Die Romanhelden unserer Autorin waren fast immer im Gefängnis, sie dachte früher: Da muss jeder hin.
Mein Lieblingsbuch als 13-Jährige hieß „Ein Mann“ von Oriana Fallaci. Es geht darin um einen Freiheitskämpfer während der Diktatur in Griechenland. An viel kann ich mich nicht erinnern, denn ich verstand’s nicht. Nur das blieb mir im Kopf: der coole Typ und die harte Zeit im Knast, der Hunger, die Gewalt, die Feile, die – in einem Laib Brot versteckt – den Weg zur Freiheit bahnen kann.
Und dann gab es da noch die Monopoly-Erfahrung: Nur einmal falsch würfeln und du kommst hinter Gitter. Auch, dass ich mit einem Rucksack von zu Hause abhaue, dachte ich immer. Nicht, weil mich meine Familie genervt hätte, sondern weil das jedes halbwegs beeindruckende Girl in der Fotolove-Story gemacht hat.
Nach und nach gelang es mir, die Wahrscheinlichkeit, abzuhauen oder gefoltert zu werden, mit der Realität abzugleichen. Ich habe gelernt, dass vieles, was in Büchern passiert, normal ist – sich verlieben oder verzweifelt sein – und manches, was da mindestens genauso häufig steht, mir wahrscheinlich nie passiert: Gefängnis, Schießereien, Verfolgungsjagd im BMW.
Geht es dir ähnlich, und du hast erst mit dem Älterwerden verstanden, dass, was in Büchern und Filmen üblich ist, nicht auch bei dir so kommen wird? Von welchen Dingen hast du früher gedacht, dass sie sicher passieren werden? Und wer oder was ist schuld daran?