Beim Zähneputzen, beim Radfahren, beim Kochen: Jeder hat Momente, in denen er seine Gedanken besonders gut laufen lassen kann. Wann funktioniert dein Gehirn ohne dich und denkt von alleine?
nadja-schlueter
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Mein Leben ist viel besser, seit ich eine elektrische Zahnbürste habe. Zähneputzen, vor allem das am Abend, war schon immer der Moment des Tages, an dem ich das aktive Denken aus- und den Autopilot im Gehirn angeschaltet habe. Aber wenn einem dann im Autopilot auf einmal einfällt, dass die Wäsche seit drei Stunden fertig gewaschen in der Maschine rummüffelt, kann man leider immer noch das Putzen unterbrechen und mit der im Mund eingeklemmten Bürste den Wäschekorb durch die Wohnung tragen. Mit der elektrischen Zahnbürste geht das nicht. Sie ist zu schwer, um sie im Mund herumzutragen, man muss sie festhalten. Und sie hat einen Timer. Nach zweieinhalb Minuten ruckelt sie und ich weiß: Genug geputzt, alles sauber jetzt!
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Illustration: Julia Schubert
Und sie so: "Denkdenk..."
Diese zweieinhalb Minuten sind meine Autopilotdenkminuten. Ich setze mich auf den Rand der Badewanne, lasse die Bürste schrubben und die Gedanken mit dem Bürstenkopf kreisen. Wenn mir dann die Wäsche einfällt, sagt das Gehirn „Erst mal zu Ende putzen“ und denkt weiter, ganz ohne mein Zutun. Das ist sehr entspannend. Ich kenne das auch vom Radfahren, morgens, in die Redaktion. Das pfeift mir den Kopf gut durch und er denkt über aktuelle Sorgen und Aufgaben nach, ganz automatisch, ohne schlimmes, zermürbendes Grübelgefühl. Wenn es in Strömen regnet und ich die S-Bahn nehmen muss, fehlt mir das und ich komme viel unausgeglichener in der Redaktion an.
Jeder hat diese Autopilotmomente. Bei manchen kommen sie unter der Dusche. Bei manchen beim Kochen. Bei anderen, wenn sie mit dem Hund spazieren gehen. Wann kannst du dein Gehirn am besten treiben lassen?