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Was hat der Papst mit deinem Mittwochabend gemacht?
Da ist er also, der neue Papst. Jorge Mario Bergoglio hieß er, Franziskus wird er heißen. Ein Lateinamerikaner, der erste an der Spitze der katholischen Kirche. Einer, der sich um die Armen und benachteiligten kümmern wird – wenn er hält und umsetzt, was die Wahl seines Papst-Namens verspricht. Ein Reformer, zumindest gemessen an den Maßstäben der Reformwilligkeit der katholischen Kirche. Aber auch einer, dessen Gewand nicht frei ist von Flecken, der kritisiert wird wegen seiner Rolle während der argentinischen Militärdiktatur und seiner Ansichten zu Themen wie Verhütung und (Homo-)Sexualität.
Es hat nicht lange gedauert, bis man, so man denn wollte, aus allen Richtungen Meinungen und Analysen zum neuen Papst zu hören, sehen und lesen bekam. Es war die erste Papstwahl, die die Menschen über Smartphone-Eilmeldungen erreichte, oder über Tweets und Facebook-Statusmeldungen. Von #Habemuspapam über #Franciscus (und allen möglichen c- und k- Variationen der Schreibweise dieses Namens) bis zu #ReplaceMovieTitlesWithPope - die Hashtags liefen heiß, es wurde gejubelt und gewitzelt, was die 140 Zeichen hergaben.
Aber: Nicht wenigen war die Papstwahl vollkommen egal. Ein Blick auf die Eilmeldung, und dann schnell wieder schauen, dass die Schinkennudeln nicht anbrennen. Um 20:45 ist Anpfiff des Championsleague-Achtelfinales, featuring FC Bayern, der nach drei Minuten in einen Rückstand gerät. Die Freundin ist gerade aus dem dreiwöchigen Urlaub zurückgekommen, und mitten in die nette Ich-hol-dich-überraschend-vom-Flughafen-ab-Aktion weht dieser blöde weiße Rauch...
Frage also: Wie viel Papst-Aufregung war gestern Abend bei dir? Hast du gebannt von Sondersendung zu Sondersendung geschaltet? Im Minutentakt die Live-Ticker aktualisiert? Über Fortschritte, Rückschritte und mögliche Veränderungen der Kirche diskutiert? Ein Urteil gefällt? Oder einfach weitergemacht, als wäre es ein Mittwochabend wie jeder andere gewesen? Hat dein Abend trotz anderer Planung eine Papstwende genommen, weil sich plötzlich die Gespräche nur noch um Glauben und die Kirche oder zumindest um Südamerika oder die Attraktivität roter Schuhe drehten?
Wie viel Franziskus war bei dir gestern Abend?
Text: christian-helten - Foto: Getty