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Neben der Spur?

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Das Leben im Straßenverkehr ist nicht einfach. Dauernd muss man Rücksicht nehmen. Und, wie sagte schon Sartre so treffend: "L'enfer, c'est les autres"! Die Hölle, das sind immer die Anderen. Sitzt man im Auto, schimpft man über die Trekkingnerds auf ihren Rädern, sitzt man auf dem Rad, verflucht man die Lackaffen hinterm Steuer. Rast einen auf dem Rad ein anderer Radler halb zu Tode, erklärt man ihn zum anstaltentflohenen Psychopathen, versperrt einem selbst mal jemand durch sein Getrödel den Weg, gelüstet es einen nicht übel, ihn einfach seitlich wegzurammen. Nein, das Leben im Straßenverkehr ist nicht leicht. Überhaupt das Leben in Gesellschaft ist nicht leicht. Wie kann man es also verbessern?

Zum Beispiel, in dem man sich in Toleranz und Geduld übt. Oder aber, in dem man einfach mal ein bisschen aufräumt. Dem Menschen seinen Platz zuweist, damit er gefälligst weiß, wo er sich mit seinem spezifischen Interesse aufzuhalten hat ohne öffentliches Ärgernis zu erregen: Kinder kommen in den Spielbereich, Raucher in den Raucherbereich und, um jetzt endlich mal die Kurve wieder zu der Sache mit dem Fahrradfahren zu kriegen: Langsamradler in den Langsamradlerbereich und Schnellradler in den Schnellradlerbereich.

Richtig, letzteres gibt es gar nicht. Noch nicht! Denn in England wird gerade darüber diskutiert, ob es nicht vielleicht sehr sinnvoll wäre.

Eine Tatsache, die wir in diesem Text bisher aufschreiprophylaktisch verschwiegen haben: Es handelt sich bei der Diskussion um die Schnellradlerspur um eine etwas sexistische Überlegung. Die Zeitung dailymail.co.uk spricht nämlich gar nicht so unisex von Schnellradlern vs. Langsamradlern wie wir es hier tun, sondern von Männern vs. Frauen. Die Gehetzten seien demnach meist die Männer, die Gemächlichen die Frauen. Und das ist angeblich kein denkfaules Klischee, sondern statistische Tatsache. Das sogenannte „Department of Transport“ beruft sich bei diesen Erkenntnissen nämlich auf seine neueste „cycling data“: Frauen führen nun einmal langsamer als Männer. Ihre modischen Vorlieben erlaubten das oft auch gar nicht anders: Wer in Rock und Heels und mit Handtasche auf seinem schönen Hollandrad unterwegs ist, fährt nun mal etwas bedachter als der natürlich per se uneitle Mann mit flachen Schuhen, praktischer Lycra-Bekleidung und seinem 78-Gang-Tourenrad. Frauen sei es außerdem wichtig, offensichtlich ebenfalls ganz im Gegensatz zu Männern, nicht total verschwitzt in der Arbeit anzukommen.

Puh, was sagt man dazu? Harte Daten! Könnte was an ihnen dran sein? Jetzt kommst du ins Spiel. Sag uns, was du von der Idee mit der zweiten Spur hältst. Ist das die Zukunft des urbanen Radlertums? Sag uns, zu welcher Fraktion der Radler du gehörst und warum. Und vergiss dabei bloß eines nicht: Dich zu deinem Geschlecht zu bekennen. Damit wir endlich wissen, woran wir sind.

Text: mercedes-lauenstein - Foto: dpa

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