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Was war dein größter Talent-Irrtum?
Joe Zee, heute 42 Jahre alt, zog nach seinem Schulabschluss nach New York, um dort als Musiker zu arbeiten. Seine Eltern hatten ihn von klein auf dazu gedrängt, mehrere Instrumente zu lernen und diese perfekt zu beherrschen. Im Laufe der Zeit fand er selbst Gefallen an dem Gedanken, eines Tages mit der Musik sein Geld zu verdienen. Doch kaum in New York angekommen, entdeckte er seine inbrünstige Begeisterung für die Welt der Modemagazine und wechselte auf ein College für Modejournalismus. Schnell fasste er Fuß bei Zeitschriften wie Allure, W und Elle - von letzterer ist er heute Creative Director. Bis auf seine erste Geige rührte er seither nie wieder ein Instrument an.
Vielleicht ist das nicht die exemplarischste Geschichte für Talentirrtümer, immerhin sind Musik und Mode beides recht künstlerische Gebiete. Trotzdem wirft Zees Fall eine ganz bestimmte Frage auf: Wie oft glauben wir eigentlich, für etwas bestimmt zu sein, während etwas ganz Anderes eigentlich viel besser zu uns passt? Und wie lange brauchen wir dafür, es herauszufinden? Wie geht das überhaupt, das Herausfinden? Oft ordnen wir uns ja doch so ein, wie unsere Eltern uns einordnen – immerhin sind sie für gewöhnlich diejenigen, die uns von klein auf beobachten und uns in bestimmte Richtungen loben. Sie liegen dabei nicht immer richtig, vor allem, wenn ihnen noch irgendwelche eigenen nie ausgelebten Berufswünsche im Nacken sitzen.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Aber wollen wir mal nicht alles auf die Eltern schieben: Manchmal setzen wir uns auch selbst irgendwelche komischen Ideen in den Kopf. Besonders in den ohnehin verwirrenden Pubertäts- und Selbstfindungsjahren zwischen 13 und 18, wo wir plötzlich alle weltberühmte Fotografen, große Modedesigner oder hippe Bar-Besitzer werden wollen. Darauf versteifen wir uns dann, bis wir nach der zweiten halbherzigen Bewerbung an einer Kunsthochschule und dem ewig ausbleibenden Applaus unserer Mitmenschen feststellen, dass unsere vermeintliche Leidenschaft wohl doch nur zu einem netten Hobby taugt. Natürlich gilt das nicht nur für kreative Berufe. Einer wird Grundschullehrer und merkt erst Jahre später, dass er mit Kindern und Wissen vermitteln gar nichts am Hut hat und lieber Häuser entwerfen möchte. Ein anderer liebt das Kochen und erleidet im ersten Ausbildungsmonat bereits einen Nervenzusammenbruch, weil er kaum stressresistent ist.
Was war deine größte Talent- oder Interessenfehleinschätzung? Wie lange hast du gebraucht, bist du dich davon lösen konntest, um das zu tun, was dir dann wirklich leicht von der Hand ging? Bist du vielleicht gerade mitten drin in so einer Umorientierungsphase? Raus mit deinen beknacktesten Bemühungen und peinlichsten Fehltritten!
Text: mercedes-lauenstein - kallejipp / photocase