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Kunststopfer: Kümmerst du dich um deine Sachen?

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Das vergangene Wochenende habe ich damit verbracht, in der Wohnung all die Klamotten zusammenzusammeln, die aufgrund von Verschleißerscheinungen nicht mehr tragbar waren. Darunter waren drei Wollpullover mit Ellenbogen-Löchern, eine Mottenbefallener Strickjacke, zwei Jeans mit Löchern in  den Hosentaschen und an den Knien und zwei Paar selbstgestrickte Socken mit hohlen Sohlen. Die Reparaturarbeiten haben zwei Spielfilmlängen und vier Langspielplatten lang gedauert und waren nicht unanstrengend.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



 Früher, als ich klein und die Erwachsenen groß waren, gab es in fast allen Familien einen Korb, in dem sich Kleidungsstücke befanden, die wegen kleiner und größerer Löcher aus der Rotation genommen worden waren und darauf warteten von der  Dame des Hauses mit einer Nähmaschine, Stopf-Ei, Stopfnadel oder anderem sachdienlichem Gerät wieder auf Vordermann gebracht zu werden. Durch verwandtschaftliche Osmose und eine hartnäckige Handarbeitslehrerin lernte ich, wie man Knöpfe wieder annäht, Löcher stopft und Risse näht.
Mittlerweile komme ich mir allerdings recht altmodisch vor, wenn ich mit sichtlich selbst-reparierten Klamotten in die Öffentlichkeit trete. Andererseits glaube ich, dass reparierte Sachen – egal, ob das Häuser, Kleider, Möbel oder Fahrräder sind – vielleicht nicht schöner sind als neue, aber auf jeden Fall eine neue Qualität bekommen, wenn man ihnen ansieht, dass sich jemand um sie kümmert.

 Weißt du noch, wie man Löcher in Socken oder Pullovern stopft? Hast du das nötige Equipment, um deine Lederschuhe zu putzen? Und weißt du auch, wie oft und warum überhaupt man das tun sollte? Kannst du einen losen Knopf annähen? Und tust du es auch? Oder findest du, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis dieser Reperaturarbeiten angesichts der Klamottenpreise schon lange nicht mehr stimmt? Und es fast nichts altmodischeres gibt, als einen Menschen, der Löcher in Kleidungsstücken noch von Hand stopft?  Kann es sein, dass unsere Generation verlernt hat, wie man sich um seine Sachen kümmert?

Text: christina-waechter - Bild: siebensachen / photocase.com

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