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Der jüngste Haarschnitt hatte einen beruflichen Hintergrund (es ging um Veränderung), deshalb ist er nicht ganz repräsentativ. Aber passend schon. Denn der Friseur in Paris ging die Sache mit der Verve eines Menschen an, der meint, man müsse das Gegenüber auch mal zu seinem Glück zwingen. Man wisse es ja schließlich besser. Einen gehörigen Gestaltungswillen hatte er auch noch. Eine potenziell bedrohliche Mixtur.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Aus den abgesprochenen leicht gekürzten Seiten wurde deshalb eine mir noch immer nicht völlig verständliche Asymmetrie, mit einer Beinahe-Tendenz zum Undercut (links), einem Scheitel auf der (für mich) falschen Seite und einer Föhnwelle, die über die rechte Seite schwappte. Randnotiz: fast die gleiche Frisur, die der Friseur selbst trugt.  

Als er mich schließlich also fragte, nun offenbar doch etwas unsicher, wegen meines entgleisten Gesichtsausdrucks, ob mir die Frisur denn so gefalle, war ich gerade noch zu versteinert, um eine ehrliche Antwort zu geben. Will sagen: Ich hätte auch dann wohl nicht wahrheitsgemäß geantwortet, wenn ich die Übersetzungen für „asymmetrisch“, „so nicht abgesprochen“, „Wer er denn glaube, dass er sei?!“ und „Ob man ihm ins Hirn geschissen habe?!“ parat gehabt hätte.  

Und ich weiß bis heute nicht, ob ich darüber nun verärgert, oder erleichtert sein soll. Ich finde nämlich wenig so unerträglich, wie Kunden, die im Oberdirektoren-Ton an Dienstleistungen herumkritteln. Am besten mit der Begründung, man zahle hier „ja schließlich viel Geld“, das könne man „doch wohl wirklich erwarten, dass“ dieses oder jenes selbstverständlich passiere. Wir machen ja schließlich alle mal Fehler, wir haben alle mal schlechte Tage. Niemand braucht da auch noch jemanden, der einem den Tag mit Nöl-Sing-Sang endgültig zum Endgegner macht.  

Und trotzdem muss man doch irgendwie sagen können, wenn das „medium“ bestellte Steak „well done“ oder „rare“, das in Auftrag gegebene Regal schief, das Bier zu warm oder der Service unfreundliche war. Oder? Weil, wenn man jetzt dieses Dienstleister-und-Dienstleistungsempfänger-Machtverhältnis ausblendet: Man freut sich schließlich schon sehr auf das, was man bestellt. Und wenn’s dann falsch ist, ist man doch enttäuscht!  

Wie hältst du es also mit Dienstleistungen? Sagst du etwas, wenn sie schlecht waren? Oder ist es dir unangenehm? Und sagst du es direkt heraus oder eher später in Bewertungen im Internet? Findest du überkritische Kunden schlimm oder wichtig? Oder ist für dich alles nur eine Frage des Tons? Und wenn ja: Hast du Tipps, wie's am besten geht. Oder eine Frage der Situation? Wir können ja auch mal ganz konkret anfangen: Wie warst du zum Beispiel heute mit der Qualität des Tickers zufrieden?

Text: elias-steffensen - Foto: view7 / photocase.de

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