In Bulgarien besetzen Studenten ihre Uni, um gegen eine Entscheidung des Verfassungsgerichts zu protestieren. In Deutschlang bleibt es dagegen ruhig, trotz des Beschlusses, Annette Schavan in den Hochschulrat der LMU zu holen. Was muss denn noch passieren?
johannes-drosdowski
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Für die Protest-Bewegung der „früh erwachenden Studenten“ in Sofia ist klar, dass sie etwas an der politischen Lage in ihrem Land ändern wollen. Im Juni wurde Deljan Peewski, Mitglied der Regierungspartei „Bewegung für Rechte und Freiheiten“, vom Parlament zum Chef der Staatlichen Agentur für Nationale Sicherheit gewählt. Ein Aufschrei ging durchs Land und wegen der Massenproteste wurde die Ernennung schon einen Tag später rückgängig gemacht.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Illustration: Julia Schubert
Das Problem? Peewski ist Medienmogul, scheint enge Verbindungen zur organisierten Kriminalität zu haben und profitiert von Korruption und Vetternwirtschaft in der Politik. Seine sonstigen politischen Ämter musste er nicht abgeben, dafür hat das Verfassungsgericht gesorgt. Als dann auch noch dessen Vorsitzender bei einer öffentlichen Vorlesung in der Universität eine kritische Frage zu dem Fall einfach nicht beantwortete, sondern das Gebäude verließ, reagierten die Studenten. Mit der Erlaubnis ihres Rektors besetzen sie nun die St. Kliment Ohridski Universität, legen Lehrveranstaltungen lahm, fordern die Auflösung des Parlaments und Neuwahlen. Die Aktion der Studenten wird als Signal an die gesamte Zivilgesellschaft gewertet und könnte eine neue Protestwelle wie die im Juni auslösen.
In der Zwischenzeit gehen die Münchner Studenten brav zur Uni, lernen, schreiben Hausarbeiten und scheinen sich (größtenteils) nicht über den Beschluss des Senats der Ludwig-Maximilian-Universität zu empören, dass Annette Schavan in den Hochschulrat der LMU einzieht. Die Annette Schavan, der die Universität Düsseldorf den Doktortitel wegen "vorsätzlicher Täuschung" entzogen hatte. Die Annette Schavan, die Initiatorin und Mitgestalterin fragwürdiger Uni-Reformen wie etwa der Exzellenzinitiative und der Semestergebühren ist.
Trotzdem geht hier niemand auf die Straße. Generell scheinen das kaum noch Studenten für ihre Bildung zu tun. Was ist da los? Sind die deutschen Studenten einfach zu faul? Geht es ihnen zu gut für eine Demo? Oder haben sie einfach nur Angst davor, öffentlich Kritik zu üben?
Findest du Schavan im Hochschulrat angebracht? Wo ist dein Aufschrei? Wo ist deine Demonstration? Hast du noch nicht darüber nachgedacht, die Uni zu besetzen, um die Situation im Bildungswesen zu verbessern? Oder ist die eigentlich eh viel zu gut, um mal so richtig zu protestieren? Was bringt dich auf die Palme? Wofür kann man dich protestieren sehen?