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Was ist für dich Zusammenhalt?

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Wer glücklich sein will, muss in Hamburg leben. Etwas zugespitzt kann so das Ergebnis der Sozialstudie zusammengefasst werden, bei der Forscher gemessen haben, wie die Deutschen ihr Gemeinwesen bewerten. Denn: Die Studie besagt, dass Zusammenhalt zufrieden macht. Und dass die Hamburger im innerstaatlichen Vergleich die sozialsten Deutschen sind.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Wie aber misst man die Qualität des gemeinschaftlichen Miteinanders? Zu den Faktoren, an denen die Sozialforscher in einer am Montag veröffentlichten Bertelsmann-Studie ihre Einschätzung festmachen, gehört, wie sehr sich Menschen emotional mit dem Gemeinwesen verbunden fühlen. Um das herauszufinden wählten die Forscher Fragen wie "Wenn Sie in eine schwierige Lage kommen würden: Gibt es für Sie einen Menschen, der Ihnen dann helfen würde?" Oder: "Wie sehr fühlen Sie sich als Deutsche/r?" Außerdem werteten sie Selbsteinschätzungen aus. Menschen ordneten ihr Verhalten also in Skalen ein, beispielsweise mussten sie sagen, ob sie "etwas für ältere Menschen oder Ausländer in ihrem Land" tun würden, "weil es im Interesse der Gesellschaft ist". Oder negativer: Wie schlimm sie es finden, eine "überhöhte oder ungerechtfertigte Forderung an eine Versicherung zu stellen, etwas zu kaufen, das vermutlich gestohlen wurde oder einen Verkehrsdelikt zu begehen".  

Die Studie besagt unter anderem, dass ein generelles Vertrauen in die Regierung und die Polizei und belastbare soziale Beziehungen sehr wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sind. Wenn man der Polizei vertraut, ist es für die Sozialforscher auch wahrscheinlich, dass man das Gemeinwesen besser bewertet.  

Die Forschungsergebnisse zeigen damit, dass sich der Zusammenhalt in Deutschland in den letzten Jahren vor allem in Westdeutschland verbessert hat. Sexuelle Minderheiten werden eher akzeptiert, die Angst vor Kriminalität hat ab- und das Vertrauen in staatliche Institutionen zugenommen. Besonders dort, wo viele Migranten wohnen, halten die Menschen eher zusammen. Und das, obwohl viele Deutsche Einwanderer stärker ablehnen als noch vor ein paar Jahren.  

Aber: Die Bertelsmann-Studie, aus der diese Ergebnisse stammen, ist eine Sekundärstudie. Das bedeutet, dass die Autoren aus den Ergebnissen anderer Studien die Kategorien ausgewählt und zusammengestellt haben, die ihnen für die Untersuchung des gesellschaftlichen Zusammenhalts besonders relevant erschienen. Und obwohl diese nach wissenschaftlichen Kriterien ausgewählt wurden, kann die subjektive Sicht auf eine gute Gesellschaft ganz anders aussehen. Muss ich wirklich der Polizei vertrauen, um mich für die Gesellschaft verantwortlich zu fühlen? Ist nicht beispielsweise mein politischer Kampf für Einkommensgerechtigkeit viel relevanter als eine Sympathie für die Regelwächter? Vielleicht sagst du auch, dass du Freundschaften noch viel höher bewerten würdest als die eher abstrakte Messung der Angst vor Kriminalität. Oder hat eine Nachbarschaft, in der du dich wohlfühlst, vielleicht einen viel positiveren Einfluss auf deine Bereitschaft, anderen zu helfen, als die Gewissheit, in einem relativ reichen Bundesland zu leben?

Was meinst du ist es denn, das eine soziale Gesellschaft ausmacht? Was ist für dich gesellschaftlicher Zusammenhalt?

Text: nicola-staender - Foto: dpa

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