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Was hältst du von Schönheitsfehlern?
Irgendwann zwischen dem dreizehnten und dem sechzehnten Lebensjahr wurde sie ungefähr jedem zweiten Schüler verpasst: die feste Zahnspange. Anschließend musste man sich jahrelang nachts eine lose Spange einsetzen. Viele haben sie mit Absicht vergessen, andere trugen sie in den irrwitzigsten Farben und Mustern wie ein Statussymbol im Mund. Als ich das erste Mal auf dem Behandlungsstuhl Platz nahm, sagte der Kieferorthopäde mit entwaffnender Ehrlichkeit: „Wenn du zu uns kommst, bekommt du auf jeden Fall eine Zahnspange. Wir finden immer was!"
Heute habe ich ein sehr ebenmäßiges Gebiss. Früher war es kaum weniger ebenmäßig, höchstens die Schneidezähne kreuzten sich ein ganz klein wenig. Die meisten meiner Freunde haben ähnlich grade Zähne, weil ihre Eltern sie vor Jahren auf einen Behandlungsstuhl gesetzt haben. Doch genauso kenne ich Menschen, deren Eltern das bewusst vermieden haben – und die heute die leicht vorstehenden Eckzähne oder sonstige Unebenheiten mit Stolz tragen, weil sie sich durch sie von der Masse mit Spangenvergangenheit unterscheiden. Werden also vielleicht unter all den begradigten Beißern langsam die individuell geformten Gebisse zum Trend? Eine japanische Zahnklinik jedenfalls scheint davon auszugehen: Dort gibt es nun eine neue Behandlung, in der man sich künstliche schiefe Zähne auf die echten geraden aufkleben lassen kann. Das daraus resultierende etwas unperfektere Aussehen soll angeblich attraktiver auf das andere Geschlecht wirken sowie schüchterne Interessenten weniger abschrecken. Perfektion macht also Angst und Schönheitsideale sorgen für Langeweile. Drum freut man sich dann über schiefe Zähnen, hier und da Speck, einer Nase mit Höckerchen oder die platten Füßen eines anderen.
Ist das so? Was hältst du von sogenannten Schönheitsfehlern? Was passiert mit ihnen, wenn sie zum Trend werden? Hast du welche und welche findest du attraktiv? Und mal ganz grundlegend gefragt: Gibt es sie für dich überhaupt oder bist du völlig unabhängig von bestimmten Schönheitsidealen?
Text: nadja-schlueter - Foto: es.war.einmal.. / photocase.com