch wenn alle anderen sie belächeln!

Deshalb fragen wir heute im Ticker: Welche Dinge führst du eisern weiter, obwohl du eigentlich zu alt dafür bist? Wann hast du gemerkt, dass du ohne sie nicht kannst? Oder anders: Worauf hast du unbändige Lust, bist aber noch gehemmt, weil du doch eigentlich zu alt...? Raus damit!



Text: lucas-grunewald - Foto: cydonna/photocase.de

  • teilen
  • schließen