Selbst getankt habe ich noch nie, auch nicht in der Fahrschule. Ich hatte nie ein eigenes Auto und wenn ich den Wagen von meiner Oma, Mama oder meinem Freund benutzt habe (was seeeehhhhr selten vorkommt, weil ich kaum fahre, seit ich in München wohne), war immer genug Benzin im Tank. Ich will jetzt nicht als Schnorrerin dastehen, ich habe ihnen, wenigstens seit ich arbeite, immer etwas Geld fürs nächste Mal tanken gegeben. Aber dass ich selbst getankt habe, hat sich in den bald acht Jahren, in denen ich jetzt fahren kann, einfach nie ergeben.
Es war dann natürlich nicht so schwer, abgesehen von meiner Sorge, ob das Auto explodiert, wenn etwas Benzin daneben tröpfelt (und einem peinlichen Anruf bei meiner Schwester, die diese Frage verneinte). Aber es war schon aufregend, wie alle ersten Male. Und in diesem Fall, weil so spät passiert, auch ein bisschen peinlich. Genauso wie ich mich immer dafür geschämt habe, dass ich erst mit 21 zum ersten Mal geflogen bin.
Wie ist das bei dir? Welches erste Mal hast du sehr spät erlebt? Oder vielleicht sogar noch vor dir? Schämst du dich dafür? Oder geht es dir wie Kollege J., der gestand, dass er noch nie eine Kiwi gegessen hat und sich das jetzt für einen besonderen Tag aufhebt?
Text: kathrin-hollmer - Foto: dpa