"Hören Sie, ich mache hier nur meinen Job", müssen Reporter, Polizisten und Fahrkartenkontrolleure oft sagen. Weil sie sich allein aufgrund ihres Berufs bei Mertesacker und der restlichen Menschheit unbeliebt machen. Der Ticker zur berufsbezogenen Wut.
daniela-gassmann
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Eigentlich hat der arme ZDF-Reporter Boris Büchler nach dem fast verpatzten WM-Spiel nur
, man kann ihm also nichts vorwerfen. Es ist nun mal sein Beruf, kritische Fragen zu stellen, vor allem nach so einer Leistung. Für Glückwünsche sind dann die Fans, die Freunde und die Merkel da. Trotzdem behandelte der verschwitzte Mertesacker den hartnäckigen Journalisten richtig pampig. Und darüber diskutiert man noch immer ausgiebig.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Illustration: Julia Schubert
Man behandelt sie schnippisch, laut und unfair - genau wie Per Mertesacker es tat. Dabei machen die armen Berufsdeppen nur ihren Job.
Was dabei niemand anspricht: Dieselbe Geschichte passiert jeden Tag vielen anderen Berufsdeppen. Damit meine ich die armen Menschen, die beim Arbeiten mies von uns behandelt werden. Zum Beispiel der glatzköpfige Berliner Fahrkartenkontrolleur, der zur falschen Zeit in die falsche Ringbahn (meine) gestiegen war und mich beim Schwarzfahren erwischt hatte. Dass ich 40 Euro bezahlen musste, war meine Schuld. Ich hatte kein Ticket gelöst, während der Herr nur seinen Job machte. Trotzdem wurde ich laut und schnippisch. Ich schimpfte, als wäre er verantwortlich für die teuren Bahnpreise, die komplizierten Automaten und das gemeine Schicksal. Dabei fühle ich mich sonst viel zu ausgeglichen und zu jung für unbegründetes Gemeckere. Egal, in diesem Fall war ich wohl Mertesacker und der Kontrolleur Boris Büchler.
Das Benehmen von Mertesacker und mir halte ich für ungerecht, aber weit verbreitet. Es ist nun mal so, dass manche Berufsgruppen die laute Wut der Menschen schüren. Mir fallen neben Journalisten und Kontrolleuren sofort Lehrer und die Polizei ein. Irgendwie kollidiert ihr Berufsverständnis, so ehrenwürdig es auch sein mag, oftmals mit unseren Interessen.
Was die anderen Geschichten angeht, frage ich lieber in den Kosmos: Bei wem wurdest du schon mal zum Mertesacker? Welchen Berufsdeppen habe ich in meiner Aufzählung vergessen? Findest du Mertesackers, dein und mein Verhalten in Ordnung - oder müssen wir uns dafür schämen? Vielleicht hast du ja auch Vorschläge, wie man diese Berufswut abbauen kann. Dafür wäre ich dankbar.