Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Welche Belohnungsrituale gibt es in deiner Familie?

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Die Kollegin Charlotte Haunhorst erzählte in der Redaktionskonferenz kürzlich von den alljährlichen Zeugnis-Belohnungsessen, die in ihrer Familie am Ende jedes Schuljahres abgehalten wurden. Man ging dabei zum leicht angestaubten, ortsansässigen Griechen, reichte familienintern die Zeugnisse durch, bestaunte sie mal mehr, mal weniger und stieß dann vor allem darauf an, dass endlich wieder ein ganzes Jahr geschafft war.

Viele Familien verfolgen solche Belohnungsstrategien für die Bildungsfortschritte ihrer Kinder. Einerseits um das in der Kindheit maßgeblich von der Schule strukturierte Jahr mit tröstenden Etappenzielen zu versehen, andererseits um die im Alltag so versprengten Familienmitglieder auch unterm Jahr mal wieder an einen Tisch zu bringen.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Und ein bisschen geht es bei solchen Unternehmungen natürlich immer auch darum, den Bildungsfleiß der Kinder anzustupsen. Die Motivation aufrecht zu erhalten, beim Fassen neuer Vorsätze nachzuhelfen („Nächstes Jahr bringst du es aber auf eine Drei in Mathe statt einer Fünf, ja?“) und allgemein das Bewusstsein dafür zu stärken, dass Schule, Leistung und Karriere im Leben nicht zu vernachlässigen sind.

Nach den Schulzeugnissen geht es dann meistens noch eine Weile so weiter: Das Abizeugnis als der krönende Abschluss wird oft nicht nur mit einem großen Essen, sondern auch mit größeren Geldsummen oder sogar dem Führerschein belohnt, zum Bachelor gibt es Reisen oder Schmuck, zum Master ein Erbstück und erst dann neigt sich der der Etappenlauf der Bildungsgeschenke oder Belohnungsrituale allmählich dem Ende zu. Geschafft, das Kind ist im sicheren Hafen! Und dann? Fängt man vielleicht irgendwann selbst wieder damit an. Oder?

Welche Belohnungen oder Bedingungen waren mit deinen Bildungsfortschritten verknüpft? Fandest du das immer hilfreich, gar schön und gemeinschaftsstiftend oder auch ein bisschen doof, druckerhöhend, falsche Maßstäbe setzend? Wie würdest du es eines Tages mit deinen Kindern machen? Und wie sehen deine ganz privaten Etappenziele heute aus, belohnst du dich selbst, wenn du etwas geschafft hast? Hast du vielleicht immer noch jemanden, der dich belohnt? Oder hättest du vielleicht gern mal wieder ein Belohnungsritual für die kleinen Etappensiege des Alltags?

Text: martina-holzapfl - Bild: zettberlin/photocase.com

  • teilen
  • schließen