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Traurige Einsicht, mit nur 28 Jahren: Ich und das Chinesisch, das wird nichts mehr in diesem Leben. In der zwölften Klasse, nach dem Besuch des mitreißenden Berufsberaters, war ich mir sicher: Ich würde das lernen. Schriftzeichen für Schriftzeichen. Ich würde Sinologie studieren, dann einen Job in China annehmen, dann, relativ kurz darauf, in Geldscheinen baden. Guter Plan, dachte ich. Zehn Jahre später weiß ich: Das war's. Chinesisch ist was für Blitzgescheite und Überfleißige, zu denen ich, auch das eine bittere, aber nötige Einsicht: leider nicht gehöre.

Sie wird mit dem Alter länger, die Liste der Dinge, die wir, realistisch gesehen, nicht mehr hinkriegen werden. Helmut Schmidt, dem heute zum 95. Geburtstag allseits salbungsvolle Glückwunsche entgegenschallen, hat nun verkündet: Ins Ausland werde er in diesem Leben nicht mehr reisen. Sein Besuch in Moskau vor zwei Wochen wird der letzte Ausflug hinter deutsche Grenzen sein. Punkt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Kopf hoch: Dinge von der To-Do-Liste zu streichen, kann auch gut tun!

Eigentlich schlimm, diese Einsicht, die Akzeptanz der eigenen Endlichkeit, oder? Wobei die Sache beim steinalten Schmidt natürlich etwas anders liegt als bei mir, dem ja statistisch noch 60 Jahre bleiben, alles zu machen was ich will. Auch der faulste Hund kann Chinesisch in 40 Jahren lernen! Trotzdem ist mir bei manchen Dingen schon jetzt klar, dass es dorthin keinen Weg mehr für mich gibt, zumindest keinen würdevollen. Zum Beispiel in die Karriere als Snowboardprofi. Auch den Gedanken, irgendwann mal Millionär zu sein, habe ich gestrichen. Natürlich ist da theoretisch noch einiges drin an potenziellen Firmengründungen oder Lottogewinnen - aber mal ganz nüchtern und montagmorgendlich nachgedacht, wird aus mir kein wirklich reicher Mann mehr werden.

Irre schlimm ist das gar nicht. Denn das Verkleinern der eigenen To-Do-Liste kann ja auch ein erleichterndes Gefühl sein: Endlich weg mit dem kruden Traum vom Chinesisch! Stattdessen einsehen, dass es mehr als okay ist, mit Italienisch auf VHS-Niveau in den Abruzzen Calzone zu bestellen, solange die Sonne scheint und eine gute Frau dabei ist!

Aber nun zu dir: Womit hast du abgeschlossen? Von welchen Dingen ahnst du schon jetzt, dass dort kein Weg mehr hinführt? Wovon sagst du: "Das war's" - und was macht diese Einsicht mit dir?


Text: lucas-grunewald - Foto: dpa

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