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Ist dein Freundeskreis in beruflicher Hinsicht multikulti?

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Einmal war ich auf der Hochzeit einer Freundin, die Medizin studiert hat. Für mich war das interessant: Wir kannten uns noch aus Schulzeiten und aus eben jenen Schulzeiten war ich der einzige Gast. Die meisten anderen waren Studienkollegen. Mediziner also.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Noch dazu kam ihr Mann auch aus einer Medizinerfamilie. Ich war umringt von Doktoren und angehenden Doktoren, die sich den ganzen Tag über Praxen, Ärzte im Praktikum und manchmal auch über spezielle Diagnosen unterhielten. Ich meine das ernst: Es war ein interessanter Tag und Abend. Ich bin in eine neue Welt eingetaucht und habe Dinge erfahren, die ich in meinem Freundeskreis, in dem sich eben nur diese eine Medizinerin befindet, nie erfahren würde. Am nächsten Morgen erzählte ich meiner Mutter von der Feier und hörte mir dabei zu, wie ich sagte "Da waren wirklich nur Doktoren." Der Satz brachte mich zum Nachdenken. Ich ging meinen eigenen Freundeskreis durch und bemerkte, wie sehr er mit den Jahren von meiner Ausbildung und meinem Beruf durchwirkt worden war. Die Ursachen dafür kennt jeder. Wer gemeinsame Themen hat, unterhält sich leichter. Und wer geht schon abends aus dem Haus, nur weil er mal jemand Berufsfremden kennenlernen möchte? Macht ja niemand. Und doch wurde mir nach der Medizinerhochzeit bewusst, wie sehr Ausbildung und Beruf die Buntheit aus dem Leben ziehen. Die Lebenswelt wird zumindest in Teilen monothematisiert. Ein bisschen schrumpft auch der Erfahrungshorizont, weil man sich häufig über die Dinge austauscht, die man eh schon kennt. Klar weiß ich, dass ich selbst verantwortlich bin für meine Freundeskreis. Ich kann einer Rudergruppe beitreten oder bei der VHS einen Völkerballkurs belegen, jedesmal werde ich garantiert auf zumindest in beruflicher Hinsicht sehr verschiedene Menschen treffen. Nur bin ich dazu zu bequem. Es ist so einfach, mit dem vorhandenen Freundesportfolio durchs Leben zu gehen. Aber ist es richtig? Wünschst du dir manchmal einen besser diversifizierten Freundeskreis? Etwas mehr - Abwechslung? Tust du etwas dafür? Oder muss das gar nicht?

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