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Hintergrundgeräusche

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Eines der ersten Geräusche, das sich mir in den Kopf gebrannt hat, war das Knacken der Füße meines Vaters, wenn er die Treppe in Richtung Kinderzimmer hochgelaufen kam. Sobald ich das Knacken hören konnte, war klar, dass ich noch genau acht Sekunden Zeit hatte, das Buch unters Bett zu schmeißen, das Licht zu löschen und die Bettdecke über den Kopf zu ziehen. Auch wenn ich heute bei meinen Eltern bin, höre ich abends das Knacken auf der Treppe, und für kurzen Moment fühle ich mich wieder wie mit zehn Jahren, wenn ich beim heimlichen unter-der-Bettdecke-Lesen erwischt wurde.  

Mittlerweile habe ich meine eigene Wohnung, Altbau, mit richtig schweren Holzdielen, auf denen man selbst auf Zehenspitzen keinen unbemerkten Schritt machen kann. Allein durch das Knacken der Schritte weiß ich immer ganz genau, welcher meiner beiden Mitbewohner gerade in die Küche, ins Bad oder aufs Klo geht. Wirklich wahrgenommen habe ich diese Geräusche nie, sie waren einfach immer da. Allerdings muss ich mir von jedem Besuch, der über Nacht bleibt, am nächsten Morgen anhören, wie ich das denn bloß aushalte, das klinge ja wie in einem einsturzgefährdeten Haus, sie hätten die ganze Nacht Angst gehabt, dass ihnen der Boden unter den Füßen wegbrechen könnte.
Mich haben diese Geräusche noch nie gestört, im Gegenteil. Wenn der Boden knackt, dann weiß ich, dass jemand da ist, und es fühlt sich wieder ein bisschen an wie früher, einfach heimelig und geborgen.

Mit der Zeit sind immer mehr Geräusche dazugekommen, die man so eigentlich gar nicht wahrnimmt, aber die eine Wohnung erst zum Zuhause machen. Denn diese Geräusche gibt es tatsächlich nur in den eigenen vier Wänden, man lernt sie mit der Zeit kennen und gewöhnt sich an sie. Zum Beispiel das Rauschen in den Wasserrohren wenn einer duscht. Oder das Geräusch der Schlüssel, wenn jemand nach Hause kommt.  

Welche Geräusche sind typisch für dein Zuhause? Nerven sie dich, wenn du bei anderen zu Gast bist? Und hast du spezielle Geräusche abgespeichert, an denen du Eltern und Mitbewohner erkennst und auseinander halten kannst?

Text: julia-siedelhofer - Foto: secretgarden / photocase.com

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