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Trinkst du noch Bionade?
Mann, war das alles eine tolle Geschichte. Der Braumeister Dieter Leipold erfand Mitte der Neunziger die Bionade, eine Limonade auf der Basis von vergorenem Malz. Ein simples und natürliches Produkt also, das Leipolds Stiefsohn, der Diplombraumeister Peter Kowalsky, mit genau dieser Botschaft in den Markt schob. Und der Markt war nett zur Bionade. Das Getränk fand sogar sowas wie eine natürliche Heimat: Berlin. Die Regierung und ganz viele wichtige Menschen begaben sich Ende der Neunziger in die Hauptstadt, um dort alles neu zu machen. Die Bionade passte zur Aufbruchsstimmung in der Stadt, sie wurde in den neu eröffneten Kneipen das Symbol für die bessere Welt. In dieser Welt sollte der Konsum klüger werden und immer wieder war die Bionade das Vorbild. Schließlich wurde sie sogar dazu verwendet, all den Neu-Berlinern und ihrer Lebensweise, dem Lifestyle of Health and Sustainability, einen Namen zu geben. Als der Zeit-Autor Henning Sußebach den Prenzlauer Berg portraitierte, schrieb er in seinen tollen Text das Wort vom „Bionade-Biedermeier“. Wahrscheinlich waren die guten Tage der Limo aus Ostheim in der Röhn mit der Veröffentlichung dieser Zeilen gezählt.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Die Bionade hatte ein Genre begründet, das Genre der Biobrausen. Mittlerweile gibt es viele Nachahmer, viele große Getränkeabfüller haben ihren Bionade-Remix im Angebot. Das ist aber nur einer der Gründe, warum sich das Original nicht mehr so gut verkauft. 2008 verlangten die Ostheimer plötzlich gut 30 Prozent mehr für das Getränk. Vom „Premiumaufschlag“ war die Rede. Viele Konsumenten wollten die Begründung nicht nachvollziehen und ließen die Kästen stehen.