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Sollen schwule Fußballer sich outen?
Derzeit ist auf vielen Sportblogs von einer „Aktion Libero“ zu lesen. Dahinter verbirgt sich eine gemeinsame Initiative deutscher Sportblogger gegen Homophobie im Fußball. Es gibt eine gemeinsame Erklärung gegen Intoleranz gegenüber Homosexualität im Fußball, viele Blogs schrieben außerdem eigene Beiträge zum Thema.
Homophobie ist ein Problem im Fußball. Schiedsrichter werden als „schwule Sau beschimpft“, wenn im Training ein Pass nicht fest genug gespielt wird, kann es vorkommen, dass der Coach sich über diesen „schwulen Pass“ beschwert. Wenn Homosexualität im Zusammenhang mit Fußball auftaucht, ist der Hintergrund meistens negativ, heißt es in einer Erklärung der Aktion Libero. Man finde dann „mindestens unreflektiertes Verhalten, manchmal Unsicherheit, schlimmstenfalls echte Intoleranz.“
Fast zeitgleich mit der Blog-Aktion outete sich David Testo, ein Fußballprofi, der in der kanadischen Liga kickt. „Es ist unglaublich schwierig, als Profisportler zu leben und schwul zu sein“, sagte er.
In Deutschland fehlt ein solches Outing weiterhin, obwohl jedem klar sein dürfte, dass unmöglich alle Profis hetero sein können. Dirk Leibfried und Andreas Erb, Autoren des Buchs „Das Schweigen der Männer“, sagen in einem Interview: „Wir haben breit recherchiert, von Amateurvereinen über Proficlubs bis zur Nationalelf. Tatsächlich ist Homosexualität überall ein Tabu. Und tatsächlich gibt es auf allen Ebenen homosexuelle Spieler, die ihre Neigung bislang noch nicht öffentlich gemacht haben.“
Was los wäre, wenn hierzulande ein Profi das Schweigen brechen würde, kann niemand vorhersagen. Ziemlich sicher ist: Er wäre tagelang Thema in allen Medien und müsste mit Häme in den Stadien rechnen. Das sind auch die Hauptgründe, die Spieler wie Philipp Lahm oder Tim Wiese aufzählen, wenn sie in ihren Interviews oder Büchern ihren Kollegen von Outings abraten.
Es gibt aber auch Stimmen, die ihnen widersprechen. Bayernstürmer Mario Gomez hat schwule Fußballer schon vor einem Jahr in einem Bunte-Interview ermutigt, sich zu outen. Sie könnten dann befreit aufspielen, Schwulsein sei doch längst kein Tabuthema mehr. Es gibt zumindest im Amateurbereich Beispiele, die diese Einschätzung bestätigen, und auch der schwule Ex-Fußballer Marcus Urban, Autor des Buchs „Versteckspiel“, hat das Gefühl, dass die Zeit nun langsam gekommen sei. In einem (ebenfalls im Rahmen der Aktion Libero erschienenen) Interview sagt er: „Wir sind jetzt an einem Punkt, wo das kippt, wo es darum geht, mutig zu sein und neue Freiheiten dazu zu gewinnen. Ich glaube, dass die Zeit dafür reif ist und ich denke, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird, bis schwule Fußballer durchschnittlicher und normaler werden.“
Was glaubst du? Werden schwule Profis sich bald outen? Sollten sie das tun? Wenn ja, was wäre der richtige Weg? Oder ist der Raubtierkäfig Fußball zu brutal und würde offen schwule Spieler brutal niedermachen?
Text: christian-helten - Foto: ap