Keine Zeit der Woche ist flusiger und nulliger und wachsweicher als der Sonntagnachmittag. Erzähl, was du von ihm hältst, wie du ihn verbringst oder verbracht hast!
yvonne-gamringer
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Draußen, hier in München, die Sonne scheint, da walzen sie gerade zu Tausenden durch den Englischen Garten und die Straßen. Familien und Paare und Menschen, die von anderen Menschen vom Sofa gezerrt wurden. Es gilt, den Sonntagnachmittag gemäßigt-bräsigen Schritts zu begehen. Keine andere Zeit der Woche ist so flusig, so nullig, so musenbeseelt und so nichtsnutzbehangen wie der Sonntagnachmittag, den es gibt, weil es die Bibel gibt.
Und was fällt den Leuten ein? Spazierengehen, so langsam, dass alles verstopft.
Die Welt scheint Sonntagnachmittag in ein Loch zu fallen, aus dem sie Woche für Woche nur heraus findet, weil sie sich während der vergangenen plusminus 2.000 Jahre ein paar Rituale hat einfallen lassen, wie man diesen Tag doch noch mit Stil tot-treten kann:
1. Das ZDF sendet Springreiten und schlimmere Randsportarten.
2. Die Restaurants lassen Brunchen bis Mitternacht.
3. Die Kirche bietet Gottesdienste.
4. Mutter bietet Kuchen.
5. Es gibt Tatort-Stammtische.
6. Die Städte haben Spazierwege geteert.
7. Die Punschindustrie hat Punsch entwickelt.
8. Teebeutel.
9. Beziehungen, die sich an Sonntagnachmittagen festigen oder lockern lassen, indem intensiv und exzessiv und überhaupt Spazierengegangen wird, bis die intrinsische Fußmuskulatur schmerzt.
10. Sonntagnachmittag, du Jammer!
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Illustration: Julia Schubert
Sonntag. Manche nennen ihn den Kropf der Woche.
Wie verbringst du diese Nicht-Zeit?
Sollte man den Sonntag ganz abschaffen?
Ihn umbenennen?
Hasst Du Spazierengehen?
Schon mal Springreiten geschaut?
Schon mal bei einem langen Spaziergang deine Beziehung gerettet?
Oder eine begründet?
Noch gut acht Stunden. Dann ist endlich wieder Montag.