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Wann würdest du ein Jobangebot ausschlagen?

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Dass man sein Facebook-Profil und seine komplette Online-Präsenz besser im Auge behält, weiß inzwischen jeder halbwegs vernünftige und erfolgsorientierte Mensch im Netz. Dass alkoholdurchtränkte Partyschnappschüsse und verfängliche wie unnötige „Scheiße war ich gestern dicht"- Posts beim zukünftigen Chef nicht die abgebildete Heiterkeit auslösen, ist angekommen. Ungefähr die Hälfte aller Personalverantwortlichen machen sich nämlich inzwischen auch online ein Bild von ihren potentiellen Mitarbeitern. Um einen Blick auf die Profile der Kandidaten zu bekommen, werden sogar Leute angeheuert, die dem Bewerber ihre Freundschaft anbieten.

 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Bei den Bewerbern kommt dieses Screening allerdings gar nicht gut an. Nicht unbedingt, weil sie etwas zu verheimlichen hätten, denn die Profile sind meist sowieso vorher entmüllt worden. Sie fühlen sich in ihrer Privatsphäre verletzt und bespitzelt. Einer neuen Studie der North Carolina State University  zufolge, wirft die Methode vor allem ein schlechtes Licht auf das Unternehmen. Wenn Bewerber erfahren, dass ihre Profile durchleuchtet werden, ziehen sie häufig in Erwägung, den Job abzulehnen. Knapp 30 Prozent der Probanden gaben an, sie würden sich genau überlegen, ob sie den Job annehmen, wenn sie wüssten, dass sie gescreent wurden. Sie zweifelten an der Fairness, dem Vertrauen und der angemessenen Mitarbeiterführung der Firmen.

Die Teilnehmergruppe bestand allerdings ausnahmslos aus Studenten, die vermutlich aufgrund ihrer Ausbildung keine allzu großen Schwierigkeiten bei der Jobsuche haben dürften. Doch welche Ansprüche können diejenigen stellen, die vielleicht schon länger arbeitslos sind oder eine Familie ernähren müssen? In Zeiten der Wirtschaftskrise kann sich nicht jeder Mensch den Luxus leisten, ein Jobangebot abzulehnen, nur, weil einem die Methoden der Personalabteilung zuwider, der Chef unsympathisch oder die Kantine zu unbequem ist.

Vielleicht hast du schon mal eine Stelle ausgeschlagen, weil dir die Atmosphäre, der Ruf oder die Angestellten eines Unternehmens nicht gefallen haben. Auf welche Stellenanzeigen würdest du dich schon allein deshalb nicht bewerben, weil dir das Image der Firma zuwider ist? Oder bist du der Meinung, dass bei der Jobauswahl persönliche Vorbehalte keine Rolle spielen sollten, weil sie karriereschädigend sind?

Text: kristina-machalke - Foto: HerrSpecht - photocase.com

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