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Neue Nachricht von Mama
Einmal die Woche, das hatte ich mir vorgenommen, als ich zu Hause ausgezogen bin. Mindestens einmal die Woche wollte ich meine Mutter anrufen und Bescheid sagen, dass es mir gut geht. Geschafft habe ich diesen Rhythmus seitdem nie, glaube ich. Es war immer so viel los. Inzwischen haben wir trotzdem einen Weg gefunden um in Kontakt zu bleiben: Wie mit meinen Freunden chatte ich auch mit meiner Mutter über einen Messenger.
Chatten kann man vom Hörsaal genauso gut wie aus dem Großraumbüro. Ein Telefonat dagegen erfordert Ruhe und Aufmerksamkeit - und nicht immer will man diese knappen Ressourcen ausgerechnet für ein Gespräch mit den Eltern verbraten. Weshalb meine Mutter und ich mit unserem Kommunikationsmittel im Trend liegen.
Das amerikanische Wall Street Journal schreibt diese Woche unter der Überschrift “Mom, Stop Calling, I'll Text You All Day” über genau dieses Phänomen: Die heute 20- bis 30-Jährigen seien die erste Generation mit technik-affinen Eltern, heißt es dort. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten der generationsübergreifenden Kommunikation. Und für viele junge Leute sei ein Chat leichter im Alltag unterzubringen als ein Telefonat. Darum hätten in den USA viele bereits einen Handyvertrag mit nur wenigen Freiminuten - dafür aber einem großzügigen Datenvolumen.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Mama anchatten? Machst du das?
Die Familientherapeutin Karen Ruskin empfiehlt im Artikel jungen Erwachsenen und ihren Eltern, in Ruhe zu besprechen, mit welchen Kommunikationswegen sich alle Beteiligten wohl fühlen. Dieses Gespräch sollte man vielleicht am besten persönlich führen.
Auch im Chat muss meine Mutter manchmal öfter nachfragen, bis ich es endlich auf die Reihe bekomme zu antworten. Trotzdem fühle ich mich damit wohler als mit den ständigen verpassten Anrufen. Wir haben inzwischen sogar einen Familienchat, in dem auch mein Bruder Mitglied ist. Da reden alle fast genauso chaotisch durcheinander wie früher zu Hause am Küchentisch. Auch wenn ein echtes Familientreffen dadurch natürlich nicht zu ersetzen ist.
Wie technikbegeistert sind deine Eltern? Haben sie ein Smartphone, sind sie auf Facebook? Nutzt du diese modernen Möglichkeiten, um mit Mama und Papa in Kontakt zu bleiben, oder hälst du sie in deiner digitalen Existenz lieber auf Abstand? Ist dir das gute alte Telefonat am Ende gar immer noch am liebsten?
Text: christian-endt - Foto: dpa