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Erklärungsnot

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„Eigentlich sollte man sich sofort so einen Spendeausweis besorgen.“ Ich habe diesen Satz schon einige Male gehört und ihn auch selbst gesagt. Besonders oft war das vor etwas mehr als einem Jahr der Fall, als SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier sich entschloss, die Politik mal eine Weile Politik sein zu lassen und seiner kranken Frau eine Niere zu spenden.  

Alllein, in die Tat umgesetzt haben diesen Satz weder ich noch die Freunde, von denen ich ihn in den Gesprächen über den Spendeausweis gehört habe. Eigentlich halten wir es für richtig, nach dem eigenen Tod jemand anderem mit einem Spendeorgan das Leben zu retten. Aber aus Vergesslichkeit, Faulheit oder Spenderausweis-Prokrastination sind wir nie losgezogen, um die Voraussetzungen dafür zu schaffen. Wir sind damit nicht allein: 70 Prozent der Deutschen wären bereit, selbst zu spenden. Einen Ausweis hat aber nicht mal jeder Vierte.

Bisher konnte man diese Frage ja auch ganz gut vor sich her schieben. Es gab einfach keine Erklärungsnot. Damit könnte es bald vorbei sein: Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) das Transplantationsgesetz ändern.

Zukünftig sollen sich alle gesetzlich und privat Krankenversicherten erklären müssen, ob sie zu einer Spende bereit sind. Die Befragungen sollen die Krankenkassen durchführen, wenn sie ihren Mitgliedern demnächst ihre neuen elektronischen Gesundheitskarten austeilen. Die Versicherten sollen sich eine von drei Antwortmöglichkeiten aussuchen können: Zustimmung, Ablehnung oder Vertagung – also die Erklärung, sich momentan nicht entscheiden zu wollen.

Was hältst du von diesem Vorschlag? Sollte jeder verpflichtet werden, sich mit dem Thema zu beschäftigen und eine Antwort zu geben? Geht dir das eventuell sogar nicht weit genug, weil man seine Entscheidung auch bei dieser Lösung noch verschieben kann? Würdest du dich zu einer Spende bereit erklären? Oder findest du, dass alles so bleiben sollte wie bisher?

Text: christian-helten - Foto: dpa

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