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Frühstücksmilch und Partnerlook
Wer meiner Schwester Nessi und ihrer besten Freundin Anna beim Synchron-Frühstücken zusieht, der wird seinen verschlafenen Augen kaum trauen. Als allererstes bohren beide ihren Teelöffel tief in die Kakao-Tüte, befördern dann irgendwie einen riesigen Pulverberg heraus und lassen ihn in die jeweils eigene Spongebob-Tasse rieseln. Parallel. Genau zwei Löffel, dann wird die Milch dazu gegossen. Anschließend schmieren sie Nutella zwischen ungetoastete Weißbrotscheiben oder füllen an gesunden Tagen gleichgroße Portionen Müsli in ihre Schüsseln. Der Dresscode dazu: verstrubbelte Dutts, schwarze Leggins und wahlweise Tanktop oder das Poolparty-Shirt von der Abi-Fahrt.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Wenn Freunde viel Zeit miteinander verbringen, kann es sein, dass sie sich sogar bei der Müsli-Portion aneinander orientieren.
Wenn ich die beiden bei ihrer morgendlichen Choreografie beobachte, kommt es mir so vor, als würde Anna sich mit meiner Schwester die Mutter teilen – und nicht ich. Ihre Australienreise, ein halbes Jahr in der gemeinsamen WG und die lange Freundschaft haben sie zu eineiigen Zwillingen gemacht, zumindest was gewisse Gewohnheiten angeht.
Verwunderlich ist das nicht. Menschen passen ihre Verhaltensweisen nun mal automatisch aneinander an, wenn sie viel Zeit miteinander verbringen. Die Psychologie beschäftigt sich schon lange mit diesem Phänomen. Eine aktuelle Studie hat sogar herausgefunden, dass sich Freunde genetisch ähneln.
Ich habe mein Erbgut zwar noch nicht untersuchen lassen, kam mir aber vor ein paar Wochen selbst wie ein Freundinnen-Klon vor. Oder besser: Ich sah so aus. Ohne uns abgestimmt zu haben, saßen meine ehemalige Mitbewohnerin und ich im selben Outfit im Café. Beide trugen wir schwarze Used-Jeans zu grauen Strickpullis, darunter guckten zwei Bubikragen aus Spitze hervor. Als wäre der ungewollte Partnerlook nicht peinlich genug, bestellte jede von uns eine heiße Zitrone mit Ingwer. Danach haben wir uns geschämt, aber auch ein bisschen gefreut. Schließlich kann man diesen Vorfall ja als Freundschaftsbeweis sehen.
Hattest du auch schon mal ein ähnliches Erlebnis? Welche Gewohnheiten teilst du mit deinen Freunden? Essrituale? Gestik? Mimik? Marotten? Bestimmte Floskeln? Einen ähnlichen Klamottenstil? Oder andere Gemeinsamkeiten, die ich vergessen habe?
Text: daniela-gassmann - Foto: photocase.de / markusspiske