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Lanz, Bieber, raus!

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Bei Online-Petitionen gab es bisher zwei Kategorien: Die erfolgreichen Massenpetitionen („Keine Indizierung und Sperrung von Internetseiten“, „Kein Lehrplan unter der Ideologie des Regenbogens“ und die entsprechende Gegenpetition) und Winz-Petitionen zu den Empfindsamkeiten von Kleingruppen und Privatpersonen („Ausbau der Internetleitung nach Nalbach bei Saarlouis“, 34 Unterschriften, „Felix Magath muss zum HSV“, 96 Unterschriften). 

Nun hat sich seit ein paar Tagen allerdings eine dritte Kategorie dazugeschlichen: Petitionen zu den Empfindsamkeiten von Privatpersonen, die zu Massenbewegungen werden. So geschehen in den Fällen Markus Lanz und Justin Bieber. Beim Fernsehmoderator Lanz fühlte sich eine Leipzigerin von Lanz’ Umgang mit der Linken-Vorsitzenden Sahra Wagenknecht gestört und forderte „Raus mit Markus Lanz aus meiner Rundfunkgebühr“. 230.000 Menschen sahen das genauso, mittlerweile hat Markus Lanz sich entschuldigt.  

Zeitgleich gibt es gerade eine Petition, in der mittlerweile 180.000 Amerikaner die die Ausweisung des Kanadiers Justin Bieber aus ihrem Land verlangen. Als Begründung wird angeführt: „We the people of the United States feel that we are being wrongly represented in the world of pop culture. We would like to see the dangerous, reckless, destructive, and drug abusing, Justin Bieber deported and his green card revoked.“ Da die amerikanische Regierung zu Petitionen mit über 100.000 Unterschriften öffentlich Stellung beziehen muss, wird wohl auch Barack Obama um das Thema nicht rumkommen. Bieber selbst hat sich mittlerweile zumindest der kanadischen Polizei gestellt, die ihn wegen des Vorwurfs der Körperverletzung suchte. Dass er ins Gefängnis kommt und die Petition sich deshalb von alleine erledigt, ist allerdings unwahrscheinlich.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Bye bye Bieber?

Nun kann man argumentieren, dass diese Petitionen ja ihre Berechtigung haben müssen, wenn so viele Menschen sich von Markus Lanz und Justin Bieber maßgeblich in ihrem Leben gestört fühlen. Andererseits sind diese Personen, auch wenn sie natürlich bewusst im Rampenlicht stehen und damit viel Geld verdienen, keine Unterhaltungsroboter. Und es ist sicher nicht lustig, zu wissen, dass rund 200.000 Menschen einen zum Kotzen finden. Und entwerten derartige Hass-Petitionen nicht auch ein wenig den Wert von relevanten politischen Anliegen, für die Petionen ja ursprünglich gedacht waren?  

Was ist deine Meinung zu dem Thema? Hast du als großer Lanz-Bieber-Hasser vielleicht schon unterschrieben? Dümpelt deine Petition für vegetarische Gerichte in der Mensa gerade nur noch vor sich hin, weil alle nur auf Lanz schielen? Oder glaubst du eh nicht an die Wirkung von Online-Unterschriftenaktionen und ignorierst deshalb die ganze Aktion?

Text: charlotte-haunhorst - Foto: reuters

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