Am Wochenende herrschte eine gewisse Aufregung auf den Lokalseiten der Berliner Zeitungen. Die Bahn, stand dort zu lesen, sei im Begriff ihr Leihrad-System komplett zu verändern bzw. eigentlich ad absurdum zu führen. Wie in einigen anderen Städten auch, konnte man sich in Berlin bisher mittels eines Mobiltelefons eines der auffälligen Bahnräder freischalten lassen und damit gegen Gebühr durch die Stadt pedalieren, solange bis man sein Ziel erreicht hatte und das Fahrrad an einer Kreuzung wieder für den nächsten abstellte. Eine praktische Sache für alle, die in der Stadt zu Gast waren, vom Fahrraddieb heimgesucht wurden oder einfach spontan mit dem Rad abkürzen wollten.
Jetzt aber, ist es mit dieser Freiheit vorbei. Fortan müssen die Räder wieder an einer gekennzeichneten Bahnrad-Station abgegeben werden. Man kann damit also nicht nach Hause fahren, man kann nur zu der Bahnradstation fahren, die der Wohnung am nächsten liegt. 80 solcher Stationen sollen ab Mai in Berlin eingerichtet sein. Dieses System kennen wir von,....richtig, vom öffentlichen Nahverkehr. Bus und U-Bahn halten ja auch nicht überall, sondern nur an ihren festen Stationen. Was aber bringt das beim Fahrrad, das ja doch ein schwer individuelles Fortbewegungsmittel ist? Angenommen, ich müsste von A nach B, wie weiß ich dann, ob und wo bei B eine Station zur Abgabe in der Nähe ist? Und was für einen Vorteil habe ich noch vom Rad, wenn ich danach doch wieder einen Kilometer laufen muss?
Die Bahn führt an, mit dem neuen System werde die Ausleihe einfacher, da man an den Stationen direkt mit Karte bezahlen kann, außerdem sei so immer gewährleistet, dass man ein Bahnrad findet – sofern man eben die richtigen Stellen kennt. Offiziell gilt die Umstellung in Berlin als Pilotprojekt, dürfte aber bald auch auf andere Städte ausgeweitet werden.
Schade, oder? Waren die wilden Räder nicht eine der wenigen sympathischen Seiten der Bahn? Hast du die Leihräder schon mal benutzt? Welche Erfahrungen hast du damit gemacht und wie findest du das neue System? Kennst du Leihrad-Angebote aus anderen Städten?
Text: max-scharnigg - Foto: ddp