Bargeldloses Bezahlen ist inzwischen fast überall möglich. Aber grade bei geringen Beträgen scheint es einen moralischen Cash-Zwang zu geben. Was geht in deinem Kopf vor, wenn du Kleinkram mit Karte zahlen musst?
piet-vanriesenbeck
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Ich zahle gerne mit Karte. Man braucht weniger Geld im Portemonnaie und wenn man es verliert, ist das nur halb so schlimm. Das Zahlen von kleinen Beträgen mit der EC-Karte ist aber verpöhnt. Wer in einer langen Schlange für eine Dose Bier die Karte rausholt, riskiert verhasste Blicke - sowohl vom Personal als auch von dem Menschen hinter einem. Aber auch wenn das Geschäft leer ist, fühlt es sich merkwürdig an, Kleinstbeträge auf diese Weise zu bezahlen. Man erntet dafür in der Regel Verachtung oder Mitleid, denn die EC-Karte gilt eher als Notreserve, die man benutzt, wenn man die nötige Summe nicht in bar hat. Wenn man für eine Dose Bier seine Konto plündern muss, wirkt das entsprechend schäbig. Mal ganz abgesehen, von dem gefühlt unendlichen, zeitlichen Zusatzaufwand, den so eine Kartenzahlung produziert.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Illustration: Julia Schubert
Eigentlich ist bargeldloses Zahlen doch super. Warum fühlen wir uns trotzdem so oft mies dabei?
Das Gefühl, dass sich der Einsatz der EC-Karte lohnen muss, ist sehr verbreitet. Viele Kunden fürchten, dem Verkäufer dadurch Umstände zu bereiten. Kollegin C. hat gestanden bei Gelegenheiten, in denen das Bargeld fehlt, auch mal unnötiges Zeug aufs Band zu werfen, nur um einen moralischen Mindestbetrag zu erreichen. Dabei ist der Kostenaufwand einer EC-Zahlung eher gering. Zwischen zehn und zwanzig Cent liegen laut Ulrich Binnebößel vom Deutschen Handelsverband die Kosten für eine Transaktion. Theoretisch müsste es demnach auch okay sein, ein Überraschungsei oder eine Zahnbürste mit Karte zu zahlen. Ist es aber für viele nicht.
Warum gibt es also dieses Unwohlsein bei der EC-Zahlung? Diese Woche wurde noch über den Untergang des Druckers und des Papiers überhaupt geredet. Ist meine Zahlweise da nicht total modern? Möglicherweise spielt da auch die Psyche eine Rolle. Wer kein Bargeld abgibt, spürt den Verlust nicht so deutlich. Für den Einen ist das angenehm, dem Anderen macht das eher Angst.
Wie ist es bei dir? Fühlst du dich wohl, wenn du Kaugummis mit Karte zahlst oder schämst du dich und versucht immer Bargeld zu haben? Hast du Skrupel beim Zahlen mit Karte?