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Wer rettet Wikileaks?

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Sie enthüllen, was der Öffentlichkeit bisher verborgen blieb, machten weltweit mehr als 250.000 interne Mitteilungen von US-Botschaften publik, und sorgen mit ihren brisanten Informationen regelmäßig für Schlagzeilen. Sie gelten für viele als die Guten, die Klarheit schaffen über die Dinge, die die Mächtigen lieber verborgen halten würden.

Aber derzeit droht der erfolgreichen Enthüllungsplattform das Ende. Wikileaks stecke in einer finanziellen Krise, teilte das Projekt am Mittwoch mit. Um wie bisher weitermachen zu können, bräuchte die Organisation eine Million Euro. Denn die Kassen sind leer: Ende Juni waren die Geldreserven auf 100.000 Euro zusammengeschrumpft.

Die Schuld für dieses finanzielle Fiasko liegt laut Wikileaks bei den Kreditkartengesellschaften Visa und Mastercard. Da das Assange-Projekt sich hauptsächlich über Spenden finanziert, greift es dafür auf die Hilfe mehrerer Stiftungen zurück. Über die Wau-Holland-Stiftung war das meiste Geld eingegangen. Doch im Herbst 2010 stoppten Visa und Mastercard den Spendenfluss an die Netzaktivisten. Wikileaks behauptet, wegen dieses Boykotts etwa 20 Millionen US-Dollar eingebüßt zu haben, was die ganze Organisation schwer geschädigt habe.

Inzwischen hat aber in isländisches Gericht die Sperrung der Spendenkonten der Enthüllungsplattform durch Mastercard und Visa für gesetzeswidrig erklärt. Und neuerdings kann über einen Umweg wieder per Kreditkarte gespendet werden, und zwar über den "Französischen Fonds für die Verteidigung der Netzneutralität" (FDNN).

Das heißt aber noch nicht, dass jetzt das Geld wieder in Strömen auf die Wikileaks-Konten fließen wird. Assange und sein Projekt haben einen ziemlichen Imageschaden hinnehmen müssen, der Australier kam in mehreren Büchern von Journalisten und ehemaligen Vertrauten nicht sonderlich vertrauenswürdig rüber, sondern wirkte beizeiten wie ein machtbesessener, von Verschwörungstheorien besessener Sturkopf.

Nichtsdestotrotz ruft Wikileaks weltweit zum Spenden auf und hofft, dass das französische Zahlungsgateway geduldet wird. Sollte es ihnen nicht gelingen, die Probleme in den Griff zu bekommen, warten schon ähnliche Nachfolgeorganisationen auf ihren großen Durchbruch, wie zum Beispiel die Homepage openleaks.org, die von früheren Assange-Vertrauten gegründet wurde und ein besseres und glaubwürdigeres Wikileaks sein will.

Denkst du, dass Wikileaks seine derzeitige Krise überleben wird? Oder droht der Enthüllungshomepage schon bald das Aus? Würdest du für Wikileaks spenden oder versuchen, andere Menschen davon zu überzeugen?

Text: sophie-kobel - Illustration: Torben Schnieber / Bild: dpa

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