Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Wie gut bist du für den Winter gerüstet?

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Man verpennt sie irgendwie, diese winzigen Zeitpunkte im Leben, in denen man vom Kind zum Jugendlichen und schließlich zum Erwachsenen wird. Mitunter dauert es viele Jahre, bis man merkt, dass man auf sich selbst aufpassen muss , wenn die Eltern es nicht mehr tun. Und in dieser blöden Zwischenzeit rennt man dann pausenbrotlos in die Schule, lebt nach Schule und Studium eine ganze Weile lang völlig unversichert vor sich hin und auch das mit dem richtigen Wäschewasch-Rythmus hat man noch nicht raus. Am Längsten aber fehlt einem komischerweise die Wertschätzung für praktische Kleidung. Im Alter zwischen 13 und 23 hat man gemeinhin kein richtiges Gespür für die Bedürfnisse seines Körpers. Die Zeiten, in denen man mit Mama stundenlang im Schuhladen das Paar Schuhe sucht, bei dem nichts rutscht, drückt oder ziept sind längst vorbei. Ausgesucht wird das Schuhwerk, und damit auch die restliche Kleidung nur noch nach dem äußeren Erscheinungsbild. Was die Freunde haben, will man auch. Gekauft wird, was den jungen Körper ins (vermeintlich) beste Licht rückt. Aufgrund des geringen Taschengeldes sollte das außerdem möglichst billig sein. Nachhaltigkeit, Bequemlichkeitsfaktor und Gesundheit spielen keine Rolle - es gibt nur cool und uncool. Und zu uncool zählen alle praktischen Sachen: Winterstiefel, gefütterte Gore-Tex Jacken, Wollunterhosen und Fahrradhelme.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Klamotten, die Coolness und praktische Werte tatsächlich vereinen sind erstens rar und zweitens teuer. Und irgendwie merkt man ohnehin immer erst dann, dass der Winter da ist, wenn man schon mitten drin steckt und dann lohnt es sich auch nicht mehr, teures Geld für so kurzfristige Kleidung auszugeben. Hinzu kommt die vage Ahnung, dass die Klamotten von heute im nächsten Jahr aufgrund Trendveränderungen völlig untragbar werden. Also latscht man mit den alten Sommersneakern über das Eis. Zur Not tun es dicke Wollsocken, ein Sweaterpulli unter der dünnen Kunstlederjacke und ein paar Stulpen drüber. Man ist nicht für den Winter gerüstet, und man will sich nicht für den Winter rüsten, man hält ihn lediglich aus. Auf den eigenen nackten Nieren und roten Ohren steht immer dasselbe geschrieben: Wird schon gleich vorbei sein. Genau so, wie die Pubertät eben auch. Doch das dauert länger, als man glaubt. Erst später, Anfang zwanzig gibt es dann die ersten Momente der Erleuchtung. Man ist das Frieren satt und fragt sich: Was soll der Scheiß? Man geht los, eine ordentliche Schneemontur kaufen. Und stellt fest, dass es entgegen allen Glaubens durchaus schöne Wintersachen gibt. Und spätestens nach einer Stunde eisiger Wartezeit auf den Bus oder die Bahn hat man das teure Geld dafür gefühlt auch schon wieder drin. Wie ist das bei dir? Kennst du diesen Konflikt? Hast du den Nutzen guter Winterkleidung schon für dich entdeckt oder kämpfst du dich noch mit deinen verbeulten Sneakern durch die Schneewehen? Investierst du gerne in warme Kleidung? Oder verschließt du auch lieber die Augen vor dem Winter ehe du dich mit Moon Boots vor die Tür wagst? Und wenn ja: Wie lange meinst du, geht das noch gut?


Text: mercedes-lauenstein - Ryu-Tako / photocase.com

  • teilen
  • schließen