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Das Fernweh ist ein Gefühl, dem sich vor allem Abiturienten gerne hingeben. Kaum ist die Schule überstanden, werden große Pläne geschmiedet: Die einen träumen vom Studium im Ausland, die anderen vom Umzug in die große Stadt. So wird es auch dieses Jahr wieder dutzendfach auf den Jahrgangs-Steckbriefen in den Abizeitungen dieses Landes nachzulesen sein. 

Dass nur wenige Abiturienten ihren Plan vom Studium in der großen, weiten Welt tatsächlich umsetzen, beweist nun eine Studie der Kultusministerkonferenz zur Mobilität der Studienanfänger. Aus der Anfang April veröffentlichten statistischen Untersuchung geht hervor: etwa zwei Drittel der Studierenden sind „territorial sesshaft“. Sie studieren also im gleichen Bundesland, in dem sie auch ihr Abitur gemacht haben. Zählt man die sesshaften Studienanfänger mit denjenigen zusammen, die in unmittelbar angrenzenden Nachbarländern studieren, klingt das Ergebnis noch weniger nach Fernweh. Nur 13,5 Prozent der Studienanfänger wandern in eine Universitätsstadt ab, die über der Grenze des Nachbarlandes liegt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Besonders hoch ist die so genannte „Sesshaftigkeitsquote“ in Nordrhein-Westfalen (80,2 Prozent), Bayern (76,5 Prozent) und Baden-Württemberg (68,9 Prozent). In Brandenburg und im Saarland hingegen studieren weniger als die Hälfte der Abiturienten in ihrem Heimatland. Von den gut zwei Millionen Studierenden aller deutschen Hochschulen sind überhaupt nur rund 14 Prozent in den ostdeutschen Flächenländern eingeschrieben. Kampagnen wie die auf fünf Jahre angelegte „Studieren in Fernost“-Initiative versuchen, das zu ändern. Abiturienten für ein Studium im Osten Deutschlands zu begeistern, ist ein dringendes Ziel: Wegen des doppelten Abiturjahrgangs drohen die westdeutschen Universitäten bald aus allen Nähten zu platzen.

Den Umzug in eine Universitätsstadt, die nicht gleich in unmittelbarer Nähe liegt, wagen vor allem die Abiturientinnen. Das belegen ebenfalls die Zahlen der Kultusministerkonferenz. So betrug die Mobilitätsquote der Frauen im Jahr 2009 genau 37,1 Prozent, die der Männer hingegen nur 33,1 Prozent. Die Mobilität der Studienanfänger hängt außerdem von dem angestrebten Studienfach ab. Überdurchschnittlich häufig gehen Studienanfänger in den vor allem von Frauen favorisierten Fächern Veterinärmedizin, Humanmedizin, Ernährungswissenschaften sowie Kunst und Kunstwissenschaft zum Studium in ein anderes Land. Bei den männlich dominierten Ingenieurwissenschaften ist der Anteil der Auswanderer am Geringsten. 

Woran es im Einzelnen liegt, dass viele ihrer Heimat so treu bleiben, verrät die Studie natürlich nicht. Ist das beste Mittel gegen Fernweh eben immer noch Mamas gedeckter Tisch? Oder ist dieser Versuch einer Erklärung zu einfach? Wie weit hat es dich nach Schule oder Studium von zu Hause weggetrieben? Und wie lange hälst du es dort ohne Heimweh aus?



Text: anna-kistner - Bild: cydonna / photocase.com

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